Kings of Cool: Roman (German Edition)
Duane ihr ins Ohr. Ihr Haar riecht gut, als hätte sie's mit irgendeinem teuren Shampoo gerade erst frisch gewaschen. »Mach einfach die Augen zu, bis wir wieder im Auto sitzen. Mach sie erst auf, wenn du uns wegfahren hörst, okay?«
Sie nickt, kann nicht sprechen.
Dann macht sie die Augen fest zu, wie ein Kind, das die Erinnerung an einen bösen Traum vertreiben will.
Duane streicht ihr mit der Hand über das Haar.
Dann tritt er einen Schritt zurück und erschießt sie.
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»Ich will selbst«, sagt Chon.
»Dann los«, sagt Ben lächelnd.
Chon lehnt sich aus dem Fenster und spricht in die Anlage.
»Zwei Double-Doubles«, sagt er, »mit allem und ein Schokoshake.«
Er hat lange drauf gewartet, das sagen zu dürfen.
Gut, wieder zu Hause zu sein.
In Kalifornien.
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»Es wird allgemein angenommen, dass sich der Name Kalifornien von einem fiktiven Paradies herleitet.«
Wikipedia
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»Dumm gelaufen mit der Braut«, sagt Brian.
»Wär's dir lieber gewesen, sie hätte die Geschworenen mit ihren wunderschönen braunen Augen angesehen und auf dich gezeigt?«, erwidert Duane beim Losfahren.
Nicht, dass das besonders wahrscheinlich gewesen wäre.
Sie werfen die Waffe in den Ozean, und den Wagen hatten sie unten in San Diego geklaut, so dass die Bullen, wenn sie die Reifenspuren finden und vergleichen, bloß auf einen ahnungslosen Bohnenfresser stoßen werden.
Trotzdem, man lässt nun mal keine Zeugen am Tatort zurück.
Nicht mal solche, die man gerne ficken würde.
»Ich mein ja nur«, nuschelt Brian.
Ich mein ja nur.
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Chon isst seine Burger und lächelt.
»Besser als Sex?«, fragt O.
»Nein«, sagt Chon.
Aber nah dran.
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Wie man so schön sagt, knapp daneben ist auch vorbei, das gilt für Handgranaten wie für Präsidentschaftswahlen.
Chon liegt im Bett in seiner Wohnung, bekämpft den Jetlag und ein paar Restschmerzen, als die Tür aufgeht und O reinkommt.
Er sieht zu, wie sie aus ihren Klamotten steigt.
Ihre Haut ist blass im Mondlicht, das durch das Fenster dringt.
Sie kommt zu ihm ins Bett und setzt sich vorsichtig auf ihn.
»Glaub bloß nicht, dass ich dich vermisst hab oder dass ich dich liebe«, sagt sie, »oder dass ich nicht sauer bin, weil du mich das letzte Mal weggeschickt hast. Das ist nur ein Gnadenfick für einen verwundeten Kriegsveteranen.«
»Schon kapiert.«
»Eine patriotische Geste«, sagt sie und beugt sich runter, erstaunlich gelenkig für ein Mädchen, das Sport verabscheut. »So wie man eine gelbe Schleife um einen Baum bindet.«
Sie nimmt ihn in den Mund, macht ihn (noch) steifer, dann richtet sie sich wieder auf und schwebt über ihm.
»Bleib einfach still liegen und lass mich die Arbeit machen«, sagt sie.
»O?«
»Chon?«
»Tu mir nicht weh.«
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Aber das tut sie.
So klein sie ist, so zierlich sie ist, tut sie ihm doch weh, als sie sich auf ihm wiegt, versucht möglichst sanft zu sein, möglichst behutsam, aber es fühlt sich so verdammt gut an, sie kann nicht aufhören und sie sieht, dass aus seinem Schmerz Vergnügen wird, als er sie um die Hüfte fasst und sich nicht langsamer, sondern schneller bewegt, nicht vorsichtiger, sondern fester, und sie denkt, Chon ist in mir, und sie packt ihn noch fester und versinkt mit einem Gedicht und einem Ge-bet –
Deine Haut ist meine Haut, diese Narben meine.
Deine Schmerzen, meine Schmerzen.
Ich werde sie lindern mit meinem Geschlecht.
Silbern, schlüpfrig warm
nehme ich dich auf, wo es keine
Schmerzen und keine Angst gibt.
Du darfst
weinen wenn du kommst
komm
in mir
ein Gefäß
für dich
mein Freund
mein Liebhaber
mein Zauberjunge.
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»Heilige Scheiße«, sagt Chon.
Sie fährt mit einem Finger über seine Brust.
»Wer hätte das gedacht?«, fragt er.
Ich, denkt sie.
Immer schon.
Seit du mich gerettet hast.
In der Nacht, in der alles anfing –
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Jene Nacht.
Sie war vierzehn Jahre alt und der Quarterback war echt aggro.
Und er wollte O flachlegen.
Dabei ging er noch nicht einmal raffiniert vor – unter Charme verstand er, O von der Party weg an den Strand zu lotsen und zu verkünden: »Ich will mit dir ficken.«
»Hm, ja, nein.«
Es sollte eine Zeit in Os Leben geben, in der sie ganz entschieden pro Sex sein würde – ihre Freundin Ash meinte immer, durch Os Hände seien mehr Päckchen gegangen als durch UPS . Aber mit diesem Vollpfosten, zehn Minuten nachdem er ihr ein Bier in die Hand gedrückt hatte, weil er glaubte, damit automatisch ein Ticket für
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