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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wer dort wohnt. Vielleicht erfahren wir etwas über diesen Bronfen-Typen.«
    »Willst du nicht zuerst mit Irene darüber reden?«
    »Keine Chance. Sie ist doch völlig am Ende. Wir können ihr hinterher alles erzählen.«
    Mit hämmerndem Herzen und außer Atem schaffte ich es bis zum obersten Stock des Parkhauses. Irgendwann dieser Tage musste ich wieder mit dem Jogging anfangen. Erstaunlich, wie schnell der Körper in seinen alten Schlendrian zurückfällt. Als wir beim Wagen ankamen, trat ich ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, während Dietz die übliche Inspektion vornahm: die Türen überprüfte, ob es vielleicht Anzeichen für eine versteckt angebrachte Sprengladung gab, sich den Motor ansah und schließlich das Fahrgestell von unten begutachtete, bis hinauf zur Radaufhängung. Endlich sperrte er auf meiner Seite die Tür auf und ließ mich einsteigen. Ich beugte mich zur Fahrertür hinüber und öffnete sie ihm.
    Er stieg ein und ließ den Motor an. »Ich wette harte Dollars gegen einen Krapfen, dass keiner mehr da ist. Wenn dieses traumatische Ereignis im Januar 1940 stattgefunden hat, sprechen wir von einer Zeit, die seit vierzig Jahren Vergangenheit ist. Was immer passiert ist, die Hauptakteure wären heute hundertzehn — falls noch welche am Leben wären.«
    Ich streckte die Hand aus. »Ich setze fünf Dollar dagegen, dass du Recht hast.«
    Er sah mich überrascht an, dann besiegelten wir die Wette mit Handschlag. Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Was immer wir tun, wir müssen uns beeilen. In einer Stunde kommt Rochelle Messinger.«
    Wir verließen das Parkhaus, und Dietz bog links in die Santa Teresa Street ein. Die Concorde Street lag nur neun Blocks nördlich des Gerichtsgebäudes, es war dieselbe stille Allee, die Clyde Gersh und ich gestern nach Agnes abgesucht hatten. Wenn ich nicht ganz danebenlag, musste dies eine Gegend sein, die sie erkannt hatte. Es war auf jeden Fall die Adresse, unter der Emily zur Zeit ihres Todes gemeldet gewesen war. Es war auch das Haus, in dem zehn Jahre später, zur Zeit von Irenes Geburt, ihre Eltern gewohnt hatten.
    Dietz bog nach rechts in die Concorde Street ab. Einen halben Block entfernt überragte das Pflegeheim die Wipfel. Ich beobachtete die Hausnummern, die sich den Elfhundertern näherten, und in meinem Bauch brodelten Erwartung und Furcht wie ein Giftgebräu in einem Hexenkessel. Bitte lass es noch da sein!, dachte ich. Bitte lass uns dieser Sache auf den Grund kommen...
    Dietz bremste und hielt am Straßenrand. Er stellte den Motor ab, während ich das Haus anstarrte. Im Nachbarhaus hatte Mark Messinger mich entdeckt und die Veranda mit Kugeln durchsiebt.
    Ich streckte die Hand aus, ohne Dietz dabei auch nur anzusehen. »Zahlen«, sagte ich, den Blick noch immer auf das mit Schindeln verkleidete zweistöckige Haus gerichtet. »Ich bin Bronfen gestern begegnet. Mir ist eben klar geworden, woher ich ihn kenne. Er hat das Haus in eine Pension umgewandelt. Ich war einmal mit einer Freundin hier, als sie für ihre behinderte Schwester eine Bleibe suchte.«
    Hinter einem Fenster im ersten Stock tauchte kurz ein Gesicht auf. Ich öffnete die Wagentür und griff nach meiner Handtasche. »Komm. Ich möchte nicht, dass mir der Alte durch die Hintertür entwischt.«
    Dietz war dicht hinter mir, als wir durch die quietschende eiserne Gartentür zum Haus gingen und die beiden Verandastufen auf einmal nahmen. »Ich springe ein, wenn du mich brauchst«, sagte er. »Sonst bist du der Boss.«
    »Du bist wahrscheinlich der einzige Mann, den ich kenne, der das einer Frau zubilligt, ohne dass sie sich mit ihm herumstreiten muss.«
    »Ich bin schon gespannt, wie du das anstellen willst.«
    »Dann geht’s dir wie mir.« Ich klingelte. Der Besitzer ließ sich lange Zeit, ehe er öffnete. Ich hatte mir noch gar nicht überlegt, was ich ihm sagen wollte. Dass ich wegen einer Meinungsumfrage kam, konnte ich nicht gut behaupten.
    Er öffnete die Tür, ein vierschrötiger Mann in den Siebzigern mit allmählich kahl werdendem Kopf, auf den jetzt diffuses Licht fiel. Ich musste mich ganz bewusst zusammenreißen, um nicht den Leberfleck auf seiner Wange anzustarren. »Ja?«
    »Ich bin Kinsey Millhone. Erinnern Sie sich an mich? Ich war gestern hier.«
    Er verzog säuerlich die Lippen. »Nach der wilden Ballerei wäre es schwierig, Sie zu vergessen.« Sein Blick glitt an mir vorbei. »An den Herrn erinnere ich mich aber nicht.«
    »Das ist Robert Dietz, mein Partner.«
    Dietz

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