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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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Rahaman Ali nannte, sowie Bundini, Dundee, Captain Sam und diverse neue Muslim-Freunde. Hin und wieder schauten Prediger und Trabanten wie Clarence X, Louis X, Thomas J., Brother John und Prediger George herein, um guten Tag zu sagen. Es war ein Fastentag der Muslims, aber da der Kampf bevorstand, aß Ali ein bescheidenes Mahl – ein Steak, Gemüse, eine Ofenkartoffel. Danach setzte er einen 16-mm-Projektor in Gang und sah sich einen ausgeliehenen Film an:
Der kleine Caesar
mit Edward G. Robinson.
    Plötzlich, es war kurz nach halb sieben Uhr abends, sprangAli vom Bett auf, stürzte ins Bad und erbrach sich. Er hatte furchtbare Schmerzen.
    »Oh, da stimmt was ganz und gar nicht«, sagte Ali matt, als er wieder herauskam. »Du mußt was unternehmen.«
    »Ich rufe einen Arzt, damit die Presse keinen Wind bekommt«, sagte Rahaman.
    »Scheiß auf die Presse«, sagte Ali. »Bring mich ins Krankenhaus, Mann. Ich bin richtig krank.«
    Captain Sam, Rudy und einige andere trugen Ali auf einer Trage durch die Korridore des Hotels zu einem Lastenaufzug. Sie legten ihm ein Handtuch übers Gesicht, damit die Presse nicht aufmerksam wurde. Sie trugen ihn durch einen Wäscheraum zu einem Nebenausgang. Binnen weniger Minuten war Ali in einem Krankenwagen, einem kastenartigen Fahrzeug, das eher wie ein Eiswagen aussah, unterwegs zum Boston City Hospital. Als die Ambulanz im Krankenhaus eintraf, war schon ein Fotograf vom
Boston Herald
da, den Fotoapparat im Anschlag. Ein Kader der Fruit of Islam überzeugte ihn, daß es besser war, es sein zu lassen.
    »Weg da!« brüllte Louis X. »Hier kommt keiner durch. Wer’s versucht, kriegt was ab.«
    Die Ärzte entdeckten rasch den Grund von Alis Schmerzen: eine Schwellung von der Größe eines Eis in den rechten Eingeweiden, ein gefährlicher Zustand, bekannt als Brucheinklemmung. Hätte Ali länger gewartet, wäre der Bruch lebensbedrohlich geworden; eine sofortige Operation war unumgänglich.
    Während er darauf vorbereitet wurde, beruhigte ihn eine Krankenschwester, so gut sie konnte: »Denken Sie jetzt nur daran, daß Sie der Größte sind.«
    »Heute abend aber nicht«, sagte er.
    Der Operateur meinte, es sei jammerschade, einen so herrlichen Körper aufzuschneiden, doch es gebe keine andereWahl. Eine Menge Leute war jetzt im Krankenhaus, darunter sämtliche Betreuer Alis. Dundee war im Kino gewesen, wo er sich die Übertragung eines College-Football-Spiels angesehen hatte; dort wurde er auch benachrichtigt. Er hetzte ins Krankenhaus, und als er von einem lokalen Fernsehsender interviewt wurde, weinte er. Bundini sagte zu einem Reporter, den Blick auf Dundee: »Ich wünschte, die Black Muslims könnten Angelo jetzt sehen. Das sind Tränen, echte Tränen der Liebe eines Weißen für einen Neger. Die glauben, so was kann es gar nicht geben. Das sollte ihnen eine Lehre sein.«
    Als die Nachricht von Alis Krankheit und der unausweichlichen Verschiebung des Kampfs durchsickerte, verbreiteten sich Gerüchte, Ali sei vergiftet worden. Das gehörte alles zum Krieg zwischen der Nation of Islam und den Anhängern Malcolm X’. Ali täusche auf Anweisung von H. L. Hunt oder Robert Kennedy oder Elijah Muhammad eine Verletzung vor. Es sei die Mafia. Ali selbst habe sich den Bruch zugefügt, weil er Angst vor Liston habe.
    Geraldine Liston hörte die Nachricht im Fernsehen, und alle im Camp hörten sie aufkreischen: »Chaaaarles! Komm schnell! Weißt du, was der Junge gemacht hat?«
    Als Sonny die Nachricht verdaut hatte, köpfte er eine Flasche Wodka und machte sich einen Screwdriver. Das Training war nun offiziell beendet. »Wenn Clay nicht so rumlaufen würde«, sagte Liston, »dann wär jetzt auch nichts mit ihm. Wenn er den Mund aufmacht, geht eine Menge Wind rein. Davon hat er auch den Bruch gekriegt. Tut mir leid, es hätte schlimmer kommen können. Es hätte mich treffen können.« Doch trotz seiner Witzeleien war Liston am Boden zerstört. Er war in bester körperlicher Verfassung, und niemand konnte sagen, ob er noch einmal die Kraft oder die Disziplin aufbrachte, von vorn anzufangen. Die ganze Nachthindurch murmelte Liston vor sich hin: »Dieser blöde Idiot. Dieser blöde Idiot.«
    Der Promoter Sam Silverman sollte Hunderttausende Dollar verlieren. Seine Reaktion auf die Nachricht von Alis Bruch unterschied sich kaum von der Listons. Er goß sich einen großen Bourbon ein.
    Der Rückkampf wurde auf den 25. Mai 1965 verschoben.
     
    Ende 1964 hatte Malcolm X allen Grund zu der Annahme,

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