Kinsey Millhone 02- In aller Stille
Information, nach der Sie gefragt haben. Tip Top hat den Fahrgast in der Via Madrina Nr. 2097 gefahren... Moment — am neunten Januar um zweiundzwanzig Uhr vierzehn. Der Name des Fahrers ist Nelson Acquistapace, Telefon 555-6317. Ich habe ihm gesagt, daß Sie sich bei ihm melden werden. Ich habe die Quittung hier, und Sie können gern vorbeikommen und sich eine Kopie abholen, damit er sie sich ansehen kann. Zwanzig Dollar könnten seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Davon abgesehen, denken Sie dran... >Wenn Sie die Toptour der Stadt wollen, rufen Sie Tip Top<«, sang er und legte auf.
Ich lächelte und notierte mir Namen und Telefonnummer des Fahrers. Dann setzte ich eine Kanne Kaffee auf und öffnete Julias Brief. Sie hatte noch die Handschrift der alten Schule, überraschend kräftig, eine klare Schreibschrift mit weitgeschwungenen Schnörkeln und schön geformten Anfangsbuchstaben. Sie schrieb, daß sie das Ticket beifügen werde, daß der Juniregen mit voller Kraft herunterkomme und daß Charmaine Makowski am Abend vorher einen dreizehn Pfund schweren Jungen zur Welt gebracht habe und nun jedem erzähle, daß sie nicht vorhabe, jemals wieder schwanger zu werden. Charmaine und Roland hatten dem Kind noch keinen Namen gegeben, begrüßten aber Vorschläge. Julia meinte, die meisten der bisher vorgeschlagenen Benennungen verdienten es nicht, wiederholt zu werden. Julia hielt das für den reinsten Hohn. Liebste Grüße, schrieb sie.
Ich studierte das Ticket, das in einem TWA-Umschlag steckte. Es sah aus, als sei es am Flughafen von Santa Teresa ausgestellt worden, und es war ein Hin- und Rückflug, von Santa Teresa nach L. A. und von L. A. nach Miami. Alle vier Flugabschnitte waren entfernt worden, aber die Durchschläge waren noch da. Das Ticket war mit einer Kreditkarte bezahlt worden. Vier benutzte Coupons. Nun, das war interessant. War sie irgendwann in die Stadt zurückgekehrt? Wenn ja, warum war der Durchschlag in Pat Ushers Abfall in Boca Raton gewesen? Ich sah noch einmal meine Liste der Reisebüros durch und versuchte herauszufinden, welches Elaine Boldt normalerweise in Anspruch genommen hatte. Ich entschied mich für Santa Teresa Travel, die ein Büro hatten, das in geringer Entfernung von der Wohnanlage auf der Via Madrina lag. Es war nur eine Vermutung, aber irgendwo mußte ich ja anfangen. Ich rief an, aber es nahm niemand ab, und ich mutmaßte, daß das Büro übers Wochenende geschlossen war.
Ich fertigte eine Liste der Fährten an, die ich am Montag weiterverfolgen wollte. Dann untersuchte ich noch mal das Ticket. Es gab keinen Hinweis darauf, daß sie die Katze im Schlepptau hatte, aber ich war nicht sicher, wie so etwas funktionierte. Bekommen kleine Kätzchen Tickets wie alle anderen auch? Ich würde nachfragen müssen. An die Rückseite des Umschlags waren noch einige Gepäckscheine geklammert, aber das hatte nicht viel zu bedeuten. Bei dem Flughafen hier in der Stadt kann man seine Taschen mitnehmen, ohne daß jemand die Scheine überprüft. Ich erinnerte mich, daß Elaines Gepäck sowieso recht auffällig war, dunkelrotes Leder mit der Unterschrift des Designers auf die Stoffumrandung geschrieben. Ich habe einmal nach dem Preis solcher Dinger gefragt und mich entschieden, statt dessen ein Konto bei Keogh zu eröffnen.
Ich rief bei Nelson Acquistapace an, dem Taxifahrer von Tip Top. Er lag mit einer Kopfgrippe zu Hause im Bett, sagte aber, Ron habe ihm berichtet, was ich wissen wollte. Er mußte eine Pause machen und sich zweimal die Nase putzen. »Warum holen Sie sich nicht die Fahrtenbuchseite und bringen sie her? Ich wohne in der Delgado, nur einen halben Block von Tip Top entfernt«, sagte er. »Ich werde draußen im Hof sein.«
Ich holte die Fahrtenbuchseite und kam um neun Uhr fünfunddreißig bei ihm an. Er saß im Hinterhof eines weißen Bungalows, der in einem Dschungel übergroßer Pittosporumbüsche steckte. Er lag in einer Hängematte in einem freistehenden Metallgestell an der einzigen sonnenbeschienenen Stelle. Der Rest des Grundstücks lag in tiefem Schatten und wirkte ziemlich kühl und wenig einladend. Nelson sah aus wie Mitte Sechzig und hatte einen Glatzenansatz. Er steckte prall in einem dunkelgrünen Veloursbademantel. Auf seiner Brust lag ein Rechteck aus rosafarbenem, mit Zweigen gemustertem Flanell, und es roch nach Wick VapoRub. Er hatte einen kleinen Metalltisch mit seinen Grippemittelchen aufgestellt: eine Schachtel
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