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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Ich habe gleich zu John Robert gesagt, dass Bailey nicht so blöd ist. Und Mary Burney kennt der doch überhaupt nicht mehr. Davon abgesehen würde er bei ihr nie auftauchen! Ihr Grundstück grenzt nämlich ans Munitionslager der Nationalgarde mit elektrischem Zaun, Flutlicht und so weiter. Herr im Himmel, habe ich zu John Robert gesagt, Bailey is vielleicht ‘n Krimineller, aber beschränkt ist er nicht!«
    Sobald ich dezent in die Unterhaltung eingreifen konnte, sagte ich Ori, dass ich jetzt gehen würde. Maxine wurde verdächtig still. Zweifellos hoffte sie eine Information aufzuschnappen, die sie bei nächster Gelegenheit an John Robert und Mary Burney weitergeben konnte. Ich vermied daher tunlichst jeden Hinweis darauf, was ich vorhatte. Beim Hinausgehen sah ich noch, wie Maxine Ori einen Stapel ungeöffneter Post reichte und anfing, das Bücherregal, auf dem die Briefe gelegen hatten, mit Möbelpolitur zu bearbeiten.

    Tap Grangers Witwe bewohnte ein blaugrünes Holzhaus mit Veranda in der Kay Street. Tür und Fensterrahmen waren gelb, die Stufen zur Veranda morsch und löchrig. Sie stand in der Tür, bleich und mager bis auf ihren Kugelbauch, mit vom Weinen geröteter Nase und verquollenen Augen. Sie war ungeschminkt, ihr Haar sah spröde aus, von vielen Dauerwellen strapaziert. Sie hatte schmale Hüften und trug verwaschene Jeans und ein ärmelloses T-Shirt, das ihre knochigen Arme sehen ließ, die in der kühlen Morgenluft eine Gänsehaut hatten. Auf ihrer Hüfte saß ein dickes Baby, es hatte seine Schenkel wie ein Reiter vor dem Absprung um ihren runden Bauch geklemmt. Der Schnuller in seinem Mund sah aus wie ein Stöpsel, den man herausziehen konnte, um die Luft entweichen zu lassen. Darüber ernste Augen und eine tropfende Nase.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, Mrs. Granger. Ich bin Kinsey Millhone, Privatdetektivin. Kann ich mal mit Ihnen sprechen?«
    »Warum nicht?« Sie war kaum älter als sechsundzwanzig und hatte den verhärmten Ausdruck einer Frau, die um ihre Jugend betrogen worden war. Es würde schwer für sie sein, mit fünf Kindern wieder jemanden zu finden.
    Das Haus war klein und einfach gebaut, aber die Möbel wirkten neu. Vermutlich Kreditkäufe, die noch längst nicht abbezahlt waren. Eine Couch und zwei Sessel in grünen Kunstlederbezügen, ein hellfurnierter Couchtisch und zwei Beistelltische, noch ganz ohne Spuren von Kinderfüßen, die Faltschirme der Tischlampen steckten in Zellophanschutzhüllen. Die Raten liefen vermutlich, bis die jüngsten Kinder in die Highschool kamen. Sie setzte sich auf ein Couchpolster, das sich seitlich hochwölbte und zischend die Luft entließ. Ich nahm auf der Kante eines Sessels Platz, darauf bedacht, das angebissene Nutellabrot auf dem Sitz nicht zu berühren.
    »Linetta, hör sofort auf!«, rief sie plötzlich aus, obwohl außer uns niemand im Zimmer zu sein schien. Mit Verspätung registrierte ich, dass das Quietschen eines Bettes, in dem ein Kind auf-und abgesprungen war, abrupt endete. Sie stellte das Baby auf die Füße, es schwankte, klammerte sich an ihre Jeans, und der Schnuller in seinem Mund begann sich zu drehen, als es mit leisem Schmatzen darauf herumkaute.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie. »Die Polizei war schon zweimal hier, und ich habe denen schon alles gesagt, was ich weiß.«
    »Ich will mich kurz fassen. Sie machen zur Zeit viel durch.«
    »Egal.« Sie zuckte mit den Schultern. Ihr Gesicht war ganz fleckig vor Aufregung und Trauer.
    »Haben Sie gewusst, was Tap gestern vorhatte?«
    »Ich wusste, dass er plötzlich Geld hatte, aber er hat gesagt, dass er eine Wette gewonnen hat.«
    »Eine Wette?«
    »Vielleicht stimmte es ja gar nicht«, entgegnete sie trotzig. »Aber wir haben es weiß Gott brauchen können, und ich hab nicht so genau nachgefragt.«
    »Haben Sie gesehen, wie er aus dem Haus gegangen ist?«
    »Eigentlich nicht. Ich war gerade vom Dienst gekommen, und als er und die Kinder aus den Haus waren, bin ich sofort ins Bett gegangen. Ich schätze, er hat Ronnie und die Mädchen abgesetzt und Mac dann zur Tagesmutter gebracht. Danach erst muss er nach San Luis Obispo gefahren sein.«
    »Aber er hat kein Wort über den Fluchtplan gesagt oder wer ihn dazu angestiftet hat?«
    »Wenn ich was gewusst hätte, hätte ich das nie zugelassen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie viel man ihm bezahlt hat?«
    Sie war plötzlich sichtlich auf der Hut, doch ihre Miene verriet nichts. »Nö«, murmelte sie und kratzte sich am

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