Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
hat nie einen Prozess gekriegt. Er hat sich auf eine Absprache eingelassen. Hat sich auf Anraten dieses Idioten von einem Pflichtanwalt schuldig bekannt.«
    »Tatsächlich?« Ich fragte mich, weshalb Mr. Fowler damals keinen Anwalt für seinen Sohn engagiert hatte und welche Beweise die Staatsanwaltschaft haben mochte. Normalerweise lässt sich der Staatsanwalt nur auf Absprachen ein, wenn seine Beweisführung auf schwachen Beinen steht. »Was hat der neue Anwalt denn dazu gesagt?«
    »Er will sich erst äußern, wenn er die Akten gelesen hat. Aber ich möchte, dass er jede nur erdenkliche Hilfe kriegt. Und weil’s in Floral Beach keinen Privatdetektiv gibt, sind wir zu Ihnen gekommen. Wir brauchen jemanden, der die Ärmel aufkrempelt, die Sache anpackt und herausfindet, ob’s da noch Möglichkeiten gibt. Einige Zeugen sind gestorben, andere sind fortgezogen. Es ist alles ein heilloses Durcheinander. Ich will, dass mit einem harten Besen ausgekehrt wird.«
    »Und wie schnell brauchen Sie mich?«
    Royce rutschte unruhig hin und her. »Reden wir erst mal über Geld.«
    »Gern«, erwiderte ich, zog den Standardvertrag heraus und reichte ihn über den Schreibtisch. »Dreißig Dollar pro Stunde plus Spesen. Außerdem brauche ich einen Vorschuss.«
    »Kann ich mir denken«, sagte er gereizt, doch er sah mich dabei nicht unfreundlich an. »Und was kriege ich dafür?«
    »Kann ich nicht sagen. Wunder jedenfalls nicht. Ich schätze, es hängt davon ab, wie kooperativ sich die Polizei verhält.«
    »Auf die würde ich nicht zählen. Bei der Polizei mag man Bailey nicht. Hat ihn nie gemocht. Und mit der Flucht hat er sich nicht gerade neue Sympathien erworben. Damals standen diese Typen doch wie Idioten da.«
    »Wo sitzt er ein?«
    »Los Angeles. Im Bezirksgefängnis. Nach unseren Informationen soll er morgen nach San Luis gebracht werden.«
    »Konnten Sie mit ihm sprechen?«
    »Ja, gestern. Ganz kurz.«
    »Das muss ein Schock für Sie gewesen sein.«
    »Ich dachte, mein Verstand setzt aus... Ich dachte, mich hätte der Schlag getroffen.«
    »Bailey hat Pop gegenüber immer behauptet, er sei unschuldig«, erklärte Ann.
    »Ist er auch!«, fuhr Royce sie an. »Er hat’s von Anfang an gesagt. Unter keinen Umständen hätte er Jean je umgebracht.«
    »Ich will nicht streiten, Pop. Ich erklär’s nur ihr .«
    Royce entschuldigte sich nicht, doch sein Ton war verändert. »Ich habe nicht mehr lange Zeit«, fuhr er fort. »Und ich will das aus der Welt haben, bevor ich abtrete. Finden Sie raus, wer sie umgebracht hat, und Sie kriegen eine Prämie.«
    »Das ist nicht nötig«, wehrte ich ab. »Einmal die Woche bekommen Sie einen schriftlichen Bericht, und wir können uns unterhalten, sooft Sie wollen.«
    »Also gut. Mir gehört ein Motel in Floral Beach. Dort können Sie, solange Sie möchten, kostenlos wohnen. Essen Sie mit uns. Ann kocht.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Vielleicht will sie gar nicht mit uns essen.«
    »Dann soll sie das sagen. Niemand zwingt sie zu was.«
    Ann wurde rot, schwieg jedoch.
    Nette Familie, dachte ich. Ich konnte es kaum erwarten, den Rest kennen zu lernen. Normalerweise übernehme ich einen Fall nicht, ohne mit dem Klienten selbst gesprochen zu haben, doch die Sache reizte mich, und ich brauchte den Job, nicht des Geldes wegen, sondern zur Stabilisierung meiner Psyche. »Wie sieht Ihr Zeitplan aus?«
    »Sie können morgen anfangen. Der Anwalt ist in San Luis. Er sagt Ihnen schon, was er braucht.«
    Ich füllte den Vertrag aus und sah zu, wie Royce Fowler unterschrieb. Dann setzte ich meine Unterschrift darunter, gab ihm den Durchschlag und behielt das Original für meine Akten. Der Scheck, den er daraufhin aus seiner Brieftasche zog, war bereits auf meinen Namen ausgestellt und lautete über zweitausend Dollar. Der Mann hatte Gottvertrauen, das musste man ihm lassen. Ich warf einen Blick auf die Uhr, als die beiden mein Büro verließen. Die ganze Transaktion hatte kaum mehr als zwanzig Minuten gedauert.
    Ich machte früh im Büro Schluss und brachte meinen Wagen zur Inspektion in die Werkstatt. Ich fahre einen vierzehn Jahre alten VW-Käfer, eines jener schlichten beigefarbenen Modelle mit stattlichem Beulensortiment. Er rattert und rostet, ist jedoch bezahlt und verbraucht wenig Benzin. Von der Werkstatt aus ging ich zu Fuß nach Flause. Es war ein perfekter Februarnachmittag, sonnig, klar und mit angenehmen Temperaturen. Seit Weihnachten hatten uns Winterstürme in regelmäßigen Abständen

Weitere Kostenlose Bücher