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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Art: drei Restaurants, eine Geschenkboutique, ein Spielsalon, ein Obst- und Gemüseladen, ein T-Shirt-Geschäft mit Skateboardverleih, eine Eisdiele und eine Gemäldegalerie. Gleich um die Ecke, an der Palm Street, gibt es eine Pizzeria und einen Waschsalon. Mit Ausnahme der Restaurants schließen alle Geschäfte um fünf Uhr abends. Die meisten Häuser der Stadt sind einstöckige Holzbauten aus den dreißiger Jahren mit blassgrün oder weiß gestrichenen Lattenfassaden. Die Grundstücke sind klein und eingezäunt, und hinter vielen Zäunen liegen Motorboote, von denen manche in besserem Zustand zu sein scheinen als die Anwesen, zu denen sie gehören. Es gibt auch einige verputzte, kastenförmige Apartmenthäuser mit Namen wie »Sea View«, »Tides« oder »Surf and Sand«. Die ganze Stadt wirkt eigentlich wie der weniger repräsentative Teil einer anderen Stadt, aber auch vage vertraut, wie ein schäbiges Seebad, das man aus der Kindheit zu kennen glaubt.
    Das Motel selbst ist dreistöckig, grellgrün gestrichen und besitzt über die ganze Front einen Bürgersteig, der schließlich im buschigen Gras endet.
    Man hatte mir ein Zimmer mit Balkon in der zweiten Etage gegeben. Vom Balkon konnte ich links bis zur Ölraffinerie mit dem hohen Maschendrahtzaun und zahlreichen Warnschildern und rechts ungefähr vierhundert Meter weit bis zur Port Harbor Road sehen. Am Hang über der Port Harbor Road liegt ein großes Ferienhotel mit Golfplatz, doch die Gäste, die dort wohnen, würden nie hier herunterkommen, trotz der niedrigen Übernachtungspreise.
    Es war Spätnachmittag, und die Februarsonne ging mit einer Geschwindigkeit unter, die wider jedes Naturgesetz zu sein schien. Die Brandung donnerte monoton, und die Wellen schlugen an den Strand, als würden reihenweise Seifenwasserkübel über dem Sand ausgegossen. Der Wind frischte auf, nahezu lautlos, vermutlich weil es in Floral Beach kaum einen Baum gibt.
    Die Möwen hatten sich zur Abendmahlzeit versammelt und saßen am Straßenrand, um das aufzupicken, was aus den Mülleimern überquoll. Da es Dienstag war, waren nur wenige Touristen unterwegs, und selbst die paar Unentwegten, die den Strand um die Mittagszeit aufgesucht hatten, waren bei Abkühlung der Temperaturen geflohen.
    Ich ließ die gläserne Schiebetür offen und kehrte zum Tisch zurück, an dem ich meinen vorläufigen Bericht tippte.
    Mein Name ist Kinsey Millhone, ich bin Privatdetektivin mit einer Lizenz des Staates Kalifornien und arbeite normalerweise in Santa Teresa, einer Stadt gut hundertfünfzig Kilometer nördlich von Los Angeles. Floral Beach liegt weitere eineinhalb Autostunden entfernt an der Küste. Ich bin zweiunddreißig Jahre alt, war zweimal verheiratet, bin kinderlos und momentan nicht gebunden, ein Zustand, der vorerst anhalten wird, denn mir geht’s bestens. Vorübergehend bin ich bei meinem Vermieter Henry Pitts einquartiert, denn meine Garagenwohnung wird gerade renoviert. Mein Aufenthalt im Ocean Street Motel wird von Bailey Fowlers Vater bezahlt, der mich einen Tag zuvor engagiert hatte.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade in mein neu ausgestattetes Büro bei der »California Fidelity« eingezogen, einer Versicherungsgesellschaft, die mir als Gegenleistung für meine Dienste die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Die Wände waren strahlend weiß gestrichen, der Teppichboden war graublau (eine kurzflorige Wollqualität zum Preis von 25 Dollar pro Quadratmeter, wohlgemerkt ohne Arbeitskosten). Ich weiß das, weil ich beim Verlegen des Teppichs einen Blick auf den Lieferschein werfen konnte. Mein Aktenschrank stand inzwischen wieder an seinem Platz, und mein Schreibtisch war wie üblich an die Balkontür gerückt, ein neuer Wasserspender war installiert worden und versorgte mich je nach Knopfdruck mit kaltem oder heißem Wasser. Das Ambiente war erste Klasse, und mir ging’s bestens, nachdem ich mich weitgehend erholt hatte von den Verletzungen, die ich mir bei meinem letzten Fall eingehandelt hatte. Da ich selbstständig bin, bezahle ich meinen Beitrag zur Arbeitsunfähigkeitsversicherung praktisch noch vor der Miete.
    Royce Fowler machte den Eindruck eines ehemals robusten Mannes, der plötzlich gealtert war. Ich schätzte ihn auf Mitte siebzig. Er war etwa einsachtzig groß, aber seine einst imposante Statur konnte man nur noch ahnen. An der Art, wie sein Anzug an ihm schlotterte, war unschwer zu erkennen, dass er vor kurzem mindestens fünfzehn Kilogramm an Gewicht verloren haben

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