Kings of Cool: Roman (German Edition)
die Waffe wieder in die Schublade und ging in sein Zimmer.
Sein Vater krümmte ihm nie wieder ein Haar.
179
John grinste
als er Chons Geschichte über den QB und seinen gebrochenen Ellbogen hörte.
»Immer noch der alte Kavalier«, sagte er. »Und was willst du von mir?«
»Du hast Anwälte.«
»Hab ich die?«, fragte John grinsend. »Wie kommst du darauf, dass ich Anwälte habe?« Chon sah ihm direkt in die Augen. »Weil du Drogendealer bist.«
»War«, korrigierte ihn John. »Ich war Drogendealer. Ich hab meine Schuld gegenüber der Gesellschaft beglichen, wie man so schön sagt. Jetzt sorge ich dafür, dass die Leute Dächer über den Köpfen haben.«
»Okay.«
»Wenn du Manns genug bist, in so was reinzugeraten, Chon «, sagte John, »dann schaffst du's auch alleine wieder raus. Wenn du einen guten Rat willst, wie man im Knast überlebt: Nimm niemals einen Gefallen oder ein Geschenk an, weil du zum Schluss mit dem Arsch dafür bezahlen musst.«
»Beruht das auf persönlicher Erfahrung?«, fragte Chon.
John sagte: »Mach Folgendes, Junge – geh zur Navy, verschwinde aus der Stadt. So, ich hab dir geholfen.«
Chon ging raus und suchte Ben.
Ben fuhr ihn runter nach San Diego.
180
Jetzt erzählt O Chon von ihrem Plan, ihren Vater zu suchen.
Chon hört sich das ganze begeisterte Gequatsche an und fragt: »Wozu soll das gut sein?«
»Wie meinst du das?«
Chon zuckt mit den Schultern. »Ich kenne meinen Vater und ich wünschte, ich wäre ihm nie begegnet.«
181
Der Anruf kommt am Morgen.
Ben zieht seinen Arm unter Karis brauner Schulter hervor und nimmt das Telefon.
Lauscht.
»Liest du gerade die New York Times ?«
Ben, verschlafen: »Noch nicht.«
»Dann wirf mal einen Blick in den Orange County Register , Mr. Unantastbar.«
182
Ben hat den Register nicht abonniert, zu republikanisch.
Er rennt die Straße runter zu einem Zeitungsautomaten, wirft seine Vierteldollarmünzen ein und zieht eine Zeitung raus.
Erste Seite, über dem Knick:
Doppelmord in Mission Viejo.
Dazu ein Foto von einem blutverspritzten Wagen.
Ein Volvo.
Fieberhaft liest Ben: »Die Namen werden vorerst noch unter Verschluss gehalten.«
Aber er glaubt, den Wagen wiederzuerkennen.
Er nimmt sein Handy, wählt Scott Munsons Nummer. Es tutet sechs Mal, dann meldet sich Scotts Stimme: »Ihr wisst, wie's geht. Nachricht hinterlassen. Rückruf später, Scott.«
Zum ersten Mal in seinem Leben hat Ben entsetzliche Angst. Schlimmer noch, er fühlt sich hilflos. Er hinterlässt keine Nachricht, legt einfach auf.
Dann klingelt sein Handy.
»Scott?«, fragt Ben.
»Wie süß.«
»Was habt ihr gemacht?«
»Nein«, sagt Old Guys Rule. »Du solltest dich fragen, was habe ich gemacht ?«
Gute Frage.
Dann stellt ihm Old Guys Rule eine noch viel bessere Frage.
Was wirst du tun?
183
»Warum hast du mir nicht längst davon erzählt?«, fragt Chon Ben, als er alles gehört hat.
»Was hättest du denn von Afghanistan aus unternehmen wollen?«, fragt Ben zurück. »Im Krankenhaus?«
»Wir haben uns immer alles erzählt«, sagt Chon. »Das war der Deal.«
»Ich weiß. Tut mir leid.«
»Ja, na ja, ich bin auch schuld.« Er erzählt Ben von Brian und den Jungs. »Das war Crowe, der uns testen wollte, sehen, wie wir reagieren. Kaum war ich weg, sind sie auf dich los.«
Ben ist bedient. Zwei Menschen sind wegen ihm tot. Das darf nicht sein, sagt Ben, dass die mit einem Mord davonkommen.
Ben kann das nicht zulassen.
Und er wird es nicht zulassen.
184
»Ich bin froh, dass du das sagst«, sagt Chon.
»Du wirst nicht mehr froh sein, wenn ich Folgendes sage«, erwidert Ben, »wir führen keinen ›Drogenkrieg‹. Auge um Auge kommt nicht in Frage.«
»Also was schlägst du vor?«
»Ich geh zu den Bullen.«
»Welche Bullen?«, fragt Chon. »Deren Bullen?«
»Nicht alle Cops sind korrupt.«
Was Ben anscheinend nicht in seinen Quadratschädel kriegt, denkt Chon, ist, dass das Rechtssystem nicht dem Recht dient, sondern dem System. Die Drogengesetze machen uns zu Outlaws. Wir stehen nicht unter dem Schutz des Gesetzes. Selbstschutz ist der einzige Schutz, den wir haben, und der funktioniert nicht, wenn man auf Gandhi macht. Du kannst dich nicht einfach auf die Straße setzen, weil die von der Gegenseite dich mit Vergnügen überfahren, den Rückwärtsgang einlegen und dich noch ein zweites Mal plattbügeln.
»Ich verlange nicht von dir, dass du's selbst tust«, sagt Chon. »Ich bitte dich nur, mir aus dem Weg zu gehen, damit
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