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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gab Bronfen die Hand. »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Sir. Tut mir Leid, dieser Schlamassel von gestern.« Nach der Begrüßung hielt er sich die Hand hinter sein linkes Ohr. »Entschuldigen Sie, aber ich habe Ihren Namen nicht richtig mitgekriegt.«
    »Pat Bronfen. Wenn Sie noch immer die alte Frau suchen, kann ich leider nicht helfen. Ich hab gesagt, ich würde die Augen offen halten, aber mehr kann ich nicht tun.« Er machte eine Bewegung, als wollte er die Tür schließen.
    Ich hielt einen Finger hoch. »Heute geht es um was anderes«, sagte ich, nahm den Geburtsschein aus der Handtasche und hielt ihn ihm hin. Er nahm ihn zwar nicht, las ihn aber. Seine Miene wurde wachsam, als ihm klar wurde, was für ein Papier das war. »Woher haben Sie das?«
    Die Eingebung kam mir gewissermaßen wie der Blitz. »Von Irene Bronfen. Sie wurde zwar von einem Ehepaar in Seattle adoptiert, sucht jetzt aber ihre leiblichen Eltern.«
    Er sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, sagte aber nichts.
    »Ich nehme an, Sie sind Patrick Bronfen, laut Geburtsschein der Vater des Kindes?«
    Er zögerte. »Und wenn schon?«
    »Können Sie mir eventuell sagen, wo ich Mrs. Bronfen finde?«
    »Nein, Ma’am. Diese Frau hat mich vor über vierzig Jahren verlassen und Irene mitgenommen«, antwortete er gereizt. »Ich habe nie erfahren, was aus dem Kind oder aus Sheila geworden ist. Ich wusste nicht einmal, dass sie das Kind zur Adoption freigegeben hat. Das ist gesetzwidrig, nicht wahr? Wenn man mich nicht einmal verständigt hat? Man kann doch kein Kind hergeben, ohne den Vater zu fragen!«
    »Die gesetzliche Regelung kenne ich nicht so genau«, sagte ich. »Irene hat mir nur den Auftrag gegeben, etwas über Sie und Ihre Exfrau herauszufinden, wenn möglich.«
    »Sie ist nicht meine Exfrau. Dem Gesetz nach bin ich immer noch mit ihr verheiratet. Da ich nie wusste, wo sie war, konnte ich mich auch nicht von ihr scheiden lassen.« Er gestikulierte ungeduldig, hatte aber nicht mehr viel Dampf drauf, und ich merkte, dass seine Stimmung wechselte. »Das war doch nicht etwa Irene, die gestern auf meinen Verandastufen gesessen hat, oder doch?«
    »Sie war es tatsächlich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann’s nicht glauben. Als ich sie zum letzten Mal gesehen habe, war sie so klein. Sie muss inzwischen siebenundvierzig sein.« Er blickte starr auf den Boden der Veranda, und zwischen seinen Augen gruben sich zwei steile Falten in die Stirn. »Mein kleines Mädchen, und ich habe es nicht erkannt. Ich habe mir immer eingebildet, ich würde sie unter Tausenden herausfinden.«
    »Es ging ihr nicht gut. Sie konnten sie ja gar nicht richtig sehen.«
    Er blickte wehmütig zu mir auf. »Hat sie gewusst, wer ich bin?«
    »Nein, bestimmt nicht. Mir ist es ja selbst erst vor einer Weile klar geworden. Auf dem Geburtsschein steht Summer Street. Wir haben eine ganze Zeit gebraucht, ehe wir dahinter kamen, dass die Adresse noch stimmt.«
    »Es überrascht mich, dass sie das Haus nicht erkannt hat. Sie war fast vier, als Sheila mit ihr wegging. Hat immer hier auf den Stufen gesessen und mit ihren Püppchen gespielt.« Er schob die Hände in die Taschen.
    Mir kam der Gedanke, dass eine unbewusste Erinnerung an dieses Haus Irenes Asthmaanfall ausgelöst haben konnte. »Vielleicht werden ein paar Erinnerungen wieder kommen, wenn sie erst einmal von Ihnen weiß«, sagte ich.
    Der Blick, mit dem er mich ansah, verriet Neugier. »Wie haben Sie mich aufgespürt?«
    »Durch die Agentur, die die Adoption vermittelt hat«, sagte ich. »Der Geburtsschein lag bei Irenes Akten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie werden ihr doch sagen, wie gern ich sie sehen möchte? Nach so vielen Jahren hatte ich schon jede Hoffnung verloren. Sie sind wohl nicht bereit, mir ihre Adresse und Telefonnummer zu geben?«
    »Nicht ohne ihre Erlaubnis«, sagte ich. »Außerdem bin ich noch immer daran interessiert, Mrs. Bronfen zu finden. Können Sie mir einen Tipp geben, wo ich anfangen soll zu suchen?«
    »Nein, Ma’am. Ich habe alles getan, um sie aufzuspüren. Ich habe mich an die Polizei und an private Ermittler gewandt. Ich habe in allen Zeitungen die Küste hinauf und hinunter Suchanzeigen geschaltet. Ich habe nie ein Wort gehört.«
    »Wissen Sie noch, wann sie gegangen ist?«
    »Nicht auf den Tag genau. Es muss im Herbst neununddreißig gewesen sein. Im September, glaube ich.«
    »Haben Sie Grund zur Annahme, dass sie nicht mehr am Leben sein könnte?«
    Darüber dachte er kurz nach.

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