Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
Schubladen eine nach der anderen und durchsuchte ihren Inhalt.
    Sie ging in die Küche und wühlte in der großen schwarzen Plastiktüte, in die wir all das zerbrochene Glas und die anderen Trümmer der vergangenen Nacht geworfen hatten. Es gab keine Spur von den Rechnungen.
    »Kinsey, gestern waren sie noch in dem Sekretär. Ich habe sie selbst gesehen. Wo können sie geblieben sein?«
    Sie sah mich an. Es bedurfte keines großen Gedankenblitzes, um auf die naheliegendste Möglichkeit zu kommen.
    »Könnte sie sie mitgenommen haben?« fragte Tillie. »Diese Frau, die letzte Nacht eingebrochen ist? War sie nur dahinter her?«
    »Tillie, ich weiß es nicht. Irgend etwas hatte mich die ganze Zeit gestört«, erwiderte ich. »Es gibt wenig Sinn, sich vorzustellen, daß jemand hier einbricht, während Sie da sind, nur um die Wohnung auseinanderzunehmen. Sind Sie sicher, daß Sie sie gestern noch gesehen haben?«
    »Natürlich. Ich habe den neuen Stapel Rechnungen zusammen mit den anderen auf das Regal gelegt. Sie waren genau hier. Und ich kann mich nicht erinnern, sie gesehen zu haben, als wir aufräumten. Sie?«
    Ich dachte nach und wühlte in meinem Gedächtnis. Ich hatte die Rechnungen nur einmal gesehen, als ich das erste Mal mit Tillie gesprochen hatte. Aber warum sollte sich jemand die Mühe machen, sie zu stehlen? Es ergab keinen Sinn.
    »Vielleicht hat sie Sie absichtlich zu Tode erschreckt, um Sie aus dem Weg zu haben, während sie die Wohnung durchsuchte«, sagte ich.
    »Na, dann war das der richtige Weg. Um nichts in der Welt wäre ich aus meinem Zimmer gekommen! Aber warum sollte sie das tun? Ich verstehe das nicht.«
    »Ich auch nicht. Ich kann jederzeit Duplikate der Rechnungen bekommen, aber es wird eine Wahnsinnsarbeit sein, und ich würde es lieber nicht tun, wenn es sich vermeiden läßt.«
    »Ich möchte wissen, wer den Schlüssel zu meinem Apartment hat. Der Gedanke läßt mir das Blut in den Adern erstarren.«
    »Kann ich Ihnen nicht verdenken. Passen Sie auf, Tillie. Nichts geht mir mehr auf die Nerven als sechzehn unbeantwortete Fragen auf einmal. Ich werde sehen, was ich über diesen Mord nebenan herausfinden kann. Er muß irgendwie damit zusammenhängen. Haben Sie in letzter Zeit mit Leonard Grice gesprochen?«
    »Oh, er war nicht mehr hier, seit es passiert ist«, meinte sie. »Ich habe ihn zumindest nicht gesehen.«
    »Was ist mit den Snyders auf der anderen Seite? Glauben Sie, sie könnten uns weiterhelfen?«
    »Vielleicht. Soll ich mit ihnen reden?«
    »Nein, das brauchen Sie nicht. Ich werde das selbst erledigen. Nur eine Sache noch. Leonard Grice hat einen Neffen... einen Jugendlichen mit einem rosafarbenen Irokesenschnitt.«
    »Mike.«
    »Ja, der. Besteht eine Möglichkeit, daß er die Person war, die letzte Nacht hier eingebrochen ist? Ich habe gerade da draußen mit ihm gesprochen. Er ist nicht besonders groß, er könnte im Dunkeln gut wie eine Frau ausgesehen haben.«
    »Ich glaube nicht«, sagte sie mit offener Skepsis. »Ich könnte es nicht beschwören, aber ich glaube nicht, daß er es war.«
    »Na, ja. Nur so ein Gedanke. Ich mag keine Vermutungen über das Geschlecht anstellen. Es kann wirklich jeder gewesen sein. Ich werde nach nebenan gehen und sehen, was die Snyders zu sagen haben. Passen Sie gut auf sich auf.«

    Das Haus Nummer 2093 war der Struktur nach das gleiche wie das, was abgebrannt war... gleiche Größe, die gleichen schiefen Proportionen, die gleichen weißen Balken und roten Ziegel. Die Ziegel selbst waren grob geformt, eine geschickte Imitation gebrannten Lehms. Vor dem Haus stand ein zu verkaufen- Schild, über das ein Streifen geklebt war, der stolz verkündete verkauft!, als hätte just, bevor ich den Weg hinaufging, eine Auktion stattgefunden. Ein großer Baum überschattete den Hof. Dunkler Efeu würgte seinen Stamm und verteilte sich in alle Richtungen als dichter Teppich, der den Weg fast völlig bedeckte. Ich ging die Verandastufen hinauf und klopfte an der Tür. In der Eingangstür befand sich eine große Glasscheibe, die von einer durchsichtigen, weißen, zwischen zwei Stäben gespannten Gardine verdeckt war. Einen Moment später schob jemand die Gardine zur Seite und spähte hinaus.
    »Mr. Snyder?«
    Die Gardine wurde losgelassen, und die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. Der Mann schien über siebzig zu sein, korpulent und gutmütig. Das Alter hatte ihm seinen Babyspeck und den Blick ernster Neugierde zurückgebracht.
    Ich hielt ihm meine Karte

Weitere Kostenlose Bücher