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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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vorbeizudrücken, damit er plötzlich losspringen und mich am Hintern packen konnte. Ich drückte mich nach links in die Essecke vor der kombüsenartigen Miniküche. Hier hatte ich schon mal kurz den Kopf reingesteckt, um mir ein Bier zu holen, aber ich war nicht dazu gekommen, nach einem eventuellen Ausgang zu forschen. Ich hatte auf eine Hintertür gehofft, aber die Küche entpuppte sich als Sackgasse, und auch sonst schien es keinen anderen Weg nach draußen zu geben.
    Ich warf einen Blick auf den Küchentisch, der immer noch voller Papierstapel war. Ich nahm ein Blatt von einem der Stöße und überflog es. Holla! Na, jetzt wusste ich wenigstens, warum der Typ vorhin so unlustig gewesen war. Diese gemeingefährlich aussehenden Batos Locos hatten die Bleistifte gewetzt und sich Versicherungsformulare vorgenommen, um dortselbst ein ganzes Sortiment dubioser Verletzungen einzutragen, von denen sie nicht einmal wussten, wie man sie schreibt. »Schläudertrauma« und »Prälungen« und »Schmerzen im untern und obern Rücken«. Einer hatte geschrieben: »Wir furen nach norden als uns das Auto hintendrauf für, das wir gegen ein Telefonmast krachten. Ich haute mit dem Kopf gegen die Windschuzscheibe und erlit Prälungen. Seit dem Unfall leide ich an Schläudertrauma mit Nackenschmerzen und außerdem schlimmen Kopfschmerzen, Doppelsehen und plötzlich einschisenden Schmerzen im Rücken.«
    Als behandelnder Arzt war auf den meisten Formularen ein gewisser Dr. A. Vasquez genannt, dicht gefolgt von einem Chiropraktiker namens Fredrick Howard. Bei näherem Hinsehen merkte ich, dass sämtliche »Opfer« identische Schilderungen des »Unfallhergangs« geliefert hatten. Tomas’ Tun hatte darin bestanden, denselben Text immer wieder abzukupfern. Vorbereitung hin oder her, meine detektivischen Instinkte erwachten, und ich merkte, wie mich das Jagdfieber packte. Das hier war schon ein Teil von dem, was Dolan und Santos suchten — der Beweis für eine Betrugsaktion großen Stils, und sogar fein säuberlich mit den Namen der Beteiligten versehen. Bislang hatte ich noch keinen Aktenschrank oder dergleichen entdecken können, aber irgendwo musste Raymond den Papierkram ja lagern. Ich pickte mir auf gut Glück ein ausgefülltes Formular heraus, faltete es rasch zusammen, steckte es in meine Bluse und beförderte es durch Zupfen und Tätscheln eine Etage tiefer. Ich ließ die übrigen Blätter so liegen, wie ich sie vorgefunden hatte, und ging unter leisem Knistern wieder zum Gästeschlafzimmer zurück. Als ich an der Tür war, sah ich Raymond beim Fenster stehen und den Plastikbeutel durchwühlen, in dem ich meine Habseligkeiten aus dem Gefängnis mitgebracht hatte.
    »Nur zu. Bedienen Sie sich. Leider hab’ ich nur zehn Dollar bei mir«, sagte ich von der Tür aus.
    Wenn es ihm peinlich war, dass ich ihn ertappt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, und er absolvierte eine Serie von Zuckungen, die wir beide ignorierten. »Wer ist Hannah Moore?«
    »Bitte?«
    »Hannah Moore ist nicht Ihr richtiger Name.«
    »Ach, nein? Na, das ist mir aber neu.« Ich bemühte mich um einen Ton irgendwo zwischen Scherzhaftigkeit und Konsternation.
    »Der Führerschein da ist falsch.« Er warf die Karte auf den Boden und wandte seine Aufmerksamkeit den restlichen Dingen in dem Beutel zu.
    »Wenn Sie’s unbedingt wissen wollen — meinen Führerschein haben sie mir so vor einem Monat abgenommen«, sagte ich kiebig. »Ein Freund hat mir den da organisiert. Haben Sie irgendwelche Probleme damit?« Ich stapfte durchs Zimmer, schnappte mir den Führerschein vom Fußboden und grabschte ihm im selben Schwung den Beutel aus der Hand.
    »Ich hab’ überhaupt kein Problem«, sagte er. Mein Temperamentsausbruch schien ihn zu belustigen. »Wieso haben sie Ihnen den Führerschein abgeknöpft?«
    »Ich bin bei einer Alkoholkontrolle erwischt worden. Schon das zweite Mal seit Juni.«
    Ich sah, wie er diese Auskunft verarbeitete, noch nicht sicher, ob er mir glauben sollte. »Und was ist, wenn ein Bulle Sie anhält und Ihre Papiere überprüft?«
    »Dann lande ich eben wieder im Gefängnis. Was macht das schon aus?«
    »Und wie ist Ihr richtiger Name?«
    »Wie ist Ihrer?«
    »Wo ist Ihr Auto?«
    »Kaputt. Ich muss das Getriebe machen lassen, aber ich hab’ nicht die Kohle dazu.«
    Wir starrten uns in die Augen. Seine waren groß und dunkelbraun, mit dichten Wimpern. Er hatte dringend eine Rasur nötig, sein Kinn war

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