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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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reden.«
    »Bailey traut mir nicht.«
    »Und weshalb nicht, Jack?«
    »Das wüsste ich auch gern. Wenn er meine Stimme am Telefon hört, legt er sofort wieder auf, weil er vermutet, dass die Leitung angezapft wird. June behauptet, abgesehen von ihr traut er nur Ihnen.«
    »Hören Sie. Vielleicht dauert es ja nicht lange. Ich komme so schnell wie möglich wieder und setze mich mit Ihnen in Verbindung. Falls ich von Bailey höre, überrede ich ihn, sich zu stellen. Ich versprech’s.«
    »Er muss sich stellen.«
    »Jack, das weiß ich selbst!« Ich war wütend, als ich den Hörer auflegte. Warum bedrängte mich der Mann plötzlich? Ich war mir schließlich bewusst, in welcher Gefahr Bailey Fowler schwebte.
    Ich machte kehrt, um die Küche zu verlassen. Im Korridor stand Bert. Er kam auf mich zu, als habe er keinen Moment gelauscht. »Miss Ann möchte ein Glas Wasser«, murmelte er.
    Elender Schnüffler, dachte ich.
    Oben in meinem Zimmer zog ich meine Joggingschuhe an. Ich verstaute meine Taschenlampe, die Dietriche und meinen Zimmerschlüssel in meinen Jeans. Ob ich die Dietriche brauchen würde, wusste ich zwar noch nicht, aber ich wollte auf alles vorbereitet sein. Unschlüssig wog ich einen Augenblick meine Davis in der Hand. Als ich die Pistole gekauft hatte, hatte ich auch ein maßgefertigtes Schulterhalfter erworben, das sich unauffällig an meine linke Seite direkt unterhalb der Brust anschmiegte. Ich zog mein T-Shirt aus, legte das Halfter um, rückte es zurecht und schlüpfte in einen Rollkragenpullover. Dann begutachtete ich mich im Spiegel. Ich war zufrieden.
    Zuerst schaute ich noch einmal bei Shanas Haus vorbei, um mich zu vergewissern, dass sie in der Zwischenzeit nicht zurückgekommen war. Aber alles sah unverändert aus, keinerlei Anzeichen deuteten darauf hin, dass sie inzwischen hier gewesen wäre. Ich ging weiter, eine Seitenstraße entlang, die über den Hang hinüberführte und auf der anderen Seite die Floral Beach Road schnitt. Vermutlich hatte der Trauerzug für Tap Granger dieselbe Route genommen, und ich war darauf bedacht, diesen Teil der Strecke möglichst hinter mich zu bringen, bevor die Trauergesellschaft zurückkam. Im leichten Dauerlauf machte ich mich auf in Richtung Norden, zum Highway 101. Es roch nach Eukalyptus, heißer Sonne und Salbei. Rechts neben der Straße lief ein steiniger, schmaler Graben entlang, dann kam ein niedriger Drahtzaun, und dahinter begann der grasüberwachsene und mit Steinquadern übersäte Hang. Eichen boten gelegentlich Schatten, und die Stille wurde nur durch den Gesang der Vögel unterbrochen.
    Dann hörte ich das Dröhnen eines Motors. Kurz darauf tauchte ein Ford-Lieferwagen vor mir auf. Als der Fahrer mich entdeckte, verlangsamte er die Fahrt. Es war Pearl, und auf dem Beifahrersitz erkannte ich seinen Sohn Rick. Pearls nackter fleischiger Unterarm lag in der Fensteröffnung. Er trug ein kurzärmeliges, blaues Oberhemd und eine Krawatte, die er so weit gelockert hatte, dass er den obersten Kragenknopf öffnen konnte.
    »Hallo, Pearl. Wie geht’s?« Ich nickte Rick zu.
    »Sie haben die Beerdigung verpasst«, bemerkte Pearl.
    »So gut habe ich Tap auch wieder nicht gekannt. Ich finde, das Begräbnis sollte seinen Freunden Vorbehalten bleiben. Kommen Sie schon zurück?«
    »Die anderen sind vermutlich noch auf dem Friedhof. Rick und ich sind früher gegangen, um den Billardsalon rechtzeitig zum Leichenschmaus öffnen zu können. Joleen meint, dass er’s so gewollt hätte. Wo wollen Sie denn hin? Trainieren Sie?«
    »Richtig«, erwiderte ich. Den Leichenschmaus im Billardsalon konnte ich mir lebhaft vorstellen: Chips und ein kleines Fass Bier. Rick flüsterte seinem Vater etwas zu.
    »Ach so, ja. Rick möchte wissen, ob Sie Cherie gesehen haben.«
    »Cherie? Glaube nicht.« Ich nahm an, dass Cherie bereits im Bus nach Los Angeles saß, aber das sagte ich nicht.
    »Eigentlich sollte sie mit uns kommen, aber dann ist sie kurz zum Einkaufen weg und nicht wieder aufgetaucht. Wir mussten ohne sie los. Wenn Sie sie sehen, sagen Sie ihr, dass wir in der Kneipe sind.« Er warf einen Blick in den Rückspiegel. »Ich fahre jetzt lieber weiter, bevor mir noch einer von hinten reinbrummt. Kommen Sie nach dem Joggen doch auch auf ein Bier vorbei.«
    »Gern. Danke.«
    Pearl fuhr an, und ich trabte weiter. Sobald der Lieferwagen außer Sichtweite war, überquerte ich den Graben und sprang über den Drahtzaun. Ich kletterte steil den Hang hinauf und auf den Saum des

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