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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Stengelchen frischem Koriander in einer Tortilla serviert.
    »Pop« tauchte jetzt aus der Gefrierkammer auf. Ein winterlicher Eishauch wehte hinter ihm her. Er war ein massiger Mann in den Sechzigern, mit einem gutmütigen Gesicht und milden Augen. »Was darf ich Ihnen geben?«
    »Wenn’s geht, einmal Tri-Tip zum Mitnehmen.«
    Er blinzelte mir zu, lächelte kurz und machte wortlos meine Bestellung zurecht.
    Das Sandwich in der Hand balancierend, fischte ich ein Pepsi Light aus der Kühlbox, um dann vorn an der Kasse zu bezahlen. Ich ging zu meinem Auto zurück und verspeiste mein gediegenes Mahl, wobei ich sorgsam darauf achtete, mir nicht die Uniform mit Salsa zu verkleckern. Die Blumen, die mit jeder Minute schlapper wurden, erfüllten den Innenraum meines VW mit der Atmosphäre einer Einsegnungshalle. Ich behielt Bibiannas Einfahrt zwei Stunden lang im Auge und übte mich im Zen des Observierens. Von vielen Detektiv-Büros werden Observierungsdienste viel teurer berechnet als alle anderen Leistungen, weil sie so sterbenslangweilig sind. Es tat sich nichts. Niemand kam. Kein Licht ging an. Ich dachte, wenn ich vorhatte, das Haus noch länger zu beobachten, würde ich wohl gut daran tun, dem zuständigen Streifenpolizisten Bescheid zu sagen. Außerdem wäre es vielleicht klüger, mir ein anderes Auto zu borgen und mir einen Vorwand auszudenken, weshalb ich hier herumlungerte. Der Postbote kam zu Fuß vorbei, nahm die Briefe aus Bibiannas Briefkasten mit und hinterließ an ihrer Stelle eine Hand voll Post. Ich hätte viel dafür gegeben, kurz nachsehen zu können, wer ihr da schrieb, aber ich wollte mein Glück nicht überstrapazieren. Wo steckte die gute Frau? Wenn sie solche Rückenschmerzen hatte, wieso war sie dann den ganzen Tag weg? Vielleicht war sie ja beim Chiropraktiker, um sich die Wirbel einrichten oder den Hals einrenken zu lassen. Um drei Uhr ließ ich den Wagen an, um wieder in Richtung Zentrum zurückzufahren.
    Bei der California Fidelity angekommen, beglückte ich Darcy an ihrem Empfangstisch mit dem Blumenbouquet. Sie war so taktvoll, meinen kleinen Zusammenstoß mit Titus nicht zu erwähnen. Ihr Blick blieb kurz an meiner Kleidung hängen. »Sind Sie jetzt bei der Air-Force?«
    »Ich mag diesen Uniform-Look.«
    »Die Schuhe da sehen aus, als wären sie bei einem Thai-Boxkampf absolut tödlich«, bemerkte sie. »Falls Sie wegen Mary gekommen sind — sie hat gerade Kundschaft, aber Sie können ja schon mal nach hinten gehen.«
    Mary war im Mai als Schadenssachbearbeiterin eingestellt worden, nachdem Jewel Cavaletto in Rente gegangen war. Man hatte ihr den Schreibtisch zugewiesen, an dem Vera gesessen hatte, ehe sie nach vorn in den Glaskasten aufgerückt war. Mary war gescheit, aber noch unerfahren, ein junges Ding von vierundzwanzig, mit der Sorte Gesicht, die gerade für den dritten Platz bei einem regionalen Schönheitswettbewerb ausreicht. Ich rechnete es ihr hoch an, dass sie die Diaz-Sache weitergeleitet hatte. Sie hatte einen guten Blick, und wenn sie lange genug aushielt, würde sie irgendwann ein echter Gewinn für die Firma sein. Sie war seit drei Monaten mit einem Verkäufer unseres lokalen Nissan-Händlers verheiratet und interessierte sich brennend für Veras Hochzeitspläne. Eine ihrer eigenen Hochzeitseinladungen (vom Wind sanft gewiegte Gänseblümchen zwischen Grashalmen vor einem zartrosa Hintergrund) stand in einem Messingrähmchen auf ihrem Schreibtisch. Wo Vera einst die neueste Nummer der Cosmopolitan unter ihren Aktenstapeln versteckt hatte, las Mary jetzt die Zeitschrift Brides, die offenbar alles von der Verlobung bis zum Ende des ersten Ehejahrs abdeckte. Anfangs hatte Mary mich nach meinen Spezial-Kochrezepten gefragt, bis Vera sie aufgeklärt hatte. Jetzt betrachtete sie mich immer mit dem ganzen penetranten Mitleid frisch verheirateter Leute für eingefleischte Singles.
    Ich schwatzte noch ein paar Minuten mit Darcy und machte mich dann auf den Weg nach hinten zu Marys Arbeitsplatz, wobei ich unterwegs noch ein paar anderen Kollegen hallo sagte. Die Kunde von meinem Scharmützel mit Titus hatte sich offenbar schon verbreitet und mir eine gewisse Popularität eingetragen, die sicher die Zeit überdauern würde, bis sie mich hinauswarfen — maximal einen Tag. Marys Klienten, ein Mann und eine Frau, waren gerade am Gehen, als ich bei ihrem Kabuff ankam. Die Frau war in den Dreißigern, mit einem zerrupften, gebleichten Schopf, der entfernt auf Punk machte. Sie trug einen

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