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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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Umgebung war es ziemlich offensichtlich, daß er Frauen bevorzugte. In der halbfiktionalen Autobiographie
The Greatest
beschreibt Ali (oder vielmehr sein Ghostwriter), wie er seine Unschuld bei einer Prostituierten verlor und am Anfang seiner Karriere einen Kampf verlor, weil er die Nacht davor unklugerweise mit einer Frau verbracht hatte.
    Als Ali im Frühjahr 1964 Ägypten bereiste, beobachteteHerbert Muhammad belustigt, wie sich der neue Champion schon wieder in eine hübsche Bedienung verliebte. »Ich hab ein Mädchen in den Staaten, die sieht besser aus als die«, sagte Muhammad zu ihm. Vor der Abreise nach Afrika hatte Muhammad einige Bilder von Sonji Roi in seinem Fotostudio gemacht. Eines davon hatte er in seiner Brieftasche, das zeigte er Ali. Der Champion war beeindruckt und hoffte, Herbert werde sie ihm vorstellen, wenn sie wieder zu Hause seien.
    Mit Sonji Roi hatte Muhammad, der Sohn des Verkünders, eine eigenartige Wahl getroffen. Sie war hinreißend schön und, in den Worten von Alis erstem Muslim-Lehrer, Jeremiah Shabazz, »ein raffiniertes Stück«. Sie war eine Partybiene, die ihre Nächte in Bars und Nachtclubs verbrachte. Ali sollte nicht der erste Sportler sein, mit dem sie etwas hatte. Elijah Muhammads eigenes Sexualverhalten war zutiefst heuchlerisch, seltsam ist aber, daß Herbert sich eine Frau aussuchte, die so sehr im Gegensatz zum puritanischen Stil der Nation stand. Sonjis Vater starb beim Kartenspielen, als sie zwei Jahre alt war, und ihre Mutter, als sie acht war; sie wuchs bei Pateneltern auf. Noch keine zwanzig, bekam sie ein Kind, ging von der Schule ab, arbeitete in Nachtclubs, nahm an einigen kleineren Schönheitswettbewerben teil. Nachdem sie Herbert Muhammad in dessen Fotostudio kennengelernt hatte, stellte er sie an, um Telefonwerbung für
Muhammad Speaks
zu machen.
    Zum ersten Mal ging Ali mit Sonji Roi am 3. Juli 1964 aus, nur fünf Monate nach seinem Titelgewinn. »Noch am selben Abend machte er mir einen Heiratsantrag«, sagte sie zu Thomas Hauser. »Ich wußte nicht, ob er das ernst meinte. Ich wußte überhaupt nichts über ihn. Aber ich war allein auf der Welt. Ich hatte keine Mutter, zu der ich gehen, die ich fragen konnte. Ich mußte selbst entscheiden. Nachdem wireinige Zeit zusammen verbracht hatten, hatte ich das Gefühl, von ihm gebraucht zu werden. Er war stark, aber eine Menge Sachen wußte er nicht. Er brauchte einen Freund, und wer war dafür besser geeignet als ich? Ich sagte mir, ich fange ja sonst nichts mit meinem Leben an. Das kann ich machen. Ich kann diesem Mann eine gute Frau sein. Jemand muß für ihn da sein, und das hab ich als eine Chance für mich gesehen, jemandem wirklich zu helfen. Ich wollte seine Frau und seine beste Freundin sein. Ich hab das nicht wegen Geld gemacht.«
    Nach ihrem ersten Treffen waren Ali und Roi ständig zusammen, was den Muslims in seinem Camp Sorgen bereitete und die anderen amüsierte. Viele Jahre später, als er zum vierten Mal verheiratet war, räumte Ali ein, daß seine größte Schwäche und sein eklatantester Verrat an der Muslim-Ideologie sein unstillbares Verlangen nach Frauen gewesen sei. Verheiratet oder nicht, er hatte so viele Affären, daß Ferdie Pacheco ihn einen »Beckenmissionar« nannte. Der Tiefpunkt dieser Geschichte ereignete sich in Manila vor dem dritten Kampf gegen Joe Frazier, als Ali, verheiratet mit Belinda Ali, seine Liebhaberin, Veronica Porsche, als seine Frau vorstellte. Daraufhin bestieg Belinda das Flugzeug nach Manila, und der darauffolgende Krach führte zur Scheidung und Heirat mit Porsche. Der hartnäckige Mythos um Ali und Sex ist der, daß Sonji seine große Lehrmeisterin war. »Es ging immer das Gerücht«, sagte Pacheco, »daß Sonji eine Künstlerin war, die das Kamasutra in all seiner Pracht vorführen konnte.«
    »Anscheinend bin ich so eine Art Sexobjekt, und die Leute glauben das noch heute«, sagte Sonji Hauser. »Vor ein paar Jahren rief mich eine Freundin von der University of Texas an. Sie machte ein Psychologieseminar und rief mich an, um mir zu sagen, daß ich in einem ihrer Lehrbücher vorkomme… In dem Buch stand, wie Ali hin und her gerissen war, weil er an seine Religion glaubte und mich doch wegen meiner Schönheit und Sinnlichkeit liebte, daß ich mich auf eine Art und Weise benahm, die sich für die Religion nicht schickte, daß er aber von meiner Sexualität so gebannt war, daß er mich einfach haben mußte. Und wenn Sie das lesen, stellen Sie sich eine vor, die

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