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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Elektrizität, die die Luft erfüllte, die wir atmeten. Ich hatte Jahre gebraucht, um zu erkennen, daß ich sie größtenteils selbst erzeugt hatte, aus meinem eigenen Bedürfnis heraus. Vielleicht war ich deshalb jetzt so empfindlich. Ich war immer noch wütend auf mich selbst, weil ich so doof gewesen war.
    »Ich brauche ’nen Platz, wo ich mein Zeug unterstellen kann«, sagte er.
    »Was für Zeug?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hab ’ne akustische Gitarre für zweitausend Dollar. Ich kann sie nicht im Kofferraum lassen, weil das Schloß von dem Mietwagen kaputt ist. Und wenn ich sie auf dem Rücksitz liegenlasse, wird sie geklaut.«
    »Du hast eine Gitarre mitgebracht? Ganz von Florida bis hierher?«
    »Ich dachte, ich könnte sie hier vielleicht verkaufen. Könnte das Geld brauchen.«
    »Was ist mit deinem Freund? Ich dachte, du wärest bei jemandem mitgefahren. Warum bringst du sie nicht zu ihm? Oder ist es eine Freundin? Ich glaube, das habe ich dich noch gar nicht gefragt.«
    »Nein, es ist ein Typ. Das Problem ist, er wohnt nicht hier in der Stadt. Er ist nur auf dem Weg nach San Francisco hier durchgekommen und kommt erst am späten Sonntagabend zurück. Deshalb mußte ich mir selbst ’nen Wagen leihen.«
    »Wo wohnst du? Hast du kein Zimmer?«
    »Darum kümmere ich mich noch. Die Stadt ist voll wegen der Feiertage. Und ich kann jetzt nicht mal zur Tankstelle fahren, ohne alles mit mir reinzuschleppen. Es ist ja nur für ein paar Tage.«
    Ich starrte ihn an. »Du machst doch immer solche Sachen, ist dir das eigentlich klar? Du steckst immer in der Klemme, verlegst dein Gewicht von. einem Fuß auf den anderen, hoffst, daß dich jemand aus dem Loch befreit, in das du gefallen bist. Versucht bei der Inneren Mission. Schlepp ’ne Frau ab. Das sollte dir doch nicht zu schwer fallen. Oder verkauf das verdammte Ding. Was hab’ ich damit zu tun?«
    »Gar nichts«, sagte er in mildem Ton. »Es ist bloß ein Gefallen. Was ist schon dabei?«
    Bei mir war der Dampf raus. Wir hatten solche Gespräche schon hundertmal geführt, und nie hatte er auf mich gehört. Ich konnte es mir ebensogut ersparen. Ich konnte ihm ebensogut seinen Wunsch erfüllen und es hinter mich bringen. Wahrscheinlich war es ohnehin nur eine gutausgedachte Story, um unseren Kontakt zu verlängern. »Schon gut, ist nichts dabei. Du kannst das verdammte Ding bis Sonntag in irgendeiner Ecke abstellen, aber dann will ich, daß es hier weg ist.«
    »Klar. Kein Problem. Danke.«
    »Ich warne dich, Daniel. Wenn du irgendwo hier in der Nähe ein Versteck hast, ruf’ ich die Bullen.«
    »Ich bin clean. Das hab’ ich dir doch schon gesagt. Du kannst ja selbst nachschauen.«
    »Vergiß es.« Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß er nicht bluffen würde, was dieses Thema anging, weil er mich gut genug kannte, um zu wissen, daß ich ihn fertiggemacht hätte, wenn ich ihn erwischen würde.

14

    Ich nahm ein paar Pillen und schlief wie ein Stein — tiefer, traumloser Schlaf, der meine angespannten Nerven beruhigte und meine gute Laune wiederherstellte. Um sechs Uhr war ich auf den Beinen, bereit, wie üblich zu joggen. Kein parkender Daniel war am Straßenrand zu sehen. Ich machte eine Dehn Übung am Zaunpfahl und lief dann auf den Cabana Boulevard zu.
    Das Laufen war herrlich. Der Himmel war perlgrau mit rosa Streifen. Zu meiner Rechten prallte dunkelgraue Brandung an den festen Sandstrand, schneeweißer Schaum blieb zurück. Der Kai spiegelte sich in den Pfützen, die die zurückweichenden Wellen hinterließen. Das Meer schien die Vögel am Himmel zum Schweigen zu bringen. Heute war der letzte Tag des Jahres, und ich rannte mit einem Gefühl des Optimismus, wie es das neue Jahr immer mit sich bringt. Ich würde einen Weg finden, alles zu klären: Lance, Maes Mißtrauen mir gegenüber, sogar Daniels plötzliches Erscheinen vor meiner Tür. Ich war gesund und munter, körperlich fit. Rosie würde am Montag wieder öffnen. Henry würde in sechs Tagen heimkommen. Ich war im Besitz des grünen Kleides, das Olive mir geschenkt hatte, und vielleicht einer Einladung zu einer Silvesterparty, wenn es klappte wie erhofft. Ich brachte meine drei Meilen hinter mich und ging dann langsamer weiter, kühlte ab, während ich zum Haus zurückkehrte.
    Ich duschte und zog wie üblich meine Jeans an, genoß den Vormittag daheim. Es war inzwischen 7 Uhr — zu früh für Telefongespräche. Ich aß meine Cornflakes und las bei zwei Tassen Kaffee die Los Angeles Times.

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