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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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offensichtlich während eines Einbruchs in ihrem Haus an der Westside erschlagen. Beamten der Mordkommission zufolge wurde Martha Renée Grice, 45, wohnhaft Via Madrina 2095, mehrfach mit einem stumpfen Gegenstand geschlagen und mit brennbarer Flüssigkeit übergossen. Die stark verkohlte Leiche des Opfers wurde im Eingang des teilweise zerstörten Einfamilienhauses entdeckt, nachdem die örtliche Feuerwehr die Flammen dreißig Minuten lang bekämpft hatte. Das Feuer war um 21.55 Uhr von Nachbarn entdeckt worden. Zwei angrenzende Häuser mußten evakuiert werden, aber es gab keine weiteren Verletzten. Einzelheiten der Brandstiftung wurden mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen noch nicht bekanntgegeben.

    Das Verbrechen schien mir zu spektakulär, um so wenig Beachtung zu finden. Vielleicht hatten die Cops nicht genug in der Hand, um weiterzumachen, und hatten deshalb versucht, die Berichterstattung so knapp wie möglich zu halten. Das konnte auch Dolans Haltung erklären. Vielleicht war er gar nicht so unkooperativ, vielleicht hatte er keine Beweise. Nichts macht einen Cop verschlossener als das. Ich schrieb die interessanten Informationen in mein Notizbuch. Dann ging ich zur öffentlichen Bücherei und sah mir das Adreßbuch von Santa Teresa an, das im letzten Frühjahr herausgekommen war. Martha Grice war unter 2095 Via Madrina aufgeführt, zusammen mit einem Leonard Grice, Bauunternehmer. Ich nahm an, daß er ihr Ehemann war. Die Zeitung hatte ihn nicht erwähnt, und ich fragte mich, wo er sich aufgehalten hatte, als das alles geschehen war. Das Adreßbuch verzeichnete die Nachbarn in Nr. 2093 als Orris und May Snyder. Sein Beruf war »im Ruhestand«, aber das Adreßbuch teilte nicht mit, aus welchem Beruf. Ich notierte die Namen und Telefonnummer. Es konnte interessant werden, herauszufinden, was weiter geschehen war, und ob Elaine etwas gesehen hatte, über das sie nicht sprechen wollte. Je länger ich darüber nachdachte, um so mehr gefiel mir dieser Gedanke. Er brachte mich auf eine ganz neue Spur.
    Ich holte meinen Wagen vom Parkplatz hinter dem Büro und fuhr wieder zur Via Madrina. Es war jetzt genau zwölf Uhr, und die Highschool-Schüler strömten auf die Straßen: Mädchen in Jeans, kurzen weißen Söckchen und hohen Absätzen, Jungen in Baumwollhosen und Flanellhemden. Die gesunden kalifornischen Typen übertrafen die Punks zahlenmäßig im Verhältnis drei zu eins, aber die meisten sahen aus wie in Müllsäcke gekleidet. Einige der Jugendlichen trugen abscheuliche Designer-Latzhosen, andere waren ganz mit Stoffen in Tarnfarben ausgestattet, als wären sie auf einen Luftangriff vorbereitet. Ungefähr die Hälfte der Mädchen protzte mit drei bis vier Ohrringen pro Ohr. In der Haarmode bevorzugten sie offenbar den Wet-Look, oder sie trugen Pferdeschwänze, die von ihrem Kopf abstanden wie Wasserfontänen.
    Als ich vor der Wohnanlage hielt, trampelte eine Gruppe von sechs Mädchen den Gehweg hinunter und rauchte Zigaretten mit Nelkenaroma. Wattierte Schultern, grüner Nagellack, dunkelroter Lippenstift. Sie sahen aus, als wären sie auf dem Weg zu einem Armeeball des Jahres 1943.
    Ich schnappte Bruchstücke ihrer Unterhaltung auf.
    »Also, ich sage: >Was, zum Teufel, glaubst du eigentlich, worüber ich die ganze Zeit geredet habe, du Blödmann?!< und er >Heh, hör mal, ich hab dir nichts getan, Alte, also was willst du von mir?<«
    Ich lächelte innerlich und sah dann interessiert zu Grices Haus hinüber. Es war aus weißem Fachwerk, anderthalb Stockwerke hoch, und hatte eine flache, L-förmige Veranda um die Vorderseite herum, die auf dicken, mit kleinen Holzpyramiden geschmückten Ziegelsäulen ruhte. Sie sah aus, als wäre sie irgendwie hochgeschoben worden und könnte im nächsten Moment zusammenbrechen. Der größte Teil des Verandadaches war verbrannt. Der Hof sah verwahrlost aus. Eine Reihe blasser, pink- und blaufarbener Hortensiensträucher belebte die Veranda. Sie wirkten immer noch verbrannt und verwelkt vom Feuer, obwohl neue Triebe tapfer hervorlugten. Die Fensterrahmen im ersten Stock waren mit Haufen von schwarzem Ruß bedeckt, wo das Feuer an das Gebälk gezüngelt war. Ein Schild sollte Unbefugte am Betreten des Grundstücks hindern. Ich fragte mich, ob das Bergungsteam im Innern des Hauses schon aufgeräumt hatte. Ich hoffte nicht, aber möglicherweise hatte ich diesbezüglich kein Glück. Ich wollte das Haus gern so sehen, wie es in der Nacht des Feuers gewesen war. Ich wollte

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