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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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bohrte weiter, worauf Ali explodierte.
    »Jeden blöden Neger, der die Frechheit hat, sich uns entgegenzustellen, wollt ihr zum Star machen. Jim Brown hat was über die Muslims gesagt, und sie haben ihn zum Filmstar gemacht. Ameer haben sie mit einem jungen Mädchen erwischt. Er hatte eine Frau und neun Kinder. Der Mann hat achthundert Dollar gestohlen, er war Karatekämpfer, er ist über drei Funktionäre hergefallen und hat gekriegt, was er verdient.«
    Ob Ameer um sein Leben fürchten müsse, fragte Lipsyte.
    »Die glauben, alle haben es darauf abgesehen, sie umzubringen, weil sie wissen, daß sie für das, was sie getan haben, den Tod verdienen.«
    Malcolm X zeigte keinerlei Neigung, seine Opposition gegen die »pseudoislamische« Sekte Elijah Muhammads aufzugeben. Indem er im Gefängnis die Nation of Islam entdeckt hatte, hatte Malcolm sich von Grund auf geändert; er war vom Ganoven zu einer nationalen Gestalt aufgestiegen. Nun aber machte er eine fast so radikale Änderung durch wie damals in den fünfziger Jahren. Er äußerte sich über den potentiellen Nutzen eines Bürgerrechtsgesetzes. In einem Korridor des amerikanischen Senats gab er Martin Luther King die Hand. Er begann, den Kampf der amerikanischen Schwarzen mit dem der Afrikaner und anderer »Brüder der Dritten Welt« zu verbinden und in diesem Geist zwei neue Gruppierungen zu gründen, die Muslim Mosque Inc. und die Organisation of Afro-American Unity.
    Elijah Muhammad beobachtete das aufmerksam. Am 30. November 1964 berichtete ein Informant des FBI in der Moschee Nr. 4 in Washington der Zentrale, ein allgemeiner Erlaß sei an die Fruit of Islam ergangen: Malcolm sei sofort anzugreifen. Eine Woche später schrieb Louis X (der bald Louis Farrakhan heißen sollte) in
Muhammad Speaks
, Malcolm werde der Rache nicht entgehen. Er forderte Malcolm auf, sich auszumalen, wie sein Kopf über den Gehsteig rolle. Und im Januar wurde in einem weiteren Artikel in
Muhammad Speaks
prophezeit, 1965 werde »ein Jahr, in dem die lautesten Gegner des Ehrenwerten Elijah Muhammad sich in unwürdiges Schweigen verkriechen werden«.

VIERTER TEIL

KAPITEL 13

»JOE LOUIS,
RETTE MICH …«
     

     
     
     
     
    Las Vegas, 1965.
Mit Joe Louis.
     
     
    In den USA war das Boxen aus der Sklaverei entstanden. Wie die römischen Kaiser, die sich im Kolosseum versammelten, um ihren Leibeigenen beim Kämpfen zuzusehen, fanden die Plantagenbesitzer des Südens Zerstreuung, indem sie ihre kräftigsten Sklaven zusammenbrachten und als Sport und Wettspiel gegeneinander antreten ließen. Die Sklaven trugen ein eisernes Halsband und kämpften häufig so lange, bis einer fast tot war. Frederick Douglass lehnte Boxen und Ringen nicht nur ab, weil es so grausam war, sondern auch, weil es den Geist der Revolte erstickte.
    Selbst Ali, der im Ring Millionen Dollar verdienen sollte, der wegen seiner Fähigkeit, andere Männer zu verprügeln, berühmt und bewundert wurde, selbst er äußerte sich dem Spektakel zweier aufeinander einschlagender Schwarzer gegenüber ambivalent. »Die stehn rum und sagen: ›Guter Kampf, Junge; bist ’n guter Junge; gut gemacht‹«, sagte Ali 1970. »Die überlegen sich nicht, ob Boxer auch ein Hirn haben könnten. Die überlegen sich nicht, ob Boxer auch Geschäftsleute, menschlich oder intelligent sein könnten. Boxer sind nur Rohlinge, die die reichen Weißen unterhalten sollen. Einander verprügeln und die Nase einschlagen und bluten und sich wie zwei kleine Affen für das Publikum aufführen, einander fürs Publikum umbringen. Wir sind doch bloß Sklaven da im Ring. Die Herren holen sich zwei von uns großen alten schwarzen Sklaven und lassen uns gegeneinander antreten und wetten dabei: ›Mein Sklave kann deinen Sklaven verhauen.‹ Das sehe ich, wenn ich zwei Schwarze kämpfen sehe.«
    Der erste anerkannte amerikanische Champion war einSklave aus Virginia namens Tom Molineaux. Viele Herren aus Virginia hatten ihre Begeisterung fürs Boxen von ihren Besuchen in England, wo der Sport äußerst beliebt war. Nachdem Molineaux alle anderen Kämpfer in Virginia geschlagen hatte, kam er als Freigelassener nach New York und schlug auch dort alle kommenden Größen, Amerikaner wie Ausländer, die auf den Piers am Hudson River boxten. Man schickte ihn nach England, wo er den großen Tom Cribb herausfordern sollte, einen Weißen und mutmaßlichen Champion des ganzen Empires. Der Kampf fand 1810 auf dem Capthall Common in Sussex statt. Runde um Runde verprügelte

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