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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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Nachricht: Van der Ohe hatte die Kinder angehört, um sich ein Bild von ihren Wünschen und Bedürfnissen zu machen. Dabei sei er zu dem Schluss gekommen, dass ein dauerhafter und vollständiger Verlust ihres Onkels dem Wohl der beiden schaden könne, zumal so kurz nach dem Tod der Mutter.
    Die Nachricht wirkte auf Niklas wie der erste Sonnenstrahl nach einem langen, strengen Winter. Er freute sich über die Einsicht des Richters und erkundigte sich, wann er die Kinder wiedersehen dürfe.
    »Van der Ohe hat eine Art Vergleich vorgeschlagen«, berichtete Parese. »Der Gegner verpflichtet sich, Ihnen in monatlichen Abständen einen betreuten Umgang mit den kleinen Hosenscheißern zu gewähren, unter Vermittlung des Jugendamtes.«
    »Wie bitte?« Niklas wollte seinen Ohren nicht trauen.
    »Im Gegenzug versprechen Sie, außerhalb des geregelten Umgangsrechtes alle unerwünschten Kontakte mit den kleinen Rackern und den Eltern zu unterlassen. Auch an heiligen Feiertagen wie Weihnachten.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    »Es ist ein fairer Vorschlag. Auf dieser Regelung kann man aufbauen.«
    »Ein Vergleich kommt überhaupt nicht in Frage!«
    Tita Parese seufzte am anderen Ende der Leitung. »Das hat Nonninger auch gesagt.«
    »Sie schlagen mir etwas vor, das die anderen schon abgelehnt haben?«
    »Ich hatte gehofft, Sie hätten seit Ihrem Auftritt vor Gericht Vernunft angenommen.«
    »Vernunft ist nicht mein Problem. Ich habe ein Testament, und beim nächsten Mal spiele ich es auch aus.«
    »Wenn Sie das tun, brauchen wir gar nicht erst hinzugehen. Oder denken Sie, van der Ohe ist ein Idiot?«
    »Gewinnen Sie den Prozess für mich, dann muss ich es nicht darauf anlegen.«
    Niklas hielt van der Ohe nicht für idiotisch, im Gegenteil. Offensichtlich war der Richter ein kluger Mann. Er hatte eingesehen, dass man die Kinder ihrem Onkel nicht einfach wegnehmen konnte. Mit Olivers Aussage und ein bisschen Glück würden sie ihn vielleicht auch dazu kriegen, Petra zum Teufel zu jagen. Dann konnte Niklas endlich wieder ein normales Leben führen.

    Der zweite Verhandlungstag fand an Aschermittwoch statt, dem Tag, der den für Karnevalisten wie Anti-Karnevalisten gleichermaßen anstrengenden Wochen ein Ende bereitete. Über Nacht hatte sich eine leichte Schneedecke über die Stadt gelegt, aber hier und da waren noch Spuren der Narren zu entdecken. Selbst im Gericht grüßte der Pförtner hinter Girlanden-behängtem Panzerglas.
    Niklas freute sich, dass sein alter Freund Mattis heute dabei war. Tita Parese hatte ihn als Zeugen bestellt. Dass sie auch seine Mutter befragen wollte, hielt er für keine gute Idee, aber die Anwältin hatte sich durchgesetzt. Auch die Gegenseite hatte großes Interesse an einer Aussage von Frau Tiedemann, und so begann Nonninger, sie zum Auftakt der Verhandlung zu vernehmen.
    »Warum, glauben Sie, ist Ihr Sohn Niklas so auf seine Nichte und den Neffen fixiert?«
    »Nun, er kennt sie von klein auf. Man gewöhnt sich aneinander. Und nachdem ihr Vater verschwunden war, hat Niklas seiner Schwester und den beiden sehr geholfen. Vielleicht hat es damit zu tun, dass er selber keine Kinder haben kann.«
    Wolframs Anwalt legte die Stirn in Falten, als hätte ihn die Antwort verwirrt. »Können Sie dem Gericht sagen, warum Ihr Sohn keine Kinder haben kann?«
    »Einspruch, Herr Vorsitzender!«, rief Tita Parese. »Es ist hinlänglich bekannt, dass mein Mandant mit Männern schläft, was eine gewisse Hürde für die gemeinsame Fortpflanzung darstellt. Wir sind nicht hier, um meinem geschätzten Kollegen Nonninger Nachhilfe in einfachen biologischen Fragen zu erteilen.«
    Der Richter nickte, als spräche die Anwältin ihm aus der Seele. »Stattgegeben.«
    »Frau Tiedemann, haben Sie nach dem Tod Ihrer Tochter jemals daran gedacht, Ihre Enkel zu sich zu nehmen?«
    »Natürlich habe ich das.«
    »Warum ist es eigentlich nie dazu gekommen?«
    »Mein Sohn wollte die Kinder mit seinem Freund großziehen.«
    Niklas war froh, dass der Anwalt sich nicht nach Oliver erkundigte. Er könnte das triumphierende Gesicht von Petra nicht ertragen, wenn sie von der Trennung erfuhr.
    »Und das wollten Sie unterstützen, Frau Tiedemann?«
    »Nun, ich bin dreiundfünfzig Jahre älter als Hannes, und zu Lotte beträgt der Abstand immer noch einundfünfzig Jahre. Demnächst werde ich sechzig. Das scheint mir nicht das richtige Alter zu sein, um für zwei kleine Kinder zu sorgen. Zumal mit meiner bescheidenen Rente.«
    Niklas traute seinen

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