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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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umdrehte. »Nichts dauert ewig, weißt du. Nicht mal der Schmerz.«
    »Ja, schon klar. Insbesondere nicht meiner. Wozu, glaubst du, ziehe ich mir die Drogen rein, für meine Gesundheit?«
    »Du bist so cool, stimmt’s?«
    »Scheiße, fang doch in einer Fürsorgestation an! Du hast es doch raus.«
    »Eines Tages wirst auch du glücklich sein. Du solltest dich am Leben halten, damit du es genießen kannst.«
    »Tut mir leid. Ich kaufe nichts. Kein Interesse.«
    Ich zuckte die Achseln. »Also stirb. So viel wird es nicht ausmachen. Sicher wäre es nicht der Verlust, den Bobbys Tod darstellt. Bisher hast du der Welt noch nichts gegeben.«
    Ich öffnete die Tür.
    Das Geräusch einer zugestoßenen Schublade. »He, Kinsey?«
    Ich drehte mich um. Ihr Grinsen war beinahe selbstironisch, aber nicht ganz.
    »Willst du ‘ne Line Koks ziehen? Ich geb eine aus.«
    Ich ging aus dem Zimmer und schloß leise die Tür. Vom Gefühl her hätte ich sie lieber zugeschlagen, aber wozu?
    Ich ging ins Wohnzimmer hinab. Ich hatte Hunger und brauchte ein Glas Wein. Es waren nur noch fünf oder sechs Leute da. Sufi saß neben Glen auf einem der Sofas. Die anderen kannte ich nicht. Ich ging zum Buffet, das auf der gegenüberliegenden Seite des Raums aufgebaut worden war. Das Chicanomädchen, Alicia, war dabei, eine Platte Shrimps neu anzuordnen und die Hors d’œuvres zusammenzuschieben, damit die Teller nicht so schäbig und angefressen aussahen. Meine Güte, es gehörte doch eine Menge dazu, reich zu sein. Das war mir noch nie in den Sinn gekommen. Ich hatte geglaubt, man würde sich einfach ein paar Leute einladen und sie dann sich selbst überlassen, doch jetzt mußte ich erkennen, daß Gesellschaften dieser Art aller möglichen unauffälligen Aufmerksamkeiten bedurften.
    Ich füllte mir einen Teller und nahm mir ein volles Glas Wein. Dann suchte ich mir einen Sessel, der zwar so nah bei den anderen stand, daß es nicht unhöflich wirkte, aber auch so weit entfernt, daß ich mich mit niemandem unterhalten mußte. Ich habe eine schüchterne Ader, die sich immer in Situationen wie dieser zeigt. Lieber hätte ich mit irgendeiner Nutte unten auf der State Street geplaudert, als mit dieser Bande Höflichkeiten auszutauschen. Worüber könnten wir uns schon unterhalten? Sie redeten über langfristig angelegte Wertpapiere. Ich nahm einen Happen Lachscreme und bemühte mich, einen interessierten Gesichtsausdruck zu machen, ungefähr so, als besäße ich eine Menge Wertpapiere und hoffte, sie abstoßen zu können. Was ist dieses Zeug doch für eine Plage, nicht wahr?
    Ich fühlte eine leichte Berührung an meinem Arm, blickte mich um und sah, wie Sufi es sich im Sessel neben mir bequem machte.
    »Glen hat mir erzählt, daß Bobby Sie sehr gern hatte«, begann sie.
    »Das hoffe ich. Ich mochte ihn auch.«
    Sufi starrte mich an. Ich aß weiter, weil mir nichts einfiel, was ich hätte sagen können. Sie war seltsam gekleidet: in ein langes schwarzes Kleid aus irgendeinem seidigen Material mit einer passenden Jacke darüber. Ich vermutete, es sollte ihre unförmige Gestalt mit dem leicht buckligen Rücken verbergen. Statt dessen sah sie aus, als bereite sie sich auf ein Konzert mit einem großen philharmonischen Orchester vor. Ihr Haar war in dem gleichen glatten, ausgeblichenen Zustand, in dem es gewesen war, als ich sie zum erstenmal gesehen hatte, und ihr Make-up war unvorteilhaft. Sie unterschied sich nicht mehr von Glen Callahan. Ihre Art wirkte ein wenig beschützend, als sei sie kurz davor, mir ein paar Scheine für meine Dienste zuzustecken. Vielleicht hätte ich sie abblitzen lassen, aber es bestand immer noch die Chance, daß sie Bobbys kleines rotes Buch hatte.
    »Woher kennen Sie Glen?« fragte ich und nahm einen Schluck Wein. Ich stellte das Glas auf den Boden neben meinen Sessel und spießte ein paar kalte Shrimps in würziger Sauce auf. Sufis Blick schoß zu Glen hinüber, dann wieder zu mir.
    »Wir haben uns in der Schule kennengelernt.«
    »Sie sind also schon lange befreundet.«
    »Ja.«
    Ich nickte und schluckte. »Sie müssen dabeigewesen sein, als Bobby geboren wurde«, bemerkte ich, bloß um das Gespräch aufrechtzuerhalten.
    »Ja.«
    Scheiße, was soll das Ganze, dachte ich. »Standen Sie ihm nahe?«
    »Ich mochte ihn, aber ich kann nicht sagen, daß wir uns nahestanden. Warum?«
    Ich nahm meinen Wein wieder und trank einen Schluck. »Er hat jemandem ein kleines rotes Buch gegeben. Ich versuche herauszufinden, wem.«
    »Was

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