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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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und auf dem Rückweg erspähte ich das Ticket. Es lag gleich obenauf, so hineingesteckt, daß nur eine Hälfte sichtbar war. Ich wollte wissen, wem es gehörte. Ich dachte nicht, daß ich einfach hingehen und sie fragen könnte, also wartete ich, bis sie mit einem Haufen Kleidung zum Parkplatz ging. Dann sauste ich hinaus und nahm es weg.«
    »Sie sausten?« fragte ich ungläubig.
    »Nun ja, es war kein richtiges >Sausen<. Eher ein schnelles Kriechen. Ich glaube, sie hat es nicht mal vermißt.«
    »Julia, wie konnten Sie das tun? Stellen Sie sich vor, sie hätte Sie erwischt!«
    »Na und? Ich hatte meinen Spaß. Als ich zurückkam, mußte ich mich hinlegen, so sehr schüttelte es mich vor Lachen!«
    »Tja, aber Sie werden nicht erraten, was hier geschehen ist«, sagte ich. »Man hat mich gefeuert.«
    »Gefeuert?«
    »Mehr oder weniger. Elaines Schwester wies mich an, die Sache vorläufig fallenzulassen. Sie wurde nervös, als ich ihr sagte, daß wir meiner Meinung nach eine Vermißtenanzeige bei den Cops aufgeben sollten.«
    »Ich verstehe nicht. Was sollte sie dagegen einzuwenden haben?«
    »Ich war auch platt. Wann hat Elaine Santa Teresa verlassen? Haben Sie das Datum?«
    »Sieht aus wie der neunte Januar. Das Rückflugsdatum ist offengelassen worden.«
    »Nun, das hilft uns weiter. Warum schicken Sie mir das Ganze nicht einfach zu, sofern es nicht zuviel Umstände macht? Beverly könnte sich allerdings trotzdem drücken.«
    »Aber das ist doch lächerlich! Was, wenn Elaine in Schwierigkeiten steckt?«
    »Was soll ich machen? Ich werde bezahlt, um Befehle auszuführen. Ich kann nicht einfach herumspringen und tun, wozu ich Lust habe.«
    »Wie wäre es, wenn ich Sie engagieren würde?«
    Ich zögerte, überrascht von diesem Gedanken, aber nicht abgeneigt.
    »Ich weiß nicht. Das könnte heikel werden. Ich denke, ich könnte meine Beziehung zu ihr beenden, aber es gibt keine Möglichkeit, die Informationen, die ich für Beverly entdeckt habe, an Sie weiterzugeben. Sie und ich müßten ganz von vorn anfangen.«
    »Aber sie kann mich nicht hindern, Sie zu engagieren, oder? Ich meine, nachdem Sie mit ihr quitt sind?«
    »Lieber Gott, es ist zu früh am Morgen, um mich mit diesem Zeug herumzuärgern, aber ich werde darüber nachdenken und sehen, was mir einfällt. Meines Erachtens nach könnte ich auf der Stelle für Sie arbeiten, so lange es keinen Interessenskonflikt darstellt. Ich würde sie darüber unterrichten müssen, aber ich glaube nicht, daß sie Einspruch einlegen könnte!«
    »Gut, dann machen Sie das.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie Ihr Geld auf diese Weise ausgeben wollen?«
    »Natürlich. Ich habe genug, und ich will wissen, was mit Elaine passiert ist. Außerdem amüsiere ich mich dabei! Sagen Sie mir einfach, was wir als nächstes tun.«
    »Okay. Lassen Sie mich ein wenig herumschnüffeln, dann rufe ich Sie zurück. Und, Julia, würden Sie in der Zwischenzeit bitte gut auf sich aufpassen?« meinte ich, aber sie lachte nur.

6

    Ich blieb unter der Dusche stehen, bis kein heißes Wasser mehr kam. Dann zog ich mich an: Jeans, Baumwollpullover, kniehohe Reißverschlußstiefel. Ich drückte mir einen weichen Lederhut mit einer breiten Krempe auf den Kopf und überprüfte den Effekt im Badezimmerspiegel. Es ging.
    Ich steuerte zuerst das Büro an und schrieb einen Brief an Beverly, in dem ich unsere Geschäftsbeziehungen beendete. Ich war ziemlich sicher, daß sie dadurch in große Verlegenheit gebracht wurde, und das gab mir ein gutes Gefühl. Ich ging nach nebenan zu den Büros der California-Fidelity-Versicherungsgesellschaft, machte eine Fotokopie der spezifizierten Rechnung für sie, kennzeichnete sie als »Endabrechnung« und packte sie zu dem Brief und einer Kopie meines letzten Berichts. Dann ging ich zur Polizeiwache in der Floresta und gab bei Sergeant Jonah Robb eine Vermißtenanzeige für Elaine Boldt auf. Ich beobachtete, wie seine Finger über die Tasten flogen, als er die Informationen, die ich ihm gab, in den Vordruck tippte.
    Er sah aus wie Ende Dreißig. Sein Körper war in die Uniform gezwängt. Er hatte etwa zwanzig Pfund Übergewicht, noch nicht unattraktiv viel, aber genug, um damit bald klarkommen zu müssen. Dunkle, sehr kurz geschnittene Haare, ein sanft gerundetes Gesicht und eine Kerbe am linken Ringfinger, an dem noch kürzlich ein Ehering getragen worden war. In diesem Moment sah er mich an. Blaue Augen, grün gesprenkelt.
    »Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?«
    »Ihre

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