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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Wegwerfhandtuch aus dem Spender und gab es ihr. Sie vergrub die untere Gesichtshälfte in dem Papiertuch und starrte sich im Spiegel über dem Waschbecken an. Sie trocknete sich die Hände ab und warf das Papier weg. »Danke für die Sache da im Auto. Himmel noch mal, ich kann das nicht ertragen. Ich hasse ihn wirklich bis aufs Blut.«
    »Er ist ja wohl echt verrückt nach dir«, sagte ich.
    Sie trat in eine der Kabinen und versuchte, das Fenster über dem Klo zu öffnen. »Mist, verdammter. Zugenagelt. Glaubst du, es gibt noch einen anderen Weg hier raus?«
    »Ich weiß nicht. Ich werd’ mal nachsehen«, sagte ich. Ich fühlte mich etwas in der Zwickmühle, weil ich Bibianna gern helfen, aber den Draht zu Raymond Maldonado nicht verlieren wollte. Ich ging zur Tür des Vorraums, öffnete sie einen Spalt und spähte ostentativ nach einem Hinterausgang. Alles, was ich sah, war Raymond, der gerade wieder mit seinem Kopfrucken zugange war. Der Münzfernsprecher an der Wand war verführerisch nah, aber wenn ich zu telefonieren versuchte, würde Luis mich unweigerlich entdecken. Ich schloss die Tür wieder. »Was ist denn mit Raymond los?«
    »Es wird immer schlimmer«, sagte sie düster. »So hab’ ich ihn noch nie erlebt.«
    »Hm, aber woher kommt das?«
    »Es nennt sich TS. Das heißt Tourette-Syndrom, aber was es bedeutet, weiß ich nicht genau. Irgendwas mit dem Nervensystem — neurologisch und so. Ich weiß nur, dass er andauernd diese komischen Bewegungen macht und manchmal fürchterliche Wutanfälle kriegt. Er hat Pillen dagegen, aber die will er nicht nehmen, weil er die Nebenwirkungen nicht ertragen kann.«
    »Hat er das schon sein ganzes Leben?«
    »Ich glaub’ schon. Er redet nie viel drüber.«
    »Aber tut er denn gar nichts dagegen?«
    »Dope hilft, sagt er. Und manchmal drückt er auch.«
    »Hast du ihn deswegen verlassen, wegen dem Tourette-Dings?«
    »Ich hab’ ihn verlassen, weil er ein Scheißkerl ist. Mit dem andern könnte ich leben, aber er wird immer gemeiner. Mit der Krankheit hat das nichts zu tun«, sagte sie. »Herrgott, wir müssen irgendwas finden, wie wir hier rauskommen.« Sie ging in die zweite Toilettenkabine und probierte es mit diesem Fenster. Ebenfalls verrammelt. »Verdammter Mist. Wir müssen es irgendwie anders versuchen. Ich wollte, Tate wär’ jetzt da.«
    Ich sagte: »Kann ich verstehen. Glaubst du, Raymond weiß, dass du was mit ihm hast?«
    »Großer Gott, ich hoffe nicht. Er ist so eifersüchtig, dass er sofort rot sieht.«
    »Woher kennst du Tate?«
    »Er ist plötzlich bei einem Kostümfest aufgetaucht, letztes Jahr an Halloween. In Bullenuniform. Alle dachten, es sei nur ein Witz, außer mir. Ich rieche Bullen kilometerweit.« Sie nahm eine Bürste aus ihrer Handtasche und bearbeitete ihre Haare damit. »Das mit Jimmy ist was ganz anderes.«
    »Das sieht man«, sagte ich. »Scheint, als ob du ihn liebst.«
    Zum ersten Mal, seit wir aus dem Gefängnis draußen waren, huschte ein flüchtiges Lächeln über ihr Gesicht. »Muss wohl so sein. Wir haben nämlich vorletzte Woche geheiratet. Deshalb wird meine Wohnung frei. Ich ziehe zu ihm.«
    Die Tür flog auf, und ich tat vor Schreck einen regelrechten Satz. Es war Luis, mit seiner 45 er und seinem kleinen Grinsebärtchen. »So, meine Damen, das war’s. Zeit zum Weiterfahren. Haltet euch mal ein bisschen ran. Raymond sagt, ihr seid jetzt lang genug hier drin.«
    Ich winkte unwirsch ab. »Ach, Luis, was soll denn das? Macht wohl Spaß, hier in der Gegend rumzurennen und sich wie ein Idiot aufzuführen? Immer mit der Ruhe. Ich muss erst noch Pipi machen, und sie auch.«
    Er lief leicht rot an. »Beeilung.«
    »Aber klar doch«, sagte ich, während ich auf die erste Kabine zustrebte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er die Pistole in den Hosenbund steckte und sich aus dem Vorraum verzog. Zehn Minuten später waren wir wieder unterwegs.

    So fand ich mich am Morgen des Mittwoch, dem 26. Oktober, im Fond eines tiefergelegten Ford, der über den Freeway 101 raste. Am Montag war Veras Hochzeit, und ich würde sie garantiert verpassen. Wenn Raymond Bibianna umbringen wollte, würde er wohl nicht umhinkönnen, mich ebenfalls umzubringen. An Halloween würde ich mich vermutlich auf dem Dauerparkplatz beim Flughafen von Los Angeles befinden, in irgendeinem fremden Kofferraum. Selbst bei Hitze dauerte es manchmal Tage, bis jemand etwas roch.
    Luis fuhr, während Raymond jetzt auf dem Vordersitz saß und am Radio herumspielte. In

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