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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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weit in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut. Wie sieht es aus? Ziemlich schlecht, was?«
    Ich erzählte ihm kurz, was geschehen war. Royces Zusammenbruch erwähnte ich nur flüchtig, weil ich ihn nicht erschrecken wollte, aber ich erwähnte, dass jemand in mein Zimmer eingebrochen war. »Sind Sie das zufällig gewesen?«
    »Ich? Wie denn? Das ist das erste Mal, dass ich mein Versteck verlassen habe«, antwortete er. »Ich hab das mit Tap gehört. Armer Kerl!«
    »Tja, ich weiß«, seufzte ich. »Er hat sich wie ein Idiot benommen. Sieht so aus, als sei das Gewehr nicht mal richtig geladen gewesen. Er hat mit grobem Steinsalz geschossen.«
    »Mit Salz?«
    »Ganz richtig. Der Fußboden im Gericht lag voll davon. Ich habe keine Ahnung, ob er überhaupt gewusst hat, was er da im Magazin hatte.«
    »Großer Gott!«, stieß Bailey atemlos hervor. »Er hatte überhaupt keine Chance!«
    »Warum sind Sie getürmt? Was Dümmeres hätten Sie kaum machen können. Jeder Polizist in diesem Staat ist Ihnen jetzt auf den Fersen. Haben Sie das alles arrangiert?«
    »Natürlich nicht! Ich habe zuerst nicht mal gewusst, dass es Tap war. Und dann hatte ich nur noch den Gedanken, wegzukommen!«
    »Wer könnte ihn dazu angestiftet haben?«
    »Keine Ahnung. Aber irgendjemand muss dahinterstecken.«
    »Möglicherweise weiß Joleen Bescheid. Ich will morgen versuchen, mit ihr zu reden. Aber jetzt zu Ihnen... es ist Selbstmord, frei rumzulaufen. In den Fahndungsmeldungen werden Sie als gefährlich und bewaffnet bezeichnet.«
    »Das dachte ich mir. Aber was soll ich tun? Wenn ich mich stelle, schießen sie mich wie einen Hund über den Haufen, genau wie Tap.«
    »Rufen Sie Jack Clemson an. Gehen Sie zu ihm.«
    »Woher wissen wir, dass er es nicht war, der mich reingelegt hat?«
    »Ihr Anwalt?«
    »Wenn ich tot bin, ist alles vorbei. Dann können alle wieder ruhig schlafen. Aber ich muss jetzt raus, bevor...« Ich hörte, wie er scharf die Luft einzog. »Bleiben Sie dran.« Am anderen Ende war es plötzlich still. Jetzt hörte ich das Quietschen einer Metalltür. »So, hier bin ich wieder. Ich dachte, da draußen ist jemand, aber ich muss mich getäuscht haben.«
    »Hören Sie, Bailey! Ich tu, was ich kann, aber ich bräuchte Hilfe.«
    »Hilfe?«
    »Was ist aus dem Geld geworden, das ihr bei dem Banküberfall erbeutet hattet?«
    Schweigen. »Wer hat Ihnen davon erzählt?«, fragte er schließlich.
    »Tap... gestern Abend im Billardsalon. Er hat behauptet, Sie hätten es Jean anvertraut, aber danach habe er von den zweiundvierzigtausend Dollar nie wieder was gesehen. Könnte sie das Geld für sich behalten haben?«
    »Jean? Niemals. Das hätte sie uns nicht angetan.«
    »Was hat sie Ihnen denn erzählt? Sie muss doch eine Erklärung gehabt haben.«
    »Ich weiß nur, dass sie es abholen wollte, und da war’s verschwunden.«
    »Behauptete sie«, ergänzte ich skeptisch.
    »Was hätte ich denn tun können? Sie anzeigen?«
    »Hat sie Ihnen denn gesagt, wo sie’s versteckt hatte?«
    »Nein. Aber ich hatte den Eindruck, dass es irgendwo bei den heißen Quellen gewesen sein muss, wo sie gejobbt hat.«
    »Na, großartig. Da oben kann man lange suchen. Wer wusste sonst noch von dem Geld?«
    »Das ist alles«, flüsterte er ins Telefon.
    Ich spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte. »Was ist los?«
    Schweigen.
    »Bailey?«
    Am anderen Ende wurde eingehängt.
    Sekunden später klingelte mein Telefon erneut. Die Polizei wies mich an, mein Hotel nicht zu verlassen und zu warten, bis ein Streifenwagen mich abholte. Guter alter Bert. Den Rest der Nacht verbrachte ich im Büro des County Sheriffs, wo man mich pausenlos vernahm, beschuldigte, beschimpfte und bedrohte — selbstverständlich unter Berücksichtigung der üblichen Höflichkeitsformen. Mein Kontrahent war ein Beamter vom Morddezernat namens Sal Quintana, dessen Laune auch nicht besser war als meine. Ein zweiter Kripomann stand als stiller Beobachter an der Wand und puhlte mit einem abgebrochenen Streichholz zwischen seinen Zähnen herum. Sein Zahnarzt wird’s ihm gedankt haben.
    Quintana war Mitte vierzig, er hatte kurzes, schwarzes Haar, große, dunkle Augen und ein Gesicht, das durch stoische Unbeweglichkeit auffiel. Es erinnerte mich an Dwight Shales mit seiner emotionslosen, aufreizend ausdruckslosen Miene. Außerdem hatte der Mann mindestens zwanzig Pfund Übergewicht, was beim Kauf seines Hemdes noch nicht berücksichtigt worden war. Durch den Fettansatz im Rücken waren die Ärmel zu kurz

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