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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Lederslipper mit gründlich polierten Spitzen. Ich bemerkte seine schneeweißen Manschetten und seine Initialen — AND — in hellblauer Stickerei, zweifelsohne Handarbeit. Er lächelte mich leicht an und beobachtete mich dabei, wie ich ihn beobachtete. Er nahm ein flaches Zigarettenetui aus der Innentasche und zog eine schlanke, schwarze Zigarette hervor, die er auf das Etui klopfte. Dann steckte er sie in den Mund und zündete ein Feuerzeug, das einen Feuerstrahl ausspuckte, daß ich dachte, er würde seine Haare in Flammen setzen. Er hatte elegante Hände, und die Fingernägel waren wunderschön manikürt und hatten klaren Lack auf den Spitzen. Ich gebe zu, ich war arg überrascht von dem Anblick, überrascht von seinem Geruch, der über den Schreibtisch hinweg zu mir hinüberwogte; wahrscheinlich eines dieser Mode-Aftershaves namens Rogue oder Magnum. Er sah auf die Glut an seiner Zigarette und fixierte mich dann mit einem Blick. Seine Augen erinnerten mich an harten Lehm, mattbraun, ohne Wärme und ohne Energie.
    Ich bot ihm keinen Kaffee an. Ich schob ihm den Aschenbecher zu, wie ich es bei seiner Frau getan hatte. Der Geruch der Zigarette roch nach ersticktem Lagerfeuer, und ich wußte, er würde noch lange, nachdem sein Verursacher nach Los Angeles zurückgefahren war, in der Luft hängen.
    »Beverly hat Ihren Brief erhalten«, begann er. »Sie war außer sich. Ich dachte, vielleicht sollte ich mal herfahren und mit Ihnen plaudern.«
    »Warum kommt sie nicht selbst?« meinte ich. »Sie kann immerhin sprechen.«
    Das amüsierte ihn. »Beverly macht sich nichts aus Szenen. Sie bat mich, das für sie zu erledigen.«
    »Ich bin auch nicht gerade scharf auf Szenen, aber ich verstehe auch das Problem nicht. Sie hatte mich gebeten, ihre Schwester zu suchen. Das tu ich. Sie wollte die Bedingungen diktieren, und ich entschloß mich, für jemand anders zu arbeiten.«
    »Nein, nein, nein. Sie haben das mißverstanden. Sie wollte das Verhältnis nicht beenden. Sie wollte einfach nur nicht, daß Sie damit zur Vermißtenabteilung gehen.«
    »Aber ich war anderer Meinung. Und ich dachte, es sei nicht sehr nett, ihr Geld zu nehmen, aber ihre Anweisung zu ignorieren.« Ich probierte ein unverbindliches Lächeln und schaukelte leicht in meinem Stuhl. »Gibt es sonst noch etwas?« fragte ich. Ich war sicher, daß er noch etwas auf dem Herzen hatte. Dafür hätte er keine neunzig Meilen weit zu fahren brauchen.
    Er veränderte seine Haltung und versuchte es mit einem freundlicheren Ton. »Ich sehe, daß wir hier auf der falschen Schiene fahren«, meinte er. »Ich möchte wissen, was Sie über meine Schwägerin herausgefunden haben. Wenn ich Sie vor den Kopf gestoßen habe, möchte ich mich entschuldigen. Ach ja. Und Sie könnten hieran interessiert sein.« Er nahm ein zusammengefaltetes Papier aus der Jackentasche und reichte es mir über den Schreibtisch. Einen Moment lang dachte ich, es wäre eine Adresse oder eine Telefonnummer, irgendein Fetzen Information, der wirklich helfen könnte. Es war ein Scheck über die 246,19 Dollar, die Beverly mir schuldete. Er ließ es als eine Art Bestechung erscheinen, und das gefiel mir gar nicht. Ich hätte mir das Geld sowieso geholt. Ich kannte den Unterschied, ganz gleich, ob er ihn auch kannte oder nicht.
    »Ich habe Beverly vor zwei Tagen eine Kopie meines Berichts zugeschickt. Wenn Sie wissen wollen, was ich herausbekommen habe, warum fragen Sie sie nicht?«
    »Ich habe den Bericht gelesen. Ich möchte gern wissen, was Sie seitdem herausgefunden haben, wenn Sie bereit sind, etwas darüber mitzuteilen.«
    »Nun, das bin ich nicht. Ich möchte jetzt nicht grob erscheinen, aber jede Information, die ich habe, gehört meinem momentanen Arbeitgeber und ist vertraulich. Ich werde Ihnen soviel erzählen: Ich bin zu den Cops gegangen, und die haben ihre Beschreibung verbreitet, aber das ist erst ein paar Tage her, und bis jetzt haben sie nichts herausgefunden. Wollen Sie mir eine Frage beantworten?«
    »Eigentlich nicht«, sagte er, aber er lachte. Langsam wurde mir klar, daß seine Art wahrscheinlich von seinem Unbehagen herrührte, also stieß ich vor.
    »Beverly hatte mir gesagt, sie habe ihre Schwester seit drei Jahren nicht mehr gesehen, aber einer von Elaines Nachbarn behauptet nicht nur, daß sie noch Weihnachten hier oben war, sondern auch, daß die beiden eine recht handfeste Auseinandersetzung miteinander hatten. Stimmt das?«
    »Nun, also ja, wird’s wohl.« Seine Stimme wurde

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