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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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musste. Er sah aus wie ein Farmer, ein Cowboy oder Hafenarbeiter, jedenfalls wie jemand, der es gewohnt war, den Elementen zu trotzen. Sein weißes, bereits schütteres Haar trug er streng aus der Stirn gekämmt, über den Ohren waren noch gelblich braune Strähnen sichtbar. Er hatte stahlblaue Augen, spärliche Brauen und Wimpern, und seine blasse Haut war von geplatzten Äderchen durchzogen. Er benutzte einen Stock, und die großen Hände, die er über dem Knauf gefaltet hielt, waren von Leberflecken übersät und erstaunlich ruhig. Eine Frau, die ich für eine Pflegerin oder eine bezahlte Hilfe hielt, hatte ihm in den Sessel geholfen.
    Er sah so krank aus, dass er kaum in der Lage zu sein schien, selbst Auto zu fahren.
    »Ich bin Royce Fowler«, hatte er zur Begrüßung erklärt. Seine Stimme klang rau und fest. »Das ist meine Tochter Ann. Meine Frau wäre gerne mitgekommen, aber sie ist krank, und ich habe ihr geraten, zu Hause zu bleiben. Wir leben in Floral Beach.«
    Ich stellte mich ebenfalls vor und schüttelte beiden die Hand. Eine Familienähnlichkeit war für mich nicht erkennbar. Seine Züge waren in jeder Beziehung prägnant: große Nase, hohe Backenknochen, kantiges Kinn, während sie eher unscheinbar wirkte. Sie hatte dunkles Haar und leicht vorstehende Schneidezähne, die man in ihrer Kindheit hätte regulieren müssen. Vor meinem geistigen Auge leuchtete kurz das Bild von Floral Beach mit leicht heruntergekommenen Sommerhäusern und menschenleeren, von Lieferwagen gesäumten Straßen auf. »Sie sind extra meinetwegen in die Stadt gekommen?«, fragte ich.
    »Ich hatte einen Termin im Krankenhaus«, erwiderte Fowler brummig. »Meine Krankheit können sie da nicht heilen, aber mein Geld nehmen sie trotzdem. Ich dachte, wir sollten gleich mit Ihnen reden, wenn wir schon mal in der Stadt sind.«
    Royce Fowlers Tochter rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, sagte jedoch kein Wort. Ich schätzte sie grob auf ungefähr vierzig und fragte mich insgeheim, ob sie bei den Eltern lebte. Bisher war sie meinen Blicken hartnäckig ausgewichen.
    Small Talk ist nicht meine Stärke, daher schaltete ich sofort auf einen geschäftsmäßigen Ton um: »Was kann ich für Sie tun, Mr. Fowler?«
    Er lächelte bitter. »Mein Name scheint Ihnen nicht viel zu sagen.«
    »Er kommt mir irgendwie bekannt vor«, gestand ich. »Aber vielleicht helfen Sie mir auf die Sprünge?«
    »Mein Sohn Bailey ist vor drei Wochen in Downey irrtümlich verhaftet worden. Die Polizei hat ziemlich schnell gemerkt, dass sie den Falschen erwischt hatten, und sie haben ihn nach ein paar Stunden wieder freigelassen. Aber dann hat man ihn nochmals überprüft. Tja, und seine Fingerabdrücke haben gepasst. Vorgestern Abend wurde er zum zweiten Mal verhaftet.«
    Beinahe hätte ich gefragt: »Gepasst wozu?« Aber dann erinnerte ich mich. Ich hatte einen Artikel im Lokalteil der Zeitung gelesen. »Ach ja«, sagte ich. »Er ist vor sechzehn Jahren in San Luis ausgebrochen?«
    »Richtig. Nach seiner Flucht hatte ich nie wieder was von ihm gehört, ich dachte, er wäre längst tot. Der Junge hat mir damals fast das Herz gebrochen, und ich schätze, die Sache ist noch nicht ausgestanden.«
    Die Männerhaftanstalt bei San Luis Obispo umfasst einen Bereich mit geringen Sicherungsvorkehrungen für alte Männer und einen Bereich der mittleren Sicherungsstufe mit vier Blocks für je sechshundert Häftlinge. Bailey Fowler war offenbar während eines Arbeitseinsatzes geflohen und auf einen Güterzug gesprungen, der damals noch zweimal täglich am Gefängnis vorbeiratterte.
    »Wie kam es, dass man ihn geschnappt hat?«
    »Aufgrund eines Haftbefehls gegen einen Peter Lambert, das war der Name, unter dem er gelebt hat. Er sagt, er sei festgenommen worden, man habe seine Fingerabdrücke abgenommen und ihn in eine Zelle gesperrt, bis man merkte, dass man den Falschen erwischt hatte. Soviel ich verstanden habe, hat irgendein ehrgeiziger Detective darauf einen Tritt in den Hintern bekommen und deshalb Baileys Abdrücke durch ein neumodisches Computersystem gejagt, das sie seit kurzem hier haben. So sind sie drauf gekommen, dass er gesucht wurde. Durch einen miesen Zufall.«
    »Pech für ihn«, sagte ich. »Was hat er vor?«
    »Ich habe ihm einen Anwalt besorgt. Jetzt, da er wieder hier ist, will ich, dass man seine Unschuld beweist.«
    »Sie wollen Berufung gegen das Urteil einlegen?«
    Ann schien nahe dran, etwas zu sagen, doch der alte Mann kam ihr zuvor.
    »Bailey

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