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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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mich mit seinem Zug piesacken, provozieren, mich zur Weißglut treiben? Damit ich mich ärgere und aus lauter Wut überhastet reagiere – und einen folgenschweren Fehler begehe, den er zu seinem Vorteil ausnutzen kann? Wir müssen darüber nachdenken, was …«
    »Was soll dieses blöde Geschwafel, Rainer?«, blaffte Tannenberg aggressiv dazwischen. »Das ist kein Spiel, das ist Realität. Dieser Irre meint es ernst, und zwar todernst.«
    Margot greinte auf und vergrub ihr aschfahles Gesicht unter der Kittelschürze.
    »Analytisch bleiben, Wolf!«, mahnte unverdrossen sein Gegenüber. »Wenn du die Kontrolle über dich und dein Verhalten verlierst, tust du genau das, was dieser Psychopath erreichen möchte.«
    »Du hast gut reden.«
    Dr. Schönthaler boxte seinem Freund leicht auf den Oberarm. Dann legte er einen Zeigefinger auf die Anzeige und ließ ihn zwischen den beiden Zahlenreihen hin und her hüpfen. »Wieso ausgerechnet diese beiden Daten, Wolf?«
    »Ja, was weiß denn ich?«
    »Geburtstag: 14.3.1956, Todestag: 9.8.2002. Hast du es noch immer nicht bemerkt? Das hier sind ganz andere Daten als die auf deiner Todesanzeige. Darauf waren nämlich dein Geburtstag und der 5. August als dein angebliches Todesdatum zu lesen.«
    »Doch, natürlich, aber …«
    Der Gerichtsmediziner würgte seinen alten Freund dadurch ab, indem er ihn abrupt am Handgelenk packte und fest zudrückte. Dabei sagte er mit anschwellender Stimme: »Und hier stehen zwei völlig andere Daten. Wir müssen uns mit folgender zentraler Frage beschäftigen: Gibt es jemanden, der am 14. März 1956 geboren und …«, er stockte kurz, rechnete, »sechsundvierzig Jahre später am 9. August 2002 gestorben ist? Es muss natürlich jemand sein, zu dem du in irgendeiner Form eine Beziehung hattest.«
    »Ach, das ist bestimmt nur wieder so ein blöder Joke von diesem Irren«, wandte Tannenberg ein. »Genau wie dieser Schwachsinn mit der Geldübergabe auf einem belebten Bahnhof. Das ist garantiert ein weiteres Irrlicht, das uns von unserem eigentlichen Weg abbringen soll, der nur ein einziges Ziel hat.« Seine Stimme schwoll bedrohlich an: »Nämlich Emma zu finden. Und zwar so schnell wie möglich.«
    »Nein, nein, das glaube ich nicht«, entgegnete der Pathologe betont ruhig. »Unser Gegner ist ein Spieler. Und diese beiden Daten sind Hinweise auf irgendetwas, das mit diesem perfiden Spiel zu tun hat.«
    »1956? Was für ein Scherzkeks! Das ist unser beider Geburtsjahr.«
    »Ja, das weiß ich auch. Vielleicht will er dich oder vielmehr uns darauf hinweisen, dass wir im selben Jahr wie er geboren sind.«
    Tannenberg blies die Backen auf. »Aber wozu?«
    Dr. Schönthaler strich sich mit der offenen Hand vom Adamsapfel zum Kinn, wo er die glatt rasierte Haut nachdenklich knetete. »Tja, wenn wir das nur wüssten.« Er verzog einen Moment lang das Gesicht zu einer Grimasse. Dann entspannte sich seine Mimik, und er sagte: »Dann gehen wir jetzt als Arbeitshypothese davon aus, dass Geburts- und Todesdatum zu ein und derselben Person gehören. Und zwar zu einer Person, die in irgendeiner direkten Verbindung zu dir steht. Einverstanden?«
    »Okay, von mir aus«, stimmte Tannenberg vordergründig zu. Doch bereits im nächsten Atemzug meldete er Bedenken an: »Wenn wir es wirklich mit einem Spieler zu tun haben, wie du glaubst, wäre dann dieser Hinweis nicht viel zu einfach, viel zu plakativ?«
    »Egal, Wolf, das wissen wir erst, wenn wir es überprüft haben. Also schlage ich vor, du rufst Sabrina an. Sie soll am besten sofort ins K 1 fahren und den Polizeicomputer mit diesen beiden Daten füttern. Bin sehr gespannt, was dabei herauskommt.«
     
     
    7 Uhr 25
     
    Sabrina Schauß hatte sich umgehend zu ihrer Dienststelle begeben und die entsprechenden Nachforschungen angestellt. Da es nur ein Katzensprung von ihrer Dienststelle am Pfaffplatz zur Beethovenstraße war, entschloss sie sich kurzerhand, ihrem Chef das seltsame Rechercheergebnis persönlich zu überbringen. Zuvor besorgte sie sich im Archiv die betreffende Fallakte. Mit einem prall gefüllten Aktenordner in der Hand erschien sie fünf Minuten später in Tannenbergs Wohnung, wohin sich die beiden Freunde inzwischen zurückgezogen hatten.
    In Sekundenbruchteilen hatte der Computer vorhin eine gleichermaßen eindeutige wie verwirrende Antwort geliefert:
    Eindeutig deshalb, weil es sich bei den beiden Daten tatsächlich um den Geburts- und Todestag ein und derselben Person handelte.
    Verwirrend deshalb,

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