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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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eine Frau einen Kater zu einer Notbehandlung in die Klinik, und ich möchte herausfinden, ob sie jemals wiederkam, um ihn abzuholen.«
    »Ich kann in unseren Unterlagen nachsehen, wenn Sie möchten. Können Sie mir bitte den Namen nennen?«
    »Nun, der Name der Frau war Elaine Boldt. Der Kater hieß Mingus. Es müßte am Abend des neunten Januars gewesen sein.«
    Auf ihren Wangen erschienen zwei sanft rosafarbene Flecken. Sie leckte sich die Lippen und blickte mich starr an. Ich fragte mich, ob sie den Kater für Tierversuche weiterverkauft hatte.
    »Was ist los?« fragte ich. »Wissen Sie, von wem ich spreche?«
    »Ja, allerdings, ich weiß, wen Sie meinen. Er war wochenlang hier«, erwiderte sie. Ihre Stimme hatte einen nasalen Ton bekommen, der wie bei einem Bauchredner durch die Nüstern kam. Es war kein richtiges Winseln, doch es war die Tonart, die ich von Kindern in Geschäften kenne. Sie benutzen sie, wenn ihre Mamis sie schlechten Benehmens bezichtigen und drohen, ihnen die Arme auszureißen. Es war klar, daß sie aus irgendeinem Grunde meinte, sich verteidigen zu müssen, aber ich war mir noch nicht sicher, warum. Sie langte nach einer kleinen Blechdose und spazierte mit den Fingern über die Reihen von Karteikarten. Sie zog den Bericht heraus und knallte ihn selbstgerecht auf die Theke.
    »Sie hat nur für drei Wochen Miete und Verpflegung bezahlt und nie auf eine unserer Postkarten oder Anrufe reagiert. Deshalb sagte der Doktor im Februar, wir müßten was anderes für ihn finden, weil wir nur so wenig Platz haben.« Sie brachte sich tatsächlich fast zum Heulen.
    »Emily«, sagte ich geduldig. »Ist das Ihr Name oder gehört das Schild jemand anders?«
    »Ich bin Emily.«
    »Mir ist wirklich egal, wo der Kater ist. Ich muß lediglich wissen, ob die Frau noch mal zurückgekommen ist.«
    »Oh. Nein, ist sie nicht.«
    »Was ist denn mit dem Kater passiert? Ich bin nur neugierig.«
    Sie schaute mich einen Moment lang an und hob das Kinn. Dann fegte sie mit einem Ruck ihrer Hand die Haare über die Schulter zurück. »Ich habe ihn adoptiert. Er ist wirklich ein fabelhafter Kater, und ich konnte ihn einfach nicht dem Tierheim überlassen.«
    »Das ist doch prima. Heh, das ist großartig. Ich hab schon gehört, daß er fantastisch ist, und ich bin froh, daß Sie einen Platz für ihn gefunden haben. Viel Spaß. Ich werde Ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen. Aber sollte die Frau noch mal auftauchen, würden Sie mir Bescheid sagen?« Ich legte meine Karte auf die Theke. Sie las sie und nickte ohne ein weiteres Wort.
    »Danke.«

    Ich fuhr zum Büro zurück. Ich dachte, ich sollte besser mal Julia Ochsner anrufen und ihr sagen, daß ich den Kater aufgespürt hatte. Damit könnte ich ihr eine überflüssige Begegnung mit den Zwingern und den Tierärzten Bocas ersparen. Ich ließ den Wagen auf dem hinteren Parkplatz stehen und ging die Hintertreppe hinauf. Als ich zu meinem Büro kam, stand ein Mann dort im Flur und schrieb etwas auf einen Fetzen Papier.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich weiß nicht. Sind Sie Kinsey Millhone?« Sein Lächeln erschien überlegen und seine Haltung amüsiert, als hätte er eine Information, die zu kostbar war, um sie preiszugeben.
    »Ja.«
    »Ich bin Aubrey Danziger.«
    Es dauerte eine Sekunde, bis ich den Namen eingeordnet hatte. »Beverlys Ehemann?«
    »Richtig«, erwiderte er und lachte dann ein kleines Lachen weit hinten in der Kehle. Bis jetzt hatte ich nicht das Gefühl, daß einer von uns besonderen Grund zur Heiterkeit gehabt hätte. Er war groß, vielleicht ein Meter achtundachtzig, und hatte ein glattes, dünnes Gesicht. Seine Haare waren sehr dunkel und glatt und sahen aus, als würden sie sich seidig anfühlen. Braune Augen, ein arroganter Mund. Er trug einen hellgrauen Dreiteiler und sah aus wie ein Spieler auf einem Riverboat, ein Dandy, ein Snob, wenn es solche Menschen hier und heute noch gibt.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich sperrte die Tür auf, öffnete sie und ging hinein. Er folgte mir und schaute sich die Räumlichkeiten mit einem Blick an, der mir zeigte, daß er den Preis der Einrichtung schätzte, meine Unkosten überschlug, die vierteljährlichen Steuern errechnete und sich fragte, warum seine Frau nicht einen hochkarätigeren Verein engagiert hatte.
    Ich ließ mich hinter dem Schreibtisch nieder und beobachtete ihn dabei, wie er sich setzte und die Beine übereinanderschlug. Hübsche scharfe Bügelfalten in der Hose, hübsche schlanke Fesseln, italienische

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