Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
Vom Netzwerk:
Doofkopf, ich hau dich gleich hier.«
    Liston musterte Clay von oben bis unten. Es konnte ihm nicht entgangen sein, daß Clay trotz seiner Federgewichtsschnelligkeit ein kräftiger Mann war und größer als er selbst.
    In Begleitung Listons waren Jack Nilon, sein Manager, undJoe Louis, der fürs Mitherumlaufen bezahlt wurde und dafür, daß er in der Ecke des Champions saß und der Presse erzählte, was für ein netter Mensch er war. Liston, Louis und Nilon stiegen in ein VIP -Auto und fuhren ab zu dem Haus am Strand, das Liston gemietet hatte.
    Doch Clay ließ nicht locker. Er fuhr hinter Listons Wagen her, hetzte ihn den ganzen Weg den Flughafen hinaus.
    Plötzlich fuhr Listons Wagen rechts ran, und Liston stieg wutentbrannt aus und stampfte auf Clay zu.
    »Hör mal zu, du kleiner Scheißer. Ich hau dir eins in die Fresse. Das geht jetzt zu weit!«
    Clay begann seine Jacke auszuziehen und schrie: »Komm schon, du Doofkopf, jetzt sofort!«
    Die beiden Männer wurden getrennt, bevor es ernst wurde, doch Liston hatte einen Vorgeschmack auf den Kleinkrieg bekommen, dem er ausgesetzt sein würde. Clay und seine Gefolgsleute setzten Gerüchte in die Welt, sie würden einen »groß angelegten Angriff« auf Liston inszenieren, während der im Surfside Auditorium trainierte, und alle paar Tage schickten sie einen Emissär hin, der dafür sorgte, daß Liston sie nicht vergaß. Ein andermal fuhr Clay einfach zu dem Anwesen, wo Liston wohnte, und hielt auf dem Rasen hof; er wußte, daß der Champion ihn vom Fenster aus sehen konnte.
    »Liston war gedemütigt«, sagte Mort Sharnik, der für die
Sports Illustrated
in Miami war. »Er hatte schon Schwierigkeiten gehabt, das Haus überhaupt anzumieten, weil es ein weißes Viertel war. Anfangs saß er noch mit seiner Familie draußen auf dem Rasen wie ein reicher Plantagenbesitzer. Doch nachdem Clay seine Bärenjagd dorthin verlagert hatte, kam er nicht mehr heraus. Er war wie ein Gefangener in einem goldenen Käfig. Das vergrätzte Liston in seinem Größenwahn und seinem Gefühl, König zu sein.« Liston, dersich nach Anerkennung gesehnt hatte, bekam von Clay das genaue Gegenteil. Er war der Weltmeister, und ein zwanzigjähriger Junge, der mit Mühe und Not Doug Jones und Henry Cooper geschafft hatte, war draußen auf seinem Rasen, in seinem Trainingslager, im Fernsehen und in den Zeitungen und machte ihn überall zum Idioten. So eine Frechheit!
    Unterdessen trainierte Clay härter denn je. Darüber hinaus entwickelte er, nachdem er Aufzeichnungen von Listons Kämpfen gegen Cleveland Williams, Eddie Machen, Floyd Patterson und andere studiert hatte, eine genaue Strategie.
    »Sehen Sie, ein Boxer kann seinen Körper so konditionieren, daß er bestimmte Runden voll durchzieht und es in anderen ruhiger angehen läßt«, sagte Clay danach dem
Playboy
. »Niemand kann fünfzehn Runden lang hart kämpfen. Also habe ich trainiert, daß ich die ersten beiden Runden kämpfe und verhindere, daß Liston mich trifft. Ich wußte, daß er ab der dritten Runde müde wird und es dann mit jeder Runde mit ihm immer weiter bergab geht. Also habe ich trainiert, es in der dritten, vierten und fünften Runde ruhiger angehen zu lassen. Dafür hatte ich zwei Gründe. Der eine war, daß ich beweisen wollte, daß ich die Fähigkeit besaß, mich Liston gegenüber zu behaupten. Der zweite war, daß ich wollte, daß er sich verausgabt und allmählich verzweifelt. Er würde wild drauflosschlagen und mich verfehlen. Wenn ich das einfach so lange durchhielt, wie er auf den Beinen stand, mußte ich den Kampf nach Punkten gewinnen. Also konditionierte ich mich darauf, von der sechsten bis zur neunten Runde Volldampf zu geben, wenn es überhaupt so lange dauerte. Ich habe allerdings nie geglaubt, daß es länger als neun Runden geht. Deshalb habe ich auch angekündigt, daß ich ihn in der achten alle mache. Ich schätzte, daß ich ab der sechsten das Kommando übernehmen würde.Ich wollte vorsichtig sein – nicht getroffen werden –, und ich wollte ihn schwer treffen und erschüttern, bis er wie ein Bulle wäre, einfach nur blind, und daneben schlagen würde, bis er fast verrückt wird. Und ich habe es so geplant, daß ich irgendwann in der achten, wenn er gerade einmal zugeschlagen hatte und sich mir richtig darbot, daß ich dann bereit wäre und ihn umhauen würde. Hören Sie, ich wußte, daß ich die Welt erschüttern würde!«
    Liston dagegen trainierte auf den schnellen K. o. hin. Er machte alles wie immer;

Weitere Kostenlose Bücher