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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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harten schwarzen Lidstrich und sichtlich falsche Wimpern. Ihre gemusterte schwarze Strumpfhose und die ordinären Sling-Pumps mit den Stilettoabsätzen passten irgendwie nicht zu dem streng geschnittenen Business-Kostüm. Sie schien mich weit weniger beachtenswert zu finden als ich sie, denn sie sah kaum in meine Richtung, als sie in dem schmalen Gang zwischen den Kabuffs an mir vorbeiging. Ihr Begleiter schlenderte gemächlich hinter ihr her, und schon sein Gang signalisierte schiere Arroganz. Er hatte die Hände in den Taschen und gab sich überhaupt als die Lässigkeit in Person, aber ich hätte schwören können, dass er jemand war, der sich streng unter Kontrolle hatte. Sein dunkles Haar war glatt zurückgekämmt. Er hatte dicke Brauen über großen, dunklen Augen, ausgeprägte Wangenknochen und ein Schnauzbärtchen, das so getrimmt war, dass es seitlich um seinen Mund herunterzurinnen schien. Er war bestimmt fast einsneunzig groß, und die Polster seines karierten Sakkos betonten seine wuchtigen Schultern noch. Er sah aus wie der finstere Adlatus des Oberschurken in einer Vorabend-Serie. Er versuchte zwar im letzten Moment noch, mir auszuweichen, rempelte mich aber trotzdem an. Er fing mich am Arm auf und strebte mit einem gemurmelten »Oh, Verzeihung« weiter den Flut entlang. Ich bekam eine Wolke des Haarwassers in die Nase, das er benutzte, um seine Haare zu glätten. Ich starrte den beiden nach, während ich in Marys Kabuff trat.
    Sie war nicht an ihrem Schreibtisch, erschien aber im nächsten Moment, die Augen starr auf einen randvoll mit Wasser gefüllten Blechbecher geheftet. Sie trug einen roten Kaschmirpullover mit hochgeschobenen Ärmeln. Ihr Teint war frisch und klar, und sie strahlte vor Gesundheit. Alle Farben an ihr schienen direkt aus Illustrierten-Reklamen entsprungen. »So, da wären wir«, sagte sie. Dann sah sie auf. Sie schien verdutzt. »Ach, sind sie schon weg? Die beiden, die eben hier waren?«
    »Sie sind gerade vor einer halben Sekunde über den Flur gegangen.«
    Sie lugte aus der Tür, konnte aber keine Spur mehr von ihnen entdecken. »Also, das ist aber merkwürdig. Sie hat gesagt, sie fühlt sich nicht wohl. Deshalb bin ich ihr ein Glas Wasser holen gegangen.«
    »Ich fand, sie sah ganz gesund aus.«
    Mary klappte vor Verblüffung der Unterkiefer hinunter, und sie stellte den Becher mit dem Wasser auf ihrem Schreibtisch ab. »Schade, dass sie nicht mehr da sind. Ich hatte gehofft, Sie könnten noch mit ihnen reden.«
    »Worüber?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie arbeiten für die Zentralstelle zur Verhinderung von Versicherungsbetrug. Das heißt, sie zumindest. Er ist Ermittler bei der kalifornischen Versicherungsaufsicht.« Sie gab mir die Visitenkarte der Frau.
    » Der? Sind Sie sicher?«
    »Er hat letzten Monat dort angefangen. Sie lernt ihn gerade an.«
    »Er sah eher aus wie ein Gangster.«
    Sie lachte verlegen, als ob sie sich jetzt, da ich es angesprochen hatte, für sein Äußeres verantwortlich fühlte. »Ja, was? Das liegt bestimmt an diesem geschmacklosen Jackett. Ich würde Peter niemals in so einem Ding in der Öffentlichkeit rumlaufen lassen. Setzen Sie sich doch. Haben Sie mit Bibianna Diaz gesprochen? Herrje, wo habe ich nur die Akte hingepackt?« Sie setzte sich hin und fing an, einen Stapel dicker Aktenordner auf ihrem Schreibtisch durchzusehen.
    »Nein. Sie ist immer noch nicht da. Das nächste Mal nehme ich meine Kamera mit. Vielleicht erwische ich sie ja dabei, wie sie auf dem Rasen Flic-Flacs schlägt.« Ich erzählte ihr von »Lola Flores« und den beiden Versicherungsgesellschaften. »Bibianna hat offensichtlich unter dem Namen Lola Flores noch andere krumme Dinger laufen. Wer weiß, wie viele Schadensanzeigen sie gleichzeitig losgelassen hat.«
    Mary war gebührend empört. »Großer Gott, das ist ja nicht zu glauben. Ich werde mich gleich dahinterklemmen und den Leuten Bescheid sagen.«
    »Sorgen Sie dafür, dass Sie alle Vorgänge, die diese Dame betreffen, sorgfältig dokumentieren. Wenn wir die Unterlagen an die Zentralstelle weiterleiten, können die ihre auch hinschicken. Das gibt bestimmt einigen Wirbel.«
    Ich war mit einem Teil meiner Gedanken immer noch bei dem Pärchen, das mir gerade entgegengekommen war. Ich sah mir die Karte der Frau noch einmal an. Das Emblem der Zentralstelle — mit den Buchstaben ICPI — sah echt aus, so ähnlich wie ein Set-Deckchen mit einem kompletten Gedeck. Nach dieser Karte war sie Karen Hedgepath von einem

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