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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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gravierenden Regelverstoß dürfen Sie sich nicht noch einmal erlauben.«
    »Mach ich nicht.«
    »Gut. Ich hab Sie gestern ganz schön an der Nase herumgeführt, nicht wahr?«
    »Ja, das haben Sie.«
    »Ihr habt in der Bahnhofskneipe vielleicht blöd aus der Wäsche geguckt.« Ein albernes Kichern. »Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ich habe mir Sonntagmorgen im Stadtpark selbstverständlich das richtige Mädchen geschnappt. Und damit dürfte Ihnen wohl auch klar sein, dass ich von vornherein das Geld nicht von den armen Krehbiels haben wollte, sondern von Ihnen.«
    »Aber warum? Was hab ich Ihnen denn getan?«
    Die Atemzüge am anderen Ende der Leitung wurden mit einem Mal bedeutend tiefer und geräuschvoller. Der Mann schien urplötzlich sehr erregt zu sein. »Das werden Sie noch früh genug erfahren«, schnaubte er. Er wartete noch einen Moment, bis er sich emotional wieder besser unter Kontrolle hatte, dann ergänzte er: »So, dann kann unser Spiel ja nun beginnen. Simon befiehlt: Nenn mir deine Handynummer.«
    Tannenberg befolgte die Anweisung.
    »Simon befiehlt: Beschaffe eine Million Euro in gebrauchten, nicht fortlaufend nummerierten Scheinen. Packe sie in eine Reisetasche. Gehe zum selben Bahnsteig, auf dem du gestern die Plastiktüte abgelegt hast. Steige um 22 Uhr in den Zug in Richtung Saarbrücken. Werfe die Tasche auf Simons Kommando hin aus dem Zug. Versuche keine Tricks!«
    Unmittelbar darauf wurde die Verbindung unterbrochen.
    Im Salon der Krehbiels war es mucksmäuschenstill. Mertel ließ das Band zweimal hintereinander ablaufen. Zutiefst betroffen lauschten die Anwesenden den Worten des Kindesentführers. Ihre Gesichter waren zu steinernen Masken gefroren. Nachdem Mertel den Rekorder ausgeschaltet hatte, wanderte das Schweigen noch eine Weile zwischen den Männern hin und her.
    »Du hast recht gehabt, Rainer, der will mit mir spielen«, brach Tannenberg als Erster das Schweigen. »Und was für ein abartiges Spiel: Der Mistkerl gibt Anweisungen, und ich muss sie ausführen, muss alles tun, was der will. Und wenn ich nicht …« Den Rest ließ er unausgesprochen. Er nahm einen tiefen Schluck Wasser und schnäuzte sich anschließend die Nase.
    »Das einzig Positive an dieser Order ist die Zeitspanne, die er dir zur Erfüllung der Aufgaben eingeräumt hat: Immerhin hast du bis 22 Uhr Zeit. Das sind noch knapp dreizehn Stunden.«
    »In denen ich eine Million Euro auftreiben soll«, stöhnte Tannenberg. »Mann, oh Mann, wie soll ich das denn nur schaffen? Und Tricks können wir uns keine mehr erlauben. Ihr habt es ja selbst gehört.«
    Dr. Schönthaler legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. »Das mit dem Geld kriegen wir schon irgendwie hin.«
    »Und wie?«, fragte Tannenberg mit deprimiertem Blick.
    »Das weiß ich jetzt auch noch nicht. Aber wir sollten auf alle Fälle zuerst mal deine Familie davon unterrichten. Vielleicht hat ja einer von ihnen eine geniale Idee.« Der Rechtsmediziner wandte sich an Mertel. »Bist du so gut und informierst Sabrina und Michael?«
    Mertel nickte. »Mach ich.«
    »Aber auch weiterhin kein Sterbenswörtchen zu Eberle oder sonst wem. Die würden alles nur versauen. Dieses Risiko dürfen wir nicht eingehen.«
    »Wolf, mach dir keine Gedanken! Du kannst dich voll und ganz auf uns verlassen.«
    »Warum schon wieder diese seltsame Duplizität der Ereignisse?«, murmelte Dr. Schönthaler vor sich hin. »Erst die beiden gleich aussehenden Päckchen, dann die beiden FAZ -Anzeigen mit den veränderten Bibelzitaten und nun zweimal dieselbe Summe um dieselbe Uhrzeit auf demselben Bahnsteig. Das ist doch kein Zufall. Dahinter steckt hundertprozentig irgendeine Absicht – oder ein Hinweis.«
    Wolfram Tannenberg breitete seine Arme zu einer Geste der Ratlosigkeit aus. »Ja, aber welcher, verdammt noch mal.«
     
     
    9 Uhr 30
     
    Michael Schauß saß in seinem Büro und stöberte lustlos in einem Berg verstaubter Ermittlungsakten. Das Studium der alten K-1-Fälle ergab nach Sabrinas Anruf eigentlich überhaupt keinen Sinn mehr. Das Motiv für Emmas Entführung schien ja nun offensichtlich festzustehen: Es ging um Rache für den getöteten Lars Mattissen. Wer hinter dieser Aktion steckte, war zwar nach wie vor völlig unklar. Aber warum sollte sich irgendeiner der ebenfalls von Tannenberg gejagten und verhafteten Straftäter mit solch einer abstrusen Vergeltungsaktion beschäftigen?
    Vielleicht ist das alles ja auch nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver, und es geht in

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