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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Schnupfen! Ich gehe jetzt nicht mehr raus. Du kannst ja gehen. Warum mußt du überhaupt was trinken?«
    Er langte nach seiner Jacke, fuhr hinein. »Hast du Geld? Ich hab bloß noch einen Dollar.«
    »Such dir ‘nen Job. Zahl selbst für dich. Ich hab es satt, dir immer nur Geld zu geben.«
    »Ich hab doch gesagt, du kriegst es wieder. Warum machst du dir Sorgen? Mach schon, los.« Er schnippte ungeduldig mit den Fingern.
    Sie ließ sich Zeit dabei, aber sie suchte doch in ihrer Geldbörse und förderte schließlich eine zerknüllte 5-Dollar-Note zutage, die er kommentarlos entgegennahm.
    »Kommst du wieder?« wollte sie wissen.
    »Ich weiß noch nicht. Möglich. Sperr nicht ab.«
    »Gut, aber sei leise, ja? Ich fühle mich verdammt schlecht und will nicht geweckt werden.«
    Er legte die Hände auf ihre Arme. »Hehe, beruhig dich. Du machst dir zuviel Sorgen.«
    »Weißt du, was dein Problem ist? Du glaubst, du mußt nur solchen Mist reden, und dann wäre alles in Ordnung. Aber so funktioniert die Welt nicht. Hat sie nie getan.«
    »Na ja, es gibt immer ein erstes Mal. Dein Problem ist, daß du so pessimistisch bist...«
    An dieser Stelle hielt ich es für besser, mich auszuklinken und zu meinem Wagen zurückzukehren. Ich verließ meinen Horchposten, überlegte kurz, ob ich die Stufen zurückbringen oder einfach stehenlassen sollte. Besser, sie fortzubringen. Ich hob sie hoch, zwängte mich geschickt durch das Gestrüpp bis zu einem Platz, wo der Trödel gestapelt war. Ich stellte die Stufen ab und marschierte dann über den dunklen Platz und hinauf auf die Straße.
    Ich lief zu meinem Auto, ließ es an und wendete erneut, erwartete, daß Billy auf demselben Weg zurückfahren würde, wie er gekommen war. Und da sah ich im Rückspiegel auch schon den Chevrolet auf die Hauptstraße einbiegen, sah, wie er hinter mir herkam. Anderthalb Block lang hing er an meinen Heckleuchten wie im Film. Mit einem ungeduldigen Hupen überholte er mich, bog mit quietschenden Reifen noch einmal nach links ab und brauste davon, Richtung Milagro. Ich wußte, wohin er wollte, also ließ ich mir Zeit. Es gibt da eine Bar, Hub, ungefähr drei Blocks weiter. Ich betrat sie vielleicht zehn Minuten nach ihm. Seinen Jack Daniel’s hatte er sich schon gekauft und nahm sich jetzt seiner an, während er Poolbillard spielte.

9

    Das Hub ist eine Bar mit dem Ambiente eines umgebauten Warenhauses. Sie ist zu geräumig für Kameradschaft, die Luft zu kühl für Entspannung. Die Decke ist hoch, schwarz gestrichen und von einem Netzwerk aus Rohren und elektrischen Leitungen überzogen. Die Tische im Hauptraum sind spärlich verteilt, an den Wänden hängen alte Schwarzweißaufnahmen der Bar und ihrer wechselnden Kunden aus den vergangenen Jahren. Durch einen breiten Torbogen gelangt man in einen kleineren Raum mit vier Billardtischen. Die Musicbox ist massig, mit gelben, grünen und kirschroten Streifen und blinkenden Lichtern. Für einen Samstagabend war die Bar erstaunlich leer. Eine Willie-Nelson-Platte lief, aber es war keine, die ich kannte.
    Ich war die einzige Lrau in der Bar und konnte spüren, wie die Aufmerksamkeit der Männer sich voll spröder Vorsicht mir zuwandte. Ich blieb stehen, kam mir vor, als würde ich beschnuppert, als wäre ich ein Hund in einer fremden Nachbarschaft. Zigarettendunst hing in der Luft, und man sah in dem trüben Licht die Silhouetten der Männer, die sich mit ihren Queues über die Billardtische beugten. Ich erkannte Billy Polo an dem großen Wust von Haaren um seinen Kopf. Auf gerichtet war er größer, als ich es mir vorgestellt hatte, mit breiten, harten Schultern und schmalen Hüften. Er spielte mit einem mexikanischen Jugendlichen von vielleicht zweiundzwanzig Jahren, der ein hageres Gesicht, tätowierte Arme und eine kümmerliche Brust hatte, von der man einen Streifen sehen konnte, da er sein Hawaiihemd bis zur Taille offen trug. Er präsentierte stolz ungefähr sechs Brusthaare in einer seichten Vertiefung in der Mitte seines Brustbeins.
    Ich ging zum Tisch hinüber, stand da und wartete, daß Billy sein Spiel beendete. Er warf einen kurzen, desinteressierten Blick zu mir herüber und brachte den Spielball auf eine Linie mit dem Sechserball, den er geschickt in eine Seitentasche spielte. Ohne eine Pause einzulegen, ging er um den Tisch herum und feuerte den Zweierball wie eine Kugel in die Ecktasche. Er rieb seinen Queue mit Kreide ein und betrachtete den Dreierball. Er prüfte einen Winkel, verwarf ihn

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