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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hell und von Sommersprossen übersät. Sie trug den übergroßen, seidenen Morgenrock eines Mannes und war offensichtlich erkältet. In ihrer Tasche hatte sie ein zerknülltes Tempo, in das sie von Zeit zu Zeit trompetete. Sie war mir so nah, daß ich sehen konnte, wo das häufige Naseputzen die Haut an Nase und Oberlippe gerötet hatte. Ich fragte mich, ob sie eine alte Freundin von Billy war. Man spürte keine Sexualität in der Art, wie sie miteinander umgingen, und doch war da eine sonderbare Intimität. Vielleicht eine alte Liebe, die mit der Zeit schal geworden war.
    Die ständige Rock ‘n’ Roll-Musik machte mich verrückt. Ich würde nie hören, was sie redeten, wenn dieses Zeug über den ganzen Platz schallte. Ich stieg die Treppe hinab und ging zur Vordertür auf der anderen Seite des Anhängers. Das Fenster rechts stand weit offen, aber die Vorhänge waren zugezogen.
    Ich wartete, bis eine kurze Pause entstand. Dann holte ich tief Luft und hämmerte an die Tür. »He! Stellt den verdammten Lärm ab«, brüllte ich. »Wir versuchen hier zu schlafen!«
    Aus dem Anhänger schrie die Frau zurück »‘tschuldigung!« Die Musik brach abrupt ab, und ich ging wieder auf die andere Seite zurück, um zu sehen, wieviel ich von ihrer Unterhaltung aufschnappen konnte.
    Die Ruhe war himmlisch. Sie mußten die Lautstärke am Fernseher ganz klein gestellt haben, denn die Werbung, die jetzt lief, war komisch ohne Ton, und ich konnte tatsächlich Bruchstücke von dem auffangen, was sie sagten, wenngleich sie unbarmherzig nuschelten.
    »‘türlich sagt sie das. Was hast du denn erwartet?« fragte sie.
    »Mir gefällt der Druck nicht. Es gefällt mir nicht, wenn sie mir im Nacken sitzt...« Er sagte noch etwas, das ich nicht verstehen konnte.
    »Was macht das schon für einen Unterschied? Niemand hat sie gezwungen. Scheiße, sie ist frei, weiß und einundzwanzig... es geht darum... damit sie nicht denkt... die ganze Sache, richtig?«
    Ihre Stimme war leiser geworden, und als Billy antwortete, hielt er eine Hand vor den Mund, so daß ich ihn überhaupt nicht verstehen konnte. Er hörte ohnehin nur mit halbem Ohr zu, sprach zu ihr, während sein Blick immer wieder zum Fernseher wanderte. Es muß 11.00 gewesen sein, weil die Lokalnachrichten gebracht wurden. Da war die übliche Einführung, ein langer Schwenk auf den Nachrichtentisch mit zwei männlichen Sprechern, einem Schwarzen und einem Weißen, die da in ihren Anzügen saßen wie ein komplettes Set. Beide sahen angemessen ernst aus. Die Kamera schwenkte zu dem Kopf des Schwarzen. Hinter ihm erschien kurz ein Foto von John Daggett. Dann tauchte flüchtig der Strand auf. Ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, daß das die Stelle sein mußte, an der man Daggetts Leichnam gefunden hatte. Im Hintergrund konnte ich die Mündung des Hafens sehen.
    Billy fuhr hoch, packte die Frau am Arm. Sie wirbelte herum, um zu sehen, worauf er zeigte. Der Sprecher redete weiter, schob mit einer glatten Bewegung das oberste Blatt beiseite. Die Kamera fuhr auf den zweiten Sprecher, und das Bild zeigte jetzt das Standfoto einer Müllhalde.
    Billy und die Frau tauschten einen langen, besorgten Blick aus. Billy fing an, die Knöchel knacken zu lassen. »Herrje!«
    Die Frau packte die Zeitung und warf sie ihm zu. »Ich hab dir doch gesagt, daß er es war, sobald ich gelesen hatte, daß man einen Säufer gefunden hat, der an den Strand gespült worden ist. Großer Gott, Billy! Immer geht alles schief, was du anfängst. Du hältst dich für so schlau. Du hast an alles gedacht. Na klar doch! Und dann stellt sich raus, daß du überhaupt nicht weißt, wovon du redest.«
    »Die wissen nicht mal, daß wir ihn kennen. Woher sollten sie das auch wissen?«
    Sie schenkte ihm einen bösen Blick, wütend, weil er versuchte, sich zu verteidigen. »Ein bißchen Grips kannst du den Bullen schon zugestehen! Wahrscheinlich haben sie ihn mit Hilfe seiner Fingerabdrücke identifiziert, oder? Dann wissen sie also auch, daß er in San Luis draußen war. Man muß nicht gerade ein Genie sein, um dahinterzukommen, daß du mit ihm zusammen gegessen hast. Als nächstes wird dann jemand bei uns klopfen. >Wann haben Sie den Mann zum letzten Mal gesehen?< All dieser Mist.«
    Er stand abrupt auf. Dann ging er zum Küchenschrank und öffnete ihn. »Hast du Black Jack?«
    »Nein, ich hab keinen Black Jack. Du hast gestern alles ausgetrunken.«
    »Zieh dir was an. Dann gehen wir rüber ins Hub.«
    »Billy, ich hab

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