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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Gut. Der Doktor und ich würden jetzt ein Schwätzchen halten.

17

    Dr. Dunne kam angezogen aus dem Badezimmer heraus, in einer lindgrünen Hose mit weißem Gürtel, einem rosa-grün gestreiften Sporthemd, weißen Sportschuhen und rosaroten Socken. Es fehlte nur noch das weiße Sportjackett, und er hätte jenem Idealbild des Lebemannes mittleren Alters entsprochen, das vor allem im Mittleren Westen der USA als so nachahmenswert gilt. Sein volles weißes Haar war noch feucht vom Duschen und glatt aus der Stirn zurückgekämmt. Über den Ohren kräuselten sich schon wieder einige Löckchen. Sein rundes Gesicht war rosig durchblutet wie bei einem frisch gebadeten Baby, und seine Augen unter den buschigen weißen Brauen waren sehr blau. Ich schätzte ihn auf einsachtzig. Durch gutes Essen und Alkohol brachte er gut fünfzig Pfund in Form eines Kugelbauchs zu viel auf die Waage. Es sah aus, als wäre er im sechsten Monat schwanger. Wie kam es nur, dass alle Männer dieser Stadt so aus dem Leim gingen?
    Als er mich erblickte, blieb er wie vom Donner gerührt stehen. »Ja, Madam?«, begann er in Beantwortung einer Frage, die ich nie gestellt hatte.
    Ich gab mir Mühe, besonders viel Freundlichkeit in meine Stimme zu legen: »Hallo, Mr. Dunne. Ich bin Kinsey Millhone«, sagte ich und streckte die Hand aus. Sein Händedruck war lasch.
    »Das Personalbüro ist am Ende des Korridors. Aber im Moment stellen wir niemanden ein. Das Hotel wird erst am ersten April wieder geöffnet.«
    »Ich bin nicht auf der Suche nach Arbeit. Ich möchte Informationen über eine Ihrer ehemaligen Patientinnen.«
    In seine Augen trat der herablassende Ausdruck des typischen »Halbgotts in Weiß«. »Und wer soll das sein?«
    »Jean Timberlake.«
    Was in diesem Moment in ihm vorging, vermochte ich nicht zu deuten. »Sind Sie von der Polizei?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin Privatdetektivin und arbeite für...«
    »Dann kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Darf ich mich setzen?«
    Er starrte mich ausdruckslos an; er war es wohl gewohnt, dass man seine Äußerungen unwidersprochen hinnahm. Normalerweise wurde er von einer Empfangsdame, seinem Labortechniker, der Sprechstundenhilfe, der Sekretärin, der Telefonistin, seiner Frau... von einer ganzen Armee von Damen abgeschirmt, die darauf achteten, dass der gute Doktor nicht belästigt wurde. »Ich scheine mich nicht klar genug ausgedrückt zu haben, Miss Millhone. Es gibt nichts, worüber wir beide uns zu unterhalten hätten.«
    »Oh, tut mir Leid, das zu hören«, erwiderte ich gelassen. »Ich versuche nämlich herauszufinden, wer Jeans Vater ist.«
    »Wer hat Sie überhaupt reingelassen?«
    »Die Empfangsdame hat gerade mit Ihrer Frau telefoniert«, sagte ich, was zwar stimmte, aber in diesem Augenblick ganz irrelevant war.
    »Junge Dame, ich muss Sie bitten, zu gehen. Um nichts in dieser Welt erfahren Sie von mir was über die Timberlakes. Ich bin seit vielen Jahren der Hausarzt der Familie.«
    »Das habe ich gehört«, erwiderte ich. »Ich verlange ja auch nicht, dass Sie Ihre ärztliche Schweigepflicht brechen...«
    »Genau das tun Sie doch.«
    »Dr. Dunne, ich versuche eine Spur in einem Mordfall zu finden. Ich weiß, dass Jean ein uneheliches Kind war. Ich besitze eine Kopie ihrer Geburtsurkunde. Und darauf steht, dass der Vater nicht bekannt ist. Ich sehe keinen Grund, den Mann zu schonen, wenn Sie wissen, wer er ist. Wenn nicht, dann sagen Sie es und sparen uns damit viel Zeit.«
    »Es ist eine Unverschämtheit, hier so reinzuplatzen! Sie haben kein Recht, in der Vergangenheit des armen Mädchens herumzuschnüffeln. Entschuldigen Sie mich!« Damit ging er mit düsterer Miene zur Tür. »Elva!«, brüllte er. »El!«
    Ich hörte, wie jemand zielstrebig den Gang entlanggepoltert kam, und legte meine Visitenkarte auf seinen Schreibtisch. »Sie erreichen mich im Ocean Street Motel, falls Sie sich doch noch entschließen sollten, mir zu helfen.«
    Ich war schon fast aus der Tür, als Mrs. Dunne auftauchte, noch immer im Tennisröckchen, mit roten Wangen. Es war offensichtlich, dass sie mich sofort wieder erkannte. Aber mein zweiter Besuch wurde keineswegs so freudig aufgenommen, wie ich gehofft hatte. Mrs. Dunne hielt ihren Tennisschläger mit beiden Händen wie ein Kriegsbeil, wobei der Holzrahmen auf mich gerichtet war. Langsam trat ich den Rückzug an, ohne sie aus den Augen zu lassen. Normalerweise fühle ich mich von plumpen Frauen mit großen Füßen nicht unbedingt bedroht, aber die

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