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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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viel versprechende Karriere ruinieren sollen?«, konterte er.
    »Die Karriere eines Kerls soll wichtiger gewesen sein als ihr Leben?«
    Er hatte die Eingangstür erreicht und ging hinein. Ich überlegte, ob ich ihm folgen sollte. Aber das würde jetzt nichts bringen. Zuerst brauchte ich weitere Informationen. Ich machte kehrt und lief zu meinem Wagen. Als ich über die Schulter zurücksah, stand Mrs. Dunne schon wieder am Fenster. Mit undurchdringlicher Miene. Ich wusste nicht, ob meine Stimme bis zu ihr ins Haus gedrungen war, und es interessierte mich auch nicht. Sollten die beiden das untereinander ausmachen. Joe Dunne konnte selbst auf sich aufpassen. Ich machte mir vielmehr Sorgen um Shana. Wenn sie Mittwochnacht nicht hier gewesen war, woher kamen dann ihre Autoschlüssel? Und falls sie doch zu dem Rendezvous erschienen war, wo war sie jetzt?
    Ich fuhr zum Motel zurück. Bert hielt die Stellung in der Rezeption. Mrs. Emma und Mrs. Maude hatten im Wohnzimmer das Regiment übernommen. Dort standen sie Seite an Seite, korpulente Frauen in den Siebzigern, die eine im purpurroten, die andere im malvenfarbenen Jerseykostüm. Ann habe sich hingelegt, sagten sie. Die beiden waren so frei gewesen, Oris Krankenhausbett in Royces Zimmer schaffen zu lassen. Im Wohnraum war nun offenbar die alte Ordnung wieder hergestellt worden. Er wirkte unnatürlich groß, nachdem das alles dominierende Krankenhausbett mit seinen seitlichen Gitterklappen und zahlreichen Hebeln verschwunden war. Verschwunden war auch der Nachttisch. Das Medikamententablett hatte die Polizei bereits mitgenommen. Nichts hätte Oris Allgegenwärtigkeit wirkungsvoller ausradieren können als diese Veränderungen.
    Maxine kam herein. Die Tatsache, dass sie sich hier aufhielt, ohne sauber machen zu müssen, schien sie zu verwirren. »Ich koche Tee«, murmelte sie, als sie mich sah.
    Wir sprachen alle im Flüsterton. Ich ertappte mich dabei, dass ich auch schon in den Umgangston verfiel, der hier üblich war: zuckersüß, betulich, patent und mütterlich. Und ich merkte, dass solche Verhaltensweisen in Situationen wie dieser nützlich sein konnte. Mrs. Maude bestand darauf, mir etwas zu essen zu bringen, aber ich lehnte ab.
    »Ich muss noch was erledigen. Vielleicht komme ich erst spät zurück.«
    »Das macht doch nichts«, sagte Mrs. Emma und tätschelte mir die Hand. »Wir passen hier schon auf. Keine Sorge. Und wenn Sie später was essen wollen, bringen wir Ihnen ein Tablett aufs Zimmer.«
    »Danke.« Wir lächelten uns mit erprobter Leidensmiene zu, was bei den beiden älteren Damen sicher aufrichtiger war als bei mir, aber ich muss gestehen, dass Oris Tod auch mir im Magen lag. Warum hatte man sie ermordet? Was konnte sie gewusst haben? Ich sah nirgends einen Zusammenhang zwischen ihrem Tod und dem Mord an Jean Timberlake.
    Bert tauchte im Türrahmen auf und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. »Anruf für Sie!«, verkündete er. »Dieser Anwalt.«
    »Clemson? Gut. Ich gehe an den Apparat in der Küche. Können Sie das Gespräch dorthin durchstellen?«
    »Klar.«
    Ich hob den Hörer ab. »Hallo, ich bin’s«, meldete ich mich. »Bleiben Sie dran.« Ich machte eine Pause und sagte dann: »Danke, Bert. Alles klar.« In der Leitung klickte es. »Schießen Sie los.«
    »Was sollte denn das?«, fragte Clemson.
    »Nicht der Rede wert. Was gibt’s?«
    »Es tut sich was. Gerade hat mich June Haws, die Pfarrersfrau, angerufen. Sie hat offenbar Bailey die ganze Zeit über versteckt.«
    »Er ist bei ihr?«
    »Das ist ja gerade das Problem. Er war bei ihr. Die Polizei startet eine groß angelegte Haussuchungskampagne. Ich nehme an, dass ein Beamter auch bei ihr geklingelt hat, und bevor sie sich versah, war Bailey getürmt. Sie weiß nicht, wohin er geflohen ist. Haben Sie was von ihm gehört?«
    »Kein Wort.«
    »Bleiben Sie im Hotel. Wenn er Kontakt mit Ihnen aufnimmt, überreden Sie ihn, sich zu stellen. Seitdem bekannt ist, dass seine Mutter tot ist, spielt diese Stadt verrückt. Ich mache mir Sorgen um sein Leben.«
    »Ich auch. Aber was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Bleiben Sie in der Nähe des Telefons. Die Situation ist kritisch.«
    »Jack, das ist unmöglich. Shana Timberlake ist verschwunden. Ich habe ihre Wagenschlüssel im Kurhotel gesehen, und ich fahre nach Einbruch der Dunkelheit rauf, um sie zu suchen.«
    »Zum Teufel mit Shana. Das ist jetzt wichtiger.«
    »Warum kommen Sie dann nicht her? Wenn Bailey anruft, können Sie gleich mit ihm

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