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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Seine blonden Haare sahen aus, als ob er mehr als einmal mit der Hand durchgefahren wäre. »Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll«, sagte er.
    »Was gibt’s da zu machen?« fragte ich. »Ich weiß, daß ich manchmal ein Biest bin, aber warum auch nicht? Ich meine es ernst, Charlie. Ich bin zu alt, um mich von irgendwem anblöden zu lassen. Und in unserem Fall weiß ich wirklich nicht, wer hier wem was getan hat. Hast du diesen Streit angefangen oder ich?«
    Er lächelte ein wenig. »Gut, wir sind eben beide hin und wieder empfindlich. Ist das annehmbar?«
    »Ich weiß nicht mehr, was annehmbar ist. Ich verstehe von alledem nichts.«
    »Hast du noch nie was von Kompromiß gehört?«
    »Doch, klar«, sagte ich. »So heißt das, wenn du die Hälfte von dem, was du haben willst, aufgibst. So heißt das, wenn du dem andern die Hälfte von dem gibst, was dir zusteht. Ich habe das sehr oft getan. Es stinkt.«
    Er schüttelte den Kopf mit einem müden Lächeln. Ich starrte ihn an und kam mir stur und streitlustig vor. Er hatte bereits mehr nachgegeben als ich, und ich konnte mich immer noch nicht beugen. Er betrachtete mich skeptisch.
    »Wo bist du, wenn du mich so ansiehst?« fragte er. Ich wußte nichts darauf zu sagen, deshalb hielt ich den Mund. Er langte herüber und bewegte meinen nackten Fuß hin und her, wie um meine Aufmerksamkeit zu erlangen.
    »Weißt du, du hältst mich auf Abstand.«
    »Ach ja? Findest du, Samstagnacht hab ich das getan?«
    »Kinsey, Sex war das einzige, wo du mich hast näherkommen lassen. Was fange ich damit an? Soll ich mit raushängendem Pimmel hinter dir herjagen?«
    Ich lächelte innerlich und hoffte, es würde sich nicht in meinem Gesicht zeigen. Er las es dennoch in meinen Augen. »Ja, warum nicht?« sagte ich.
    »Ich glaube, du bist Männer nicht gewöhnt«, sagte er, ohne Blickkontakt herzustellen, und dann berichtigte er sich. »Nicht Männer«, sagte er. »Ich glaube, du bist es nicht gewohnt, jemanden in deinem Leben zu haben. Ich glaube, du bist Ungebundenheit gewohnt. Und das geht in Ordnung. Im wesentlichen lebe ich genauso, aber das hier ist anders. Ich finde, wir sollten behutsam damit umgehen.«
    »Mit was?«
    »Mit dieser Beziehung«, sagte er. »Ich möchte nicht, daß du mich ausschließt. So schwer bist du doch nicht zu verstehen. Manchmal verschwindest du wie ein Blitz, und damit werde ich nicht fertig. Ich will versuchen, vorsichtig vorzugehen. Ich will kein Hornochse sein. Das verspreche ich dir. Nur, lauf nicht weg. Kneif nicht. Du schottest dich so total ab, wie eine Auster —« Dann schwieg er.
    Ich wurde sanfter, fragte mich, ob ich ihn falsch beurteilt hatte. Ich war zu ungerecht, zu schnell. Ich behandle Leute hart, und ich weiß es.
    »Entschuldige«, sagte ich. Ich mußte mich räuspern. »Entschuldige. Ich weiß, daß ich das tue. Ich weiß nicht, wer schuld, war, aber du hast mich zusammengestaucht, und ich bin explodiert.«
    Ich streckte die Hand aus, und er nahm sie und drückte meine Finger. Er sah mich lange an. Er nahm meine Fingerspitzen und küßte sie leicht, beiläufig, während er mich unentwegt anschaute. Es war, als würde ein Schalter an der Basis meines Rückgrats angeknipst. Er drehte meine Hand um und drückte den Mund in meine Handfläche. Ich wollte nicht, daß er das tat, bemerkte aber, daß ich die Hand nicht wegzog. Ich beobachtete ihn wie hypnotisiert, mein Verstand war eingenebelt von der Hitze, die ganz weit, ganz tief in mir aufstieg. Es war wie ein Stoß Lumpen, der zu schwelen anfing, irgendein dunkler, in einer Nische verborgener Teil von mir, etwas, wovor uns die Feuerwehrleute in der Grundschule gewarnt hatten. Lackdosen, Benzinkanister — Gase unter Druck. Was fehlt, ist nur ein Funke, mitunter nicht mal das. Ich merkte, daß sich meine Augen schlossen, mein Mund sich bewegte, aber ich sah es nicht mehr, und das nächste, was ich mitbekam, war, daß er auf den Knien zwischen meinen lag, den Ausschnitt meines T-Shirts herunterzog, sein Mund auf meiner nackten Brust. Ich umklammerte ihn krampfhaft, glitt ihm entgegen, und er hob mich halb hoch, die Hände unter meinen Hintern gewölbt. Ich hatte nicht gewußt, wie sehr ich ihn haben wollte, nicht bis zu diesem Moment, aber der Laut, den ich ausstieß, war primitiv, und seine Antwort war unmittelbar und wild, und danach im Halbdunkel, vor dem weggeschobenen Tisch, liebten wir uns auf dem Fußboden. Er machte Sachen mit mir, von denen ich nur in Büchern gelesen hatte,

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