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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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noch was? Kartoffelchips? Die machen hier auch wirklich gute Pommes. Bißchen fett, aber gut.«
    Ich schüttelte den Kopf und beobachtete ihn mit Interesse. Aus der Nähe strahlte er merkwürdig viel Charisma aus... eine grobe Sinnlichkeit, deren er sich wahrscheinlich nicht einmal bewußt war. Ich treffe manchmal solche Männer, und dieses Phänomen überrascht mich immer wieder.
    Er schlenderte hinüber und holte die Flaschen, ließ ein paar zerknitterte Geldscheine auf die Bar fallen. Dann sagte er etwas zu dem Barkeeper und wartete, während der Knabe ein Glas auf jede Flasche hängte und dabei ein schiefes Lächeln in meine Richtung schickte.
    Billy kam zum Tisch zurück und setzte sich. »Himmel, wenn man in dieser Kneipe nach ‘nem Glas fragt, behandeln die einen, als wär man plötzlich hochnäsig. Primitive Typen das. Ich häng nur hier herum, weil meine Schwester dreimal die Woche hier arbeitet.«
    Aha, dachte ich, die Frau aus dem Wohnwagen.
    Er schenkte ein Bier ein, schob das Glas zu mir herüber und ließ sich Zeit damit, sein eigenes einzuschenken. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und er hatte Grübchen, die zu beiden Seiten seines Mundes eine Falte bildeten.
    »Hören Sie, ich seh Ihnen an, daß Sie entschieden haben, ich wüßte was, was ich wirklich nicht weiß. Die Wahrheit ist, ich mochte Daggett nicht sonderlich, und ich glaube, er mochte mich auch nicht. Ich hab keine Ahnung, woher Sie diesen Blödsinn haben, ich wäre ‘n Freund von ihm gewesen, aber von ihm bestimmt nicht.«
    »Sie haben ihn doch Montag morgen angerufen, oder?«
    »Hmhm. Ich nicht. Warum sollte ich ihn anrufen?«
    Ich fuhr fort, als hätte er überhaupt nichts gesagt. »Ich weiß nicht, was Sie ihm erzählt haben, aber er hatte Angst.«
    »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen. Muß jemand anders gewesen sein. Was hat er überhaupt hier gemacht?«
    »Ich weiß nicht. Seine Leiche wurde heute morgen mit der Brandung angespült. Ich dachte, den Rest könnten Sie mir vielleicht erzählen. Haben Sie eine Ahnung, wo er gestern abend war?«
    »Nee, überhaupt nicht.« Er interessierte sich für ein Staubkorn im Schaum auf seinem Bier, und das mußte er jetzt herauspicken.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen? Ich glaube, das haben Sie mir noch nicht gesagt.«
    Sein Ton wurde witzig. »Oje, ich hab meinen Terminkalender nicht bei mir. Andernfalls könnte ich es nachschlagen. Wir könnten zusammen gegessen haben, in einem kleinen, etwas abseits gelegenen Ort, nur er und ich.«
    »San Luis vielleicht?«
    Eine kurze Pause entstand, und sein Lächeln wurde um ein paar Watt dunkler. »Ich war zusammen mit ihm in San Luis«, sagte er vorsichtig. »Ich und dreitausendsiebenhundert andere. Also?«
    »Ich dachte, Sie wären vielleicht in Verbindung geblieben.«
    »Ich sagte doch schon, ich kannte Daggett nicht so gut. Mit ihm zusammenzusein ist genauso, als wenn Sie mit Hundescheiße am Schuh rumlaufen, verstehn Sie? Nicht grade das, was man sich wünscht.«
    »Wen kannte er sonst noch hier in der Stadt?«
    »Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Nicht meine Aufgabe, jemandem auf der Spur zu bleiben.«
    »Was ist mit Ihrer Schwester? Kannte er sie?«
    »Coral? Wirklich nicht. Die treibt sich nicht mit solchen Nichtsnutzen rum. Ich würd ihr den Hals umdrehen. Ich begreife nicht, warum Sie immer weiterbohren müssen. Ich hab Ihnen doch gesagt, ich weiß überhaupt nichts. Ich hab ihn nicht gesehen, nichts von ihm gehört. Warum glauben Sie mir nicht einfach?«
    »Weil ich nicht glaube, daß Sie die Wahrheit sagen.«
    »Wer sagt das? Ich meine, Sie sind doch hierhergekommen und haben mich gesucht, oder? Ich muß nicht mit Ihnen reden. Ich tue Ihnen einen Gefallen. Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht mal, was Sie überhaupt vorhaben.«
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte leicht. »Großer Gott, Billy. So ein Unsinn. Ich hätte nicht gedacht, daß Sie mit Frauen so umgehen. Ich bin entsetzt.«
    »Jetzt machen Sie sich wohl über mich lustig, was?« Er musterte mein Gesicht. »Sind Sie bei der Polizei?«
    Ich fuhr mit dem Daumennagel an der Flasche entlang, riß einen Streifen des Etiketts dabei ab. »Bin ich tatsächlich.«
    Er schnaubte. Jetzt hatte er genug gehört. »Ach, kommen Sie.«
    »Ich bin Privatdetektiv.«
    »Quatsch.«
    »Tatsache.«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, amüsiert, weil ich versuchte, ihm eine solche Lüge aufzutischen. »Himmel, das ist zuviel. Was glauben Sie eigentlich, mit wem

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