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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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mit niemandem darüber gesprochen?«
    »Es hat mich niemand danach gefragt. Außerdem bin ich dann aus der Kirche ausgetreten. Ich hatte begriffen, dass ich den Trost, den ich suchte, dort nicht finden würde.«

    Die Bezirksverwaltung von San Luis Obispo war in einem Anbau des Justizgebäudes in der Monterey Street untergebracht. Kaum zu glauben, dass wir uns erst gestern dort zu der Anklageerhebung versammelt hatten. Ich fand einen Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite, warf eine Münze in die Parkuhr und ging dann an dem großen Mammutbaum vorbei zum Eingang des Nebengebäudes. Der Korridor war mit grauem, dunkelgeädertem Marmor ausgekleidet. Die Registratur lag im ersten Stock. Mit Hilfe von Jean Timberlakes vollem Namen und ihrem Geburtsdatum, das ich mir aus ihrer Schulakte herausgeschrieben hatte, fand ich die Nummer, unter der ihre Geburtsurkunde verzeichnet war. Der Standesbeamte suchte mir das Original heraus und stellte mir für elf Dollar eine beglaubigte Kopie aus. Auf die Beglaubigung legte ich keinen Wert. Viel interessanter waren die Informationen in dem Dokument. Etta Jean Timberlake war um 2 Uhr 26 am 3. Juni 1949 geboren worden, sie wog 3100 Gramm und war 57 cm lang. Die Mutter war als fünfzehnjährige, erstgebärende, gesunde Frau ohne Beschäftigung verzeichnet, der Vater als »unbekannt«. Der Geburtshelfer war Joseph Dunne.
    Ich fand eine Telefonzelle und suchte die Nummer seiner Praxis heraus. Das Rufzeichen ertönte viermal, bevor sich der telefonische Auftragsdienst einschaltete. Eine Frauenstimme erklärte, dass Dr. Dunne donnerstags keine Sprechstunde habe und erst am Montag ab zehn Uhr wieder in seiner Praxis sei. »Wissen Sie, wo ich ihn jetzt erreichen kann?«
    »Dr. Corsell vertritt ihn. Hinterlassen Sie Namen und Telefonnummer, dann werde ich ihn bitten, zurückzurufen.«
    »Ist Dr. Dunne vielleicht im Hot Springs Hotel zu erreichen?«
    »Sind Sie eine Patientin?«
    Ich legte den Hörer auf und verließ die Telefonzelle. Da ich nun schon einmal in San Luis war, überlegte ich, ob ich Royce im Krankenhaus besuchen sollte. Ann hatte mir gesagt, dass er mich sprechen wolle, doch im Augenblick hatte ich keine Lust dazu. Auf einer Nebenstraße, die sich in vielen Kurven an Villengrundstücken hinter hohen Mauern und Neubausiedlungen vorbeiwand, fuhr ich zurück nach Floral Beach.
    Auf dem Parkplatz des Badehotels standen nur wenige Autos. Anscheinend gingen die Geschäfte nicht besonders gut. Ich stellte meinen Käfer in der Nähe des Eingangs ab. Auch diesmal fiel mir wieder auf, wie feucht und gruftig es hier war. Der Schwefelgestank erzeugte Vorstellungen von Fäulnis und Verwesung.
    Eine breite Treppe führte zum Haupteingang und einer umlaufenden Veranda hinauf. Die Veranda mit einer Reihe von Liegestühlen wirkte wie ein Schiffsdeck. Das Parkgelände fiel hinter einer Gruppe von Eichen sanft bergab, lief nach hundert Metern eben aus und endete an der Straße. Links in einem Wiesengelände entdeckte ich im Sonnenlicht einen verlassenen Swimmingpool. In dem einzigen anderen sonnenbeschienenen Teil des Geländes lagen zwei Tennisplätze. Der Zaun war von hohen Büschen verdeckt, doch das hohle rhythmische Ballgeräusch ließ darauf schließen, dass zumindest ein Platz belegt war.
    Ich stieß die Mahagonieingangstür auf. Die Hotelhalle mit umlaufenden Holzbalustraden und zwei Deckenfenstern war hell und großzügig geschnitten. Der untere Teil wurde gerade renoviert. Die Teppiche waren mit langen Bahnen von grauem, farbbekleckstem Segeltuch abgedeckt. An den Wänden standen Gerüste, vermutlich sollte die Holztäfelung abgeschliffen und frisch lasiert werden. Zumindest übertönte hier der Lackgeruch den beißenden Schwefelgestank der Mineralquellen, die wie ein Hexenkessel unter dem Anwesen brodelten.
    Die Rezeptionstheke nahm die gesamte Breite der Halle ein, doch es war niemand zu sehen, weder ein Empfangschef noch ein Handwerker. Die Stille war so unheimlich, dass ich unwillkürlich zur Galerie in den zweiten Stock hinaufsah, aber auch da war niemand. An beiden Seiten der Halle führten breite, teppichbelegte Korridore ins dunkle Innere des Hotels. Ich drehte mich langsam um hundertachtzig Grad und ließ meine Blicke schweifen. Zeit herumzuschnüffeln, dachte ich.
    Ich schlenderte nach rechts auf den Korridor zu. Der dicke Teppich verschluckte das Geräusch meiner Schritte. Ungefähr auf halbem Weg führte eine Glastür in einen halbrunden Speisesaal mit

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