Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
geworden, und an den Handgelenken lugten graue und schwarze Härchen hervor. Er hatte gute Zähne, und vielleicht hätte ich ihn sogar als gut aussehend empfunden, wenn er gelächelt hätte. Aber in dieser Beziehung hatte ich kein Glück. Er schien davon auszugehen, dass ich mit Bailey Fowler unter einer Decke steckte.
    »Sie sind ja verrückt!«, sagte ich. »Ich habe den Mann erst einmal in meinem Leben gesehen.«
    »Und wann war das?«
    »Das wissen Sie doch ganz genau. Gestern. Ich habe mich ordnungsgemäß in die Besucherliste im Gefängnis eingetragen. Die haben Sie ja vor sich liegen.«
    Sein Blick streifte flüchtig die Papiere auf seinem Schreibtisch.
    »Dann erzählen Sie uns doch mal, worüber Sie mit ihm gesprochen haben.«
    »Er war deprimiert. Ich habe versucht, ihn aufzuheitern.«
    »Mögen Sie Mr. Fowler?«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an. Ich bin weder verhaftet, noch liegt was gegen mich vor, ja?«
    »Richtig«, erwiderte er geduldig. »Wir versuchen hier lediglich, die Sachlage zu verstehen. Unter den Umständen müssten Sie das eigentlich begreifen.« Er hielt einen Augenblick inne, als sein Kollege sich zu ihm herabbeugte und ihm etwas zuflüsterte. Dann blickte er mich wieder an. »So viel ich weiß, sind Sie im Gerichtssaal gewesen, als Fowler getürmt ist. Hatten Sie zu diesem Zeitpunkt Kontakt mit ihm?«
    »Nein. Basta und Ende!«
    Quintana reagierte auf meine Schnodderigkeit überhaupt nicht. »Als Sie mit Fowler am Telefon sprachen, hat er da irgendeine Andeutung gemacht, von wo er anrief?«
    »Nein.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass er noch hier in der Nähe war?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht. Er könnte von überallher angerufen haben.«
    »Was hat er über die Flucht gesagt?«
    »Nichts. Darüber haben wir nicht gesprochen.«
    »Wissen Sie, wer ihm geholfen haben könnte?«
    »Ich weiß nicht mal, in welche Richtung er verschwunden ist. Als die Schüsse fielen, war ich noch im Gerichtssaal.«
    »Was ist mit Tap Granger?«
    »Über Tap weiß ich nichts.«
    »Sie haben sich immerhin am Vorabend eine ganze Zeit lang mit ihm unterhalten«, hielt Quintana mir entgegen.
    »Ja, richtig. Aber er war nicht sehr gesprächig.«
    »Wissen Sie, wer ihn bezahlt haben könnte?«
    »Jemand hat Tap dafür bezahlt?«, fragte ich.
    Quintana ging darauf gar nicht ein, sondern wartete stoisch auf eine Antwort.
    »Er hat die Gerichtsverhandlung mit keinem Wort erwähnt. Ich war völlig perplex, als er sich umdrehte und ich erkannte, dass er’s war.«
    »Kommen wir noch mal auf Baileys Anruf zurück«, sagte Quintana.
    »Das Wesentliche habe ich doch schon erzählt.«
    »Worüber wurde sonst noch gesprochen?«
    »Ich habe ihm geraten, sich mit Jack Clemson in Verbindung zu setzen und sich dann zu stellen.«
    »Und? Wollte er das tun?«
    »Nein. Er war von der Idee kaum begeistert. Aber vielleicht ändert er seine Meinung.«
    »Es fällt uns verdammt schwer, zu glauben, dass er einfach spurlos verschwunden sein soll. Er muss Hilfe gehabt haben.«
    »Von mir jedenfalls nicht.«
    »Glauben Sie, jemand hält ihn versteckt?«.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Warum hat er Sie angerufen?«
    »Keinen Schimmer! Unser Gespräch wurde unterbrochen, bevor er darüber was sagen konnte.«
    So drehten wir uns monoton im Kreis, bis ich vor Müdigkeit fast vom Stuhl fiel. Quintana blieb ausgesucht höflich, ernst, beharrlich — nein, erbarmungslos — und erklärte sich schließlich bereit, mich ins Motel zurückfahren zu lassen, nachdem er sämtliche Informationen aus mir herausgepresst hatte. »Miss Millhone, eines möchte ich noch ganz klarstellen«, erklärte er und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Das ist eine Angelegenheit der Polizei. Wir wollen Bailey Fowler wiederhaben. Ich möchte nicht feststellen müssen, dass Sie ihm in irgendeiner Form behilflich waren. Haben Sie das verstanden?«
    »Absolut«, erwiderte ich.
    Er warf mir einen Blick zu, der deutlich sagte, dass er meine Aufrichtigkeit bezweifelte.
    Gegen halb sieben Uhr morgens wankte ich ins Bett und schlief bis neun Uhr, als Ann an meine Tür klopfte und mich aufweckte.

14

    Ann wollte ihren Vater im Krankenhaus besuchen. Maxine, die Putzfrau, hatte sich verspätet, jedoch felsenfest versprochen, gegen zehn Uhr da zu sein. So lange mochte Ann Ori in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht allein lassen. »Ich habe Mrs. Maude angerufen. Sie und Mrs. Emma wollen Mutter Gesellschaft leisten, aber beide können erst heute Nachmittag kommen. Es ist

Weitere Kostenlose Bücher