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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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stärker. Dr. Dunne schob seine Frau ins Büro. Die Empfangsdame im orangeroten Blazer hastete hinterher, während ich mich gegen die Wand lehnte und nach Luft rang. Es war möglich, dass Dunne in diesem Augenblick die Polizei anrief, aber das kümmerte mich wenig.
    Kurz darauf kam Dunne aus seinem Büro und überschüttete mich mit besänftigenden Entschuldigungen und gut gemeinten Ratschlägen. Ich wollte einfach nur raus hier, so schnell wie möglich, doch er bestand darauf, meinen Arm zu untersuchen, und er versicherte mir, dass er nicht gebrochen sei. Herrgott, wofür hielt der Mann mich? Für eine komplette Idiotin? Selbstverständlich war er nicht gebrochen. Dunne bugsierte mich ins Krankenzimmer des Hotels und säuberte die Wunden an meiner rechten Hand. Er schien ehrlich besorgt um mich, und das fand ich bedeutsamer als alles, was er bis dahin geäußert hatte.
    »Tut mir Leid, dass Sie und Elva aneinander geraten sind.« Er tupfte die Schürfwunden mit Watte und einem Desinfektionsmittel ab. Dabei musterte er mich, um meine Reaktion zu testen.
    Ich gestattete mir nicht einmal, zusammenzuzucken. »Sie wissen ja, wie Frauen sind«, sagte ich stattdessen. »Wir haben so unsere kleinen Meinungsverschiedenheiten.« Die Ironie dieser Bemerkung entging ihm offensichtlich.
    »Elva hat einen Beschützerkomplex. Ich bin sicher, sie wollte Sie nicht wirklich verletzen. Sie war hochgradig erregt. Ich musste ihr ein Beruhigungsmittel geben.«
    »Ich kann nur hoffen, dass Sie sämtliche Werkzeuge unter Verschluss halten. Ich möchte der Dame nur ungern mit einem Schraubenschlüssel in der Hand begegnen.«
    Dunne begann seinen Erste-Hilfe-Koffer wieder einzupacken. »Ich finde, wir sollten versuchen, den Vorfall zu vergessen.«
    Ich bewegte die Finger meiner rechten Hand und bewunderte das elastische Pflaster, mit dem Dunne die tiefe Wunde über den Knöcheln verarztet hatte, die ich Elvas Schneidezähnen verdankte. »Ich nehme an, dass Sie noch immer nicht bereit sind, mit mir über Jean Timberlake zu sprechen.«
    Er war an das Waschbecken getreten, wo er sich die Hände wusch, und hatte mir den Rücken zugewandt. »Ich habe sie an jenem Tag gesehen«, begann er. »Das habe ich damals schon der Polizei gesagt.«
    »Am Tag, an dem sie ermordet wurde?«
    »Ganz recht. Sie kam in meine Praxis, nachdem sie das Ergebnis ihres Schwangerschaftstests erfahren hatte.«
    »Weshalb hat sie den Test eigentlich nicht gleich bei Ihnen machen lassen?«, wollte ich wissen.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Vielleicht hat sie sich geschämt. Sie hat behauptet, sie habe den Arzt in Lompoc gebeten, eine Abtreibung vorzunehmen, aber er habe das abgelehnt. Deshalb war ich der Nächste auf der Liste.«
    Er trocknete gründlich die Hände ab und hängte das Handtuch auf den Ständer.
    »Und Sie haben sich geweigert?«
    »Selbstverständlich.«
    »Warum >selbstverständlich    »Ganz abgesehen von der Tatsache, dass Abtreibung damals illegal gewesen ist, ist das ein Eingriff, den ich nie vornehmen würde. Ihre Mutter hat eine Schwangerschaft durchgestanden, obwohl sie nicht verheiratet war. Kein Grund also, warum das Mädchen es nicht auch hätte schaffen sollen. Wegen so was geht die Welt nicht unter. Sie schien das damals allerdings anders zu sehen. Sie sprach davon, dass ihr Leben ruiniert wäre, aber das stimmte ganz einfach nicht.«
    Während wir uns unterhielten, schloss er einen Schrank auf und nahm eine große Tablettenpackung heraus und füllte fünf Tabletten in ein Kuvert, das er mir gab.
    »Was ist das?«
    »Ein Schmerzmittel.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich etwas gegen Schmerzen brauchte, aber ich steckte den Umschlag in meine Handtasche. Bei meinem Job trägt man des Öfteren Blessuren davon. »Haben Sie Jeans Mutter erzählt, was mit ihrer Tochter los war?«
    »Leider nein. Jean war minderjährig, und ich hätte ihre Mutter informieren müssen, aber ich hatte versprochen, ihren Besuch vertraulich zu behandeln. Später wär’s mir lieber gewesen, ich hätte mit ihr geredet. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wer Jeans Vater ist?«
    »Ich würde den Arm mit Eis behandeln«, lenkte er ab. »Falls die Schwellung nicht zurückgeht, kommen Sie zu mir. Und zwar in die Praxis, wenn’s geht. Die Behandlung ist kostenlos.«
    »Hat Jean Ihnen gegenüber angedeutet, mit wem sie sich eingelassen hatte?«
    Dr. Dunne verließ wortlos das Zimmer.

    Ich nahm ein langärmeliges

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