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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gesprochen?«
    »Nee. Kein Wort. Ich weiß nur, daß diese Usher vor ein paar Monaten hier auftauchte und einzog. Zuerst hatte niemand etwas dagegen, weil wir alle dachten, es handele sich um einen Zwei-Wochen-Besuch oder so. Für kurze Zeit dürfen die Leute hier wohnen lassen, wen sie wollen, aber die Vorschriften besagen, daß nicht untervermietet werden darf. Kaufinteressenten werden sehr sorgfältig ausgewählt, und wenn wir Untervermietungen erlauben würden, wäre das wie eine Einladung für jeden Hinz und Kunz, hier einzuziehen. Das würde die ganze Gemeinschaft verderben. Na, jedenfalls ging Makowski nach einem Monat hoch, um sich ein bißchen mit ihr zu unterhalten, und sie behauptete, sie habe Elaine für sechs Monate die Miete gezahlt und nicht vor, auszuziehen. Makowski wird fast verrückt dabei.«
    »Hat sie einen unterschriebenen Vertrag?«
    »Sie hat eine Quittung, aus der zu ersehen ist, daß sie Elaine Geld gezahlt hat, aber es steht nicht darauf, wofür. Makowski ließ ihr einen Räumungsbefehl zustellen, aber sie läßt sich mit dem Auszug reichlich Zeit. Sie haben sie noch nicht getroffen, nehme ich an.«
    »Ich wollte gerade zu ihr hoch. Wissen Sie, ob sie da ist?«
    »Wahrscheinlich. Sie geht nicht oft raus, außer zum Pool, um an ihrer Bräune zu arbeiten. Bestellen Sie ihr von der Verwaltung, sie soll verschwinden.«

    315 lag in der dritten Etage im Winkel des L-förmigen Gebäudes. Noch bevor ich schellte, hatte ich das Gefühl, durch den Spion in der Mitte der Tür beobachtet zu werden. Nach einem Moment wurde die Tür bis auf die Weite der Kette geöffnet, aber es erschien kein Gesicht.
    »Pat Usher?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Kinsey Millhone. Ich bin Privatdetektivin aus Kalifornien. Ich versuche, Elaine Boldt zu finden.«
    »Wozu?« Ihre Stimme klang monoton und beherrscht, ohne Rhythmus oder Anmut.
    »Ihre Schwester versucht sie zu erreichen, damit sie ein Dokument unterschreiben kann. Können Sie mir sagen, wo sie ist?«
    Sie machte eine vorsichtige Pause. »Wollen Sie mir Zeitungen andrehen?«
    »Nein.« Ich kramte eine Fotokopie meiner Lizenz hervor und reichte sie durch den Spalt. Sie verschwand sanft wie eine Scheckkarte, die von einem Geldautomaten verschluckt wird. Nach einer Pause kam sie zurück.
    »Einen Moment bitte. Ich sehe nach, ob ich ihre Adresse finden kann.«
    Sie ließ die Tür, die immer noch durch die Kette gesichert war, offen. Ich sah einen kleinen Hoffnungsschimmer. Vielleicht würde ich vorankommen. Wenn ich Elaine in ein oder zwei weiteren Tagen aufgespürt hätte, könnte ich ganz schön stolz auf mich sein. Manchmal ist das genausoviel wert wie Geld, egal, in welchem Geschäft man ist. Ich wartete und blickte dabei auf die Fußmatte hinab. Der Buchstabe B war mit dunklen Borsten auf hellem Grund herausgehoben. Gibt es in Florida soviel Schmutz, daß eine solche Matte gerechtfertigt wäre? Sie war so rauh, daß sie einem die Sohle vom Schuh schmirgeln konnte. Ich sah nach links. Direkt unter der Veranda erblickte ich Palmen mit kleinen Perlenbändern an der Spitze. Pat Usher kam zurück und sprach wieder durch den Spalt.
    »Ich muß sie weggeworfen haben. Sie war in Sarasota, als ich das letzte Mal von ihr hörte.«
    Ich war es bereits leid, gegen eine Tür zu sprechen, und spürte nun, wie eine Woge von Ärger in mir hochstieg. »Haben Sie etwas dagegen, daß ich reinkomme? Es geht um die Regelung einer Erbschaft. Es könnten zwei- oder dreitausend Dollar für Sie herausspringen, wenn ich nur ihre Unterschrift bekäme.« Appell an die Habgier, dachte ich. Appell an das geheime Verlangen nach Gewinn. Manchmal gebrauche ich das als Masche, wenn ich einen Schnorrer verfolge, der seine Rechnungen nicht bezahlt hat. Dieses Mal war es sogar die Wahrheit, deshalb hatte meine Stimme diesen wundervoll glaubwürdigen Klang.
    »Hat Sie der Hausmeister raufgeschickt?«
    »Hören Sie, würden Sie jetzt bitte aufhören, so paranoid zu sein? Ich suche Elaine, und ich will mit Ihnen reden. Sie sind bisher die einzige Person, die eine Ahnung zu haben scheint, wo sie sich aufhält.«
    Schweigen. Sie dachte darüber nach, als wäre das hier ein Intelligenztest und sie könnte die Ergebnisse beeinflussen. Ich mußte mich beherrschen, sie nicht zu beißen. Dies war die einzige Spur, die ich hatte, und die wollte ich nicht verlieren.
    »Okay«, sagte sie widerstrebend, »aber lassen Sie mich .erst etwas überziehen.«
    Als sie schließlich die Tür öffnete, trug sie einen

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