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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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für ein Buch?«
    Ich zuckte die Achseln. »Adressen, Telefonnummern. Klein und, wie er sagte, in rotes Leder gebunden.«
    Plötzlich sah sie mich erstaunt an. »Sie ermitteln doch nicht weiter«, sagte sie. Es war keine Frage. Es war eine mit Ungläubigkeit durchzogene Feststellung.
    »Warum nicht?«
    »Nun, der Junge ist tot. Was könnte daran noch irgend etwas ändern?«
    »Wenn er ermordet wurde, ist das für mich eine Änderung«, entgegnete ich.
    »Wenn er ermordet wurde, ist das eine Sache der Polizei.«
    Ich lächelte. »Die Cops hier in der Gegend schätzen meine Hilfe.«
    Sufi sah zu Glen hinüber und senkte ihre Stimme. »Ich bin sicher, sie würde keine weitere Untersuchung wollen.«
    »Nicht sie hat mich beauftragt, sondern Bobby. Und überhaupt, warum interessiert Sie das?«
    Sie schien die Schärfe in meiner Stimme zwar wahrzunehmen, aber sich nicht darum zu kümmern. Sie lächelte dünn, immer noch souverän.
    »Natürlich. Ich wollte mich nicht einmischen«, murmelte sie. »Mir war bloß nicht klar, was Sie Vorhaben, und ich wollte nicht, daß Glen sich aufregt.«
    Nun wäre es an mir gewesen, ähnlich beruhigende Töne in ihre Richtung zu schicken, aber ich saß einfach da und starrte vor mich hin. Ihre Wangen überzogen sich mit einer leichten Färbung.
    »Tja, es war nett, Sie wiederzusehen.« Sie stand auf und ging zu einem der übriggebliebenen Gäste. Mit einer deutlichen Rückendrehung begann sie ein Gespräch. Ich zuckte innerlich die Achseln. Ich war mir nicht sicher, worauf sie hinausgewollt hatte. Es war mir auch egal, solange es nicht den Fall betraf. Nachdenklich blickte ich zu ihr hinüber.
    Kurz darauf begannen die Gäste fast wie auf ein Signal mit dem Abschiedsgetue. Glen stand im bogenförmigen Eingang zum Wohnzimmer, wurde umarmt, ließ sich voller Mitgefühl die Hände drücken. Jeder sagte das gleiche. »Du weißt ja, daß wir dich mögen, Liebes. Also laß es uns wissen, wenn wir etwas für dich tun können.«
    Sie sagte: »Mach ich«, und wurde wieder umarmt.
    Sufi war diejenige, die sie dann zur Tür brachte. Ich wollte ihnen gerade folgen, als Glen mich ansah. »Ich würde gern noch mit Ihnen reden, wenn Sie noch eine Weile bleiben können.«
    »Sicher«, meinte ich. Zum erstenmal wurde mir klar, daß ich Derek seit Stunden nicht mehr gesehen hatte. »Wo ist Derek?«
    »Bringt Kitty ins St. Terry zurück.« Sie sank auf eines der Sofas nieder und rutschte soweit hinunter, daß sie ihren Kopf an die Rückenlehne legen konnte. »Möchten Sie einen Drink?«
    »Ich könnte einen gebrauchen. Soll ich Ihnen auch einen machen, wenn ich schon dabei bin?«
    »Das wäre wundervoll. In meiner Stube ist ein Barfach, falls wir hier knapp dran sind. Für mich einen Scotch. Mit viel Eis, bitte.«
    Ich ging durch die Halle in ihr Studierzimmer, nahm ein altmodisches Glas und die Flasche Cutty Sark. Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, war Sufi wieder da. Das Haus war in jene dumpfe Stille gehüllt, die auf zuviel Lärm folgt.
    Am Ende des Buffets stand ein Eiskübel, und ich ließ mit einer dieser Eiszangen aus Sterlingsilber, die einen immer an Dinosaurierkrallen denken lassen, ein paar Würfel in das Glas fallen. Dabei kam ich mir sehr kultiviert vor, als agiere ich in einem Film aus den vierziger Jahren, bekleidet mit einem Kostüm mit Schulterpolstern und Nahtstrümpfen.
    »Du mußt erschöpft sein«, murmelte Sufi. »Soll ich dich nicht zu Bett bringen, ehe ich fahre?«
    Glen lächelte matt. »Nein, das geht schon in Ordnung. Fahr ruhig.«
    Sufi blieb keine andere Wahl, als sich hinunterzubeugen, Glen einen Kuß zu geben und dann ihre Tasche zu suchen. Ich reichte Glen das Glas mit dem Eis und goß ihr Scotch dazu. Sufi verabschiedete sich endgültig und verließ dann mit einem warnenden Blick in meine Richtung den Raum. Einige Momente später hörte ich die Eingangstür gehen.
    Ich zog einen Sessel heran und setzte mich. Die Füße auf der Couch, überdachte ich meinen momentanen Zustand. Mein Kreuz schmerzte, mein linker Arm schmerzte. Ich trank den Wein in meinem Glas aus und goß Cutty Sark nach.
    Glen nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. »Ich habe gesehen, wie Sie mit Jim gesprochen haben. Was hatte er zu sagen?«
    »Er glaubt, Bobby habe einen Anfall gehabt und sei deshalb von der Straße abgekommen. Eine Form von Epilepsie durch die Kopfverletzungen von seinem ersten Unfall.«
    »Und das heißt?«
    »Nun, was mich angeht, so heißt das, wenn jener Unfall wirklich ein

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