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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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in letzter Zeit. Ich glaube, früher mal, ja.«
    »Es ist, als ob Bev alles über Elaine wissen muß, und wenn sie etwas Gutes hört, stößt es sie ab. Und wenn sie etwas Schlechtes hört, ist sie zwar zufrieden, aber es reicht nie.«
    »Was hat sie Weihnachten hier gemacht?«
    Die Martinis kamen, und Aubrey nahm einen großen Schluck, bevor er antwortete. Meiner war seidig und kalt und hatte diesen Hauch Vermouth, der mich automatisch schaudern läßt. Ich esse die Olive immer sehr früh, weil sie so gut zum Gingeschmack paßt.
    Er hatte den Schauder gesehen. »Ich kann solange gehen, wenn Sie damit lieber allein sein möchten.«
    Ich lachte. »Ich kann nichts dafür. Ich trinke solche Sachen sonst nie. Mein lieber Himmel, das ist ’ne Dröhnung. Ich kann schon fühlen, wie sich der Kater bildet.«
    »Verdammt, es ist Samstag. Nehmen Sie sich einen Tag frei. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, Sie überhaupt in Ihrem Büro anzutreffen. Ich wollte Ihnen eine Nachricht hinterlassen und dann ein bißchen herumschnüffeln und versuchen, selbst etwas über Elaine in Erfahrung zu bringen.«
    »Ich nehme an, Sie wissen genauso wenig wie alle anderen, wo sie sein könnte.«
    Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich glaube, sie ist tot. Ich glaube, Bev hat sie umgebracht.«
    Hier wurde ich nun allerdings aufmerksam. »Warum sollte sie das getan haben?«
    Wieder dieses lange Zögern. Er schaute sich im Raum um, checkte die Einrichtung, vollzog eine Art geistiger Arithmetik, als würde er Dollarwerte anstelle der Einrichtung setzen; er wußte, wo er stand. Seine Augen glitten zu mir zurück, und das Lächeln umspielte seinen Mund. »Sie hat herausgefunden, daß ich eine Affäre mit Elaine hatte. Es war mein eigener verdammter Fehler. Das Finanzamt prüft meine Steuerrückzahlungen der letzten drei Jahre, und ich Narr hatte Beverly gebeten, ein paar alte Schecks und Kreditkartenbelege herauszusuchen. Sie fand heraus, daß ich genau zur selben Zeit in Cozumel war wie Elaine, nachdem Max gestorben war. Ich hatte ihr gesagt, ich sei auf einer Geschäftsreise.
    Jedenfalls kam ich an jenem Tag vom Büro nach Hause, und sie fiel in einer derartigen Wut über mich her, daß es ein Wunder war, daß ich lebend dabei herauskam. Natürlich hatte sie getrunken. Das ist immer für eine Entschuldigung gut. Sie nahm eine Küchenschere und stach mich genau in den Hals. Hier hat sie mich erwischt. Genau über dem Schlüsselbein. Das einzige, was mich rettete, war mein Kragen und mein Schlips und vielleicht die Tatsache, daß ich meine Hemden mit extra viel Stärke machen lasse.«
    Er lachte und schüttelte bei der Erinnerung unbehaglich den Kopf. »Als das nichts nutzte, traf sie mich in den Arm. Vierzehn Stiche. Ich blutete am ganzen Körper. Wenn sie trinkt, ist es wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Wenn sie nicht trinkt, ist sie nicht so übel... zänkisch und hart wie Eisen, aber sie ist nicht blöd.«
    »Wie sind Sie mit Elaine zusammengekommen? Wie geschah das?«
    »Zum Teufel, ich weiß es nicht. Es war dumm von mir. Ich glaube, ich war schon seit Jahren scharf auf sie. Sie ist eine wunderschöne Frau. Sie neigt zwar dazu, auf sich selbst bezogen und bequem zu sein, aber das macht es noch schwieriger, ihr zu widerstehen. Ihr Mann war gerade gestorben, und sie war in einer grauenhaften Verfassung. Was als brüderliches Mitleid begann, verwandelte sich in zügelloses Verlangen, wie man es von den Rückseiten der Groschenromane kennt. Ich bin zwar vorher schon fremdgegangen, aber nie auf diese Art. Ich wollte mir mein Grab doch nicht selbst schaufeln, wie man so sagt. Dieses Mal hab ich’s nicht gepackt.«
    »Wie lange dauerte das an?«
    »Bis sie verschwand. Bev weiß nichts davon. Ich habe ihr gesagt, es sei nach sechs Wochen Schluß gewesen, und sie hat es mir abgekauft, weil sie daran glauben wollte.«
    »Und letztes Jahr Weihnachten hat sie es herausgefunden?«
    Er nickte und gab dann der Kellnerin ein Zeichen und sah mich an. »Bereit für den nächsten?«
    »Klar.«
    Er hielt zwei Finger hoch wie ein Victory-Zeichen, und die Bedienung ging zur Theke hinüber. »Ja, genau da hat sie es herausgefunden. Erst wütete sie bei mir, und dann sprang sie gleich ins Auto und fuhr hierher. Ich rief Elaine an, um sie zu warnen, deshalb konnten wir uns zumindest auf eine Geschichte einigen, aber ich bin mir nicht ganz im klaren darüber, was dann zwischen den beiden gesagt wurde. Ich habe danach nicht mehr mit ihr gesprochen und sie nie wieder

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