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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Sitzplatz auf einem Stein und versuchte meinen Verstand abzuschalten. Ich brauchte eine Pause, eine längere Zeit, in der ich mich um nichts als um mich selbst zu kümmern hatte. Charlie warf Stöcke, die den Hunden unweigerlich verlorengingen.
    Schließlich, nach Beendigung des Hundetrainings, kraxelten wir zusammen die Treppe wieder hoch. Sobald wir im Haus waren, lümmelten sich die Hunde auf einen großen ovalen Teppich im Wohnzimmer und fingen an, ihn zu Fransen zu zerkauen. Charlie ging in die Küche, und ich hörte Eiswürfel knacken.
    »Was möchtest du trinken?« rief er.
    Ich trat an die Küchentür. »Wein, wenn du welchen hast.«
    »Großartig. Es ist welcher im Kühlschrank.«
    »Machst du das öfter?« fragte ich, auf die jungen Köter deutend.
    Er zuckte mit den Schultern und füllte die Eistabletts auf. »Alle drei bis vier Wochen. Es kommt drauf an«, sagte er und lächelte zu mir herüber. »Siehst du? Ich bin netter, als du dachtest.«
    Ich wirbelte einen Zeigefinger durch die Luft, bloß um anzudeuten, wie beeindruckt ich war, aber ich fand es tatsächlich nett von ihm, die Hunde zu hüten. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Powers einen Zwinger finden würde, der sie in Verwahrung nahm. Er hätte sie schon in den Zoo bringen müssen. Charlie gab mir ein Glas Wein und schenkte sich selbst eine Bourbon on the Rocks ein. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen.
    »Wußtest du, daß Laurence mal ein Verhältnis mit Sharon Napiers Mutter hatte?«
    Er warf mir einen überraschten Blick zu. »Du scherzt.«
    »Nein, gar nicht. Anscheinend war das einige Zeit, bevor Sharon anfing, für ihn zu arbeiten. Wie ich es mir zusammenreime, war ihre >Anstellung< eine Kombination von Erpressung und Rache. Was die Art und Weise erklären dürfte, wie sie ihn behandelt hat.«
    »Wer hat dir denn das erzählt?«
    »Wieso spielt das eine Rolle?«
    »Weil es sich nach Krampf anhört«, sagte er. »Der Name Napier hat mir nie was gesagt, und ich kannte Laurence seit Jahren.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Dasselbe hast du auch von Libby Glass behauptet«, gab ich zurück.
    Charlies Lächeln fror ein. »Himmel, du verzeihst einem auch gar nichts, was?« Er ging ins Wohnzimmer, und ich folgte ihm. Er setzte sich in einen Korbstuhl, der unter seinem Gewicht knarrte.
    »Bist du deshalb hier? Um zu arbeiten?« fragte er.
    »Eigentlich nicht. Eigentlich ganz im Gegenteil.«
    »Das heißt?«
    »Ich bin hierhergekommen, um der Sache zu entfliehen«, sagte ich.
    »Weshalb dann die Fragen? Du weißt, wie ich zu Laurence stehe, und ich mag nicht benutzt werden.«
    Ich spürte, wie mir selbst das Lächeln verging und Verlegenheit in mein Gesicht trat. »Siehst du das so?« fragte ich.
    Er blickte auf sein Glas nieder und sprach mit Bedacht. »Ich sehe ein, daß du einen Auftrag zu erfüllen hast. Damit bin ich einverstanden, und darüber beklage ich mich nicht. Ich will dir helfen, wo ich kann, aber auf das ständige Verhör kann ich verzichten. Ich glaube, du hast keine Ahnung, wie das ist. Du müßtest mal sehen, wie anders du wirst, wenn du anfängst über Mord zu reden.«
    »Entschuldige«, sagte ich steif. »Ich bin nicht absichtlich so zu dir. Ich bekomme Informationen, und die muß ich nachprüfen. Ich kann es mir nicht erlauben, etwas für bare Münze zu nehmen.«
    »Nicht einmal mich?«
    »Was soll das jetzt?« sagte ich, und meine Stimme war fast zu einem Flüstern geworden.
    »Ich versuche nur einiges klarzustellen.«
    »Hey. Du warst es, der mir nachgelaufen ist. Erinnerst du dich?«
    »Am Samstag. Und heute bist du mir nachgelaufen. Und jetzt holst du mich aus, und dagegen hab ich was.«
    Ich starrte auf den Fußboden, fühlte mich schwach und verletzt. Ich ließ mich nicht gerne unterbuttern, und es machte mich sauer. Sehr sauer. Ich schüttelte den Kopf. »Ich hatte einen schweren Tag«, sagte ich. »Diesen Scheiß hab ich wirklich nicht nötig.«
    »Ich hatte auch einen schweren Tag«, sagte er. »Na und?«
    Ich stellte mein Weinglas auf den Tisch und schnappte mir meine Tasche.
    »Leck mich«, sagte ich leise. »Leck mich doch.«
    Ich ging zur Küche. Die Hunde hoben den Kopf und beobachteten mich im Vorbeigehen. Ich war erbost, und sie schlugen unterwürfig die Augen nieder, als hätten sie das immerhin erfaßt. Charlie rührte sich nicht. Ich warf die Hintertür hinter mir zu und stieg in mein Auto, ließ es energisch an und düste mit einem Quietschen die Auffahrt hoch. Als ich auf die Straße zurücksetzte,

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