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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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und stieß schließlich so zu, daß der Dreierball wie eine Rakete in die Seitentasche schoß, während der Fünferball zur Seite bis kurz vor die Ecktasche rollte, dort hing und schließlich hineinfiel. Die Spur eines Lächelns zeigte sich auf Billys Gesicht, aber er blickte nicht auf.
    Währenddessen stand der kleine Mexikaner auf sein Queue gestützt da und grinste mich an. Er formte mit den Lippen die Worte »Ich liebe dich«. Einer seiner Schneidezähne war in Gold gefaßt wie in einen Bilderrahmen, und an seinem Kinn prangte ein blauer Kreidefleck. Hinter ihm räumte Billy den Tisch ab und stellte sein Queue zurück in das Regal an der Wand. Im Vorbeigehen zupfte er einen 20-Dollar-Schein aus der Hemdtasche des Jünglings und stopfte ihn in seine eigene. Mit abgewandtem Gesicht meinte er dann: »Sind Sie die Braut, die mich vorhin bei meiner Mom gesucht hat?«
    »Richtig. Ich bin eine Freundin von John Daggett.«
    Er legte den Kopf schief, kniff die Augen zusammen und legte eine Hand hinter sein Ohr. »Von wem?«
    Ich lächelte nur. Wir spielten scheinbar Scharade. Ich wurde lauter, als ich erneut verkündete: »Daggett. John.«
    »Ach so, der. Wie geht’s dem so?« Er fing an, leicht mit den Fingern im Takt der Musik zu schnippen, die von Willie Nelson zu George Benson gewechselt hatte.
    »Er ist tot.«
    Ich mußte ihm ein Kompliment machen. Er brachte, ohne zu übertreiben, eine hübsche Imitation leichter Überraschung zustande. »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen. Daggett und tot? Zu schade. Was ist dem Kerl denn passiert, Herzanfall?«
    »Ertrunken. Ist erst gestern nacht passiert, unten im Jachthafen.« Ich wies mit dem Daumen über die Schulter in Richtung auf den Strand, damit er wußte, welchen Jachthafen ich meinte.
    »Hier in der Stadt? He, das ist hart. Das hab ich nicht gewußt. Das letzte, was ich hörte, war, daß er in L. A. ist.«
    »Ich bin überrascht, daß Sie es nicht in den Nachrichten gehört haben.«
    »Na ja, ich achte nie auf diesen Blödsinn, wissen Sie. Regt mich bloß auf. Ich kann mit meiner Zeit was Besseres anfangen.«
    Sein Blick wanderte überall herum, den Körper hatte er halb abgewandt. Ich mußte vermuten, daß er damit beschäftigt war, herauszufinden, wer ich war und was ich wollte. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu. »Tut mir leid. Ich hab Ihren Namen nicht mitbekommen.«
    »Kinsey Millhone.«
    Er musterte mich oberflächlich. »Ich dachte, meine Mom hätte gesagt, Sie heißen Charlene.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie kommt sie denn darauf.«
    »Und was tun Sie?«
    »Nachforschungen betreiben. Freiberuflich. Warum?«
    »Sie sehen nicht aus wie ‘ne Freundin von Daggett. Der war, wie soll ich sagen, Unterschicht. Sie haben zu viel Klasse für Abschaum wie den.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß wir uns nahestanden. Ich habe ihn kürzlich durch den Freund einer Freundin kennengelernt.«
    »Warum erzählen Sie das mir? Das kümmert mich einen Dreck.«
    »Tut mir leid, das zu hören. Daggett hat gesagt, wenn ihm irgendwas passiert, soll ich mit Ihnen reden.«
    »Mit mir? Nee«, staunte er. »Das ist wirklich komisch. Sie müssen mich mit jemand anderem verwechseln. Ich meine, ich kannte Daggett, aber ich habe ihn nicht richtig gekannt, verstehn Sie?«
    »Seltsam. Er hat mir erzählt, Sie wären die besten Freunde gewesen.«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Da hat der alte Daggett Ihnen einen Bären aufgebunden, Süße. Ich hab keine Ahnung. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wann ich ihn das letzte Mal gesehn hab. Ist lange her.«
    »Bei welcher Gelegenheit war das?«
    Er schaute zu dem mexikanischen Jüngling hinüber, der schamlos die Ohren spitzte. »Dich krieg ich später, Mann«, sagte er zu ihm. Dann leise und voller Abscheu: »Paco.« Scheinbar war das eine generelle Beleidigung, die für alle hispanischen Bürger galt.
    Er berührte mich am Ellbogen und steuerte mich in den anderen Raum.
    »Diese Bohnenfresser sind doch alle gleich«, vertraute er mir an. »Glauben, sie wüßten, wie man Billard spielt, und dabei haben sie keine Ahnung. Ich red nicht gern vor Mexen über persönliche Dinge. Darf ich Sie zu ‘nem Bier einladen?«
    »Klar.«
    Er wies auf einen leeren Tisch und rückte einen Stuhl für mich zurecht. Ich hängte meinen Regenmantel über die Lehne und setzte mich. Er fing den Blick des Barkeepers auf und hielt zwei Finger hoch. Der Mann zog zwei Bierflaschen hervor, öffnete sie und stellte sie auf die Bar.
    »Wollen Sie sonst

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