Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
keine Ahnung zu haben.«
    »Denkst du, dass Agnes etwas wusste?«
    »Aber sicher. Ich glaube sogar, dass sie versucht hat, es mir zu erzählen, sich aber nicht dazu überwinden konnte. Ich habe in dem Pflegeheim in Brawley eines Nachts an ihrem Bett gesessen, und sie hat mir eine lange, verworrene Geschichte erzählt, in der — davon bin ich jetzt überzeugt — irgendwo die Wahrheit steckte. Ich sag dir nur eins — ich bin nicht daran interessiert, in die Wüste zurückzufahren und dort zu ermitteln. Vergiss es.«
    »Das wäre nach so vielen Jahren ohnehin sinnlos.«
    »Clyde meinte das auch. Was ist mit Rochelle Messinger?«
    Dietz zog einen Zettel aus der Hemdentasche. »Ich habe ihre Telefonnummer in Nord Hollywood. Dolan wollte sie mir nicht geben, aber schließlich hab ich ihn doch überredet. Er sagt, wenn wir einen Hinweis auf den Kerl bekommen, sollen wir uns gefälligst raushalten, zum Teufel.«
    »Aber selbstverständlich«, sagte ich. »Was jetzt?«
    Er sah mich mit dem ihm eigenen schiefen Lächeln an. »Wie wär’s mit einem Hamburger Royal mit Käse?«
    Ich lachte. »Abgemacht.«
    Um ein Uhr waren wir wieder zu Hause, satt bis zum Geht-nicht-mehr und mit total überlasteten Fettzellen. Ich fühlte, wie meine Arterien sich verhärteten, die Blutplättchen sich in meinen Venen stauten wie Baumstämme in einem Fluss und das überreichlich genossene Natrium meinen Blutdruck in die Höhe trieb.
    Dietz versuchte Rochelle Messinger zu erreichen. Als es fünfzehn Mal geklingelt und sie sich nicht gemeldet hatte, überließ er mir das Telefon. Ich sehnte mich nach einem Schläfchen, fand es aber richtiger und wichtiger, erst festzustellen, ob Dr. Palchak sich schon die Objektträger unterm Mikroskop angesehen hatte. Mir gefiel die Vorstellung gar nicht, in der näheren Umgebung des Pflegeheims wieder Klinken zu putzen. Wenn ich Glück hatte, würde es mir erspart bleiben.
    Ich rief die Pathologie des St. Terry an und ließ Laura Palchak suchen. Ich hatte Irenes Schachtel auf dem Schoß und benutzte sie als Armstütze. Um ein Haar hätte ich auch noch den Kopf daraufgelegt und wäre auf der Stelle eingeschlafen. Manchmal sehne ich mich nach der Unkompliziertheit meines Kindergartens, wo ich gelernt hatte, auf Befehl einzuschlafen.
    Der Telefonhörer am anderen Ende wurde abgehoben.
    »Dr. Palchak? Hier spricht Kinsey Millhone«, sagte ich. »Hatten Sie schon Gelegenheit, sich die Gewebeproben anzusehen?«
    »Und ob ich die hatte!«, antwortete sie mit einem Unterton von grimmiger Befriedigung in der Stimme.
    »Dann hat sich Ihre Ahnung bestätigt?«
    »Aber sicher. Ich selbst habe einen solchen Fall zwar noch nie gehabt, aber mir fiel ein, dass ich vor Jahren in einer Zeitschrift einen Buchauszug über das Thema gelesen hatte. Die Krankenhausbibliothekarin hat die Zeitschrift für mich herausgesucht. Sie liegt jetzt irgendwo auf meinem Schreibtisch. Bleiben Sie dran.«
    »Über welches Thema?«
    »Dazu komme ich noch. Es ist ein Artikel über durch Stress verursachte Kardiomyopathie beim Menschen, geschrieben von zwei Ärzten aus Ohio. Hören Sie genau zu. Mrs. Grey hat eine charakteristische Schädigung des Herzens erlitten — einen Zelltod, genannt myofibrilläre Degeneration, hervorgerufen durch Stress, der von Angst erzeugt wurde.«
    »Können Sie das übersetzen?«
    »Klar, es ist einfach. Wenn der Körper von unerträglichen Adrenalinmengen überflutet wird, werden Herzzellen getötet. Die toten Zellen stören das normale elektrische Feld, das die Herztätigkeit reguliert. Wenn die Nervenfasern unterbrochen sind, fängt das Herz an ganz willkürlich zu schlagen, es kommt zu einer Tachykardie, die in diesem Fall zu Herzversagen geführt hat.«
    »Okay«, sagte ich zurückhaltend. Ich hatte das Gefühl, dass noch mehr dahinter steckte. »Und wo ist die Pointe?«
    »Diese kleine alte Dame wurde buchstäblich zu Tode erschreckt.«
    »Was?«
    »Genau das war es. Was ihr in den Stunden, in denen sie verschwunden war, auch widerfahren sein mag — man hat ihr eine so entsetzliche Angst eingejagt, dass sie daran gestorben ist.«
    »Sprechen Sie davon, dass sie sich verirrt hatte, oder ist ihr Schlimmeres passiert?«
    »Ich habe den Verdacht, dass es etwas Schlimmeres war. Es gibt eine Theorie, dass unter bestimmten Umständen psychologischer Stress und körperlicher Schmerz zu Herztod führen können.«
    »Zum Beispiel?«
    »Nun ja, nehmen Sie ein kleines Kind. Der Vater schlägt es mit einem Gürtel, fesselt

Weitere Kostenlose Bücher