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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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Titelseite zu bringen. »Die Nation trauert noch immer um den Verlust unseres Präsidenten«, sagte Muhammad gegenüber Reportern. Auch trug Muhammad seinen Leutnants auf, dafür zu sorgen, daß Malcolm in der Moschee Nr. 7 in New York nicht mehr predigte; sollte er es dennoch versuchen, solle er mit Gewalt daran gehindert werden.
    »Ich werde ihm alles nehmen«, sagte Muhammad zu seinem Bostoner Prediger Louis X, der sich später den Namen Farrakhan zulegte.
    Zurück in New York, litt Malcolm unter dieser Zensur, als wäre er mit einem Messer oder Knüppel überfallen worden. Als er gerüchteweise hörte, er sei nicht nur bei Muhammad in Ungnade gefallen, sondern befinde sich auch noch in echter Gefahr, könne jeden Moment ermordet werden, wußte er genug, um die Gerüchte ernst zu nehmen. »Ich hatte ein Gefühl, als blutete mein Kopf aus einer tiefen, inneren Wunde«, sagte er zu Alex Haley. »Mein Gehirn schien wie zerschmettert.« Seine Hausärztin Leona Turner sagte ihm, er leide an »zu großem Streß« und brauche dringend Ruhe.
    Malcolm war zwischen seiner Loyalität Muhammad gegenüber und seinem Drang, ihn zu kritisieren, hin und her gerissen. Sogleich entschuldigte er sich bei zweien von Muhammads wichtigsten Leutnants, Louis X und Lonni X und gelobte Besserung. Malcolm zeichnete seine Entschuldigung auch für Elijah Muhammad auf, doch als der Sendbote sich das Band anhörte, spürte er den vorwurfsvollen Unterton in Malcolms Worten. »Manchmal spricht er schön und gut«, sagte Muhammad, »und dann ist er wieder ganz anders.« Muhammad erweiterte seinen Bann über Malcolm auf unbestimmte Zeit.
    Trotz des Kampfs in der Führungsspitze der Nation lud Clay Malcolm und seine Frau Betty sowie deren drei Töchter zu sich nach Miami ein. Die Einladung sollte sein Geschenk zu ihrem sechsten Hochzeitstag sein. Es wäre der erste Urlaub gewesen, den Malcolm und Betty seit ihrer Heirat gehabt hatten. Malcolm brauchte die Pause jedenfalls, und er fand, daß es ganz gut wäre, sich erst einmal von Chicago oder New York fernzuhalten. Also nahm er erleichtert an. Am 14. Januar holte Clay Malcolm am Flughafen ab – ein Ereignis, über das dem FBI von einem Informanten getreulich berichtet wurde. Doch das örtliche FBI -Büro fand die Nachricht so unwahrscheinlich, daß sie sie erst am 21. Januar, als die beiden Männer nach New York flogen, nach Washington weiterleitete.
    Für jeden anderen Boxer hätte eine Unterbrechung des Trainingscamps einen Monat vor dem Kampf einen ernsten Einschnitt in den Trainingsaufbau bedeutet, doch Clay sagte zu Dundee, er brauche ein paar Tage Pause, worauf Dundee lediglich die Achseln zuckte. Clay hatte eigentlich gar nicht richtig um Erlaubnis gebeten und auch nicht gesagt, wohin er wollte.
    In New York aßen die beiden zusammen zu Abend, dannging Clay zu einer Kundgebung der Black Muslims im Rockland Palace Ballroom in der Nähe der alten Polo Grounds. Malcolm hielt sich von der Kundgebung fern, um sich keinen Ärger einzuhandeln. Zwei Tage später beschrieb Clays alter Freund Dick Schaap in einer Titelgeschichte in der
Herald Tribune
, wie er Clay 1960, als er achtzehn war, kennengelernt hatte und wie sie zu Clays Verwunderung dem Wanderprediger begegnet seien, der über schwarze Selbsthilfe gesprochen habe und daß man nur bei Schwarzen kaufen solle; und nun stehe Clay, so Schaap, als ein Herausforderer um den Schwergewichtstitel inmitten von fünfzehnhundert Menschen, die Elijah Muhammad zujubelten. Schaap schrieb, Clay sei nun ein begeisterter Anhänger der Nation of Islam, wenngleich Clay selbst sich geweigert habe, dies zu bestätigen. (Tatsächlich weigerte sich Clay noch eine ganze Weile, nachdem der Artikel erschienen war, mit Schaap zu reden.) Allerdings schaffte es Schaap, Sonny Liston zu erreichen, der ihm sagte: »Ich hab das mit Clay und den Muslims vor einem Monat gehört. Ist mir alles gleich. Ich misch mich nicht in seine persönlichen Angelegenheiten, er soll sich auch nicht in meine mischen. Aber sagen Sie ihm, ich hab in den Vertrag reinschreiben lassen, daß der Kampf in keinem Kino gezeigt wird, wo sie keine Neger reinlassen.«
    Als Clay und Malcolm nach Miami zurückkehrten, wurde die Sache erst richtig bekannt. Am 3. Februar veröffentlichte der Louisviller
Courier-Journal
, Clays Heimatzeitung, ein Interview, in dem er die Maske seiner Distanz zu den Muslims fallenließ. »Natürlich habe ich mit den Muslims gesprochen, und ich geh da auch wieder hin«, sagte

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