Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
Grün leuchtete, wirkte jetzt in der Nacht matt und gelblich wie Pergamentpapier. Bei einer Lücke zwischen den Büschen führten einfache Stufen aus Eisenbahnschwellen und gestampfter Erde abwärts.
    Ich stieg die Treppe hinunter. Ein Holzpfeil mit der Aufschrift >Adlerhorst< zeigte nach links. Ich kam an »Hafen« und »Tipp Top« vorbei. »Sanctuary« war die vierte Heilquelle von oben. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass »Sanctuary« am Ende eines gewundenen Weges lag, von dem zwei kleinere Pfade abzweigten. Die Blätter unter meinen Füßen waren feucht und weich und schluckten jedes Geräusch meiner Schritte. Die Abdrücke meiner Schuhe füllten sich mit Wasser. Als ich das »Sanctuary« erreicht hatte, leuchtete ich mit der Taschenlampe über den Boden und entdeckte drei Zigarettenkippen zwischen dem Laub. Ich bückte mich. Camel ohne Filter. Shanas Marke.
    Die Stille wurde nur gestört durch das gelegentliche Aufheulen einer Sirene auf dem Highway. Hin und wieder raschelte der Wind in den Zweigen. Der starke Schwefelgestank machte es unmöglich, andere Gerüche wahrzunehmen. Man sagt mir nach, dass ich eine Leiche mit der Nase finden könne, aber an einem solchen Ort musste auch ich passen.
    Über dem Badebecken lag eine zweilagige Isolierplane mit einem Plastikgriff am Rand. Nach kurzem Zögern hob ich die Plane hoch. Eine Schwefelwolke wehte mir ins Gesicht. Das Wasser in dem Holzbassin war pechschwarz, die Oberfläche spiegelglatt, Dampfschwaden hingen darüber. Ich spürte, wie sich mir der Mund zusammenzog. Um keinen Preis der Welt hätte ich meine Hand da hineingesteckt. Ich spürte schon förmlich an meinen Fingerspitzen Shanas weiches, wallendes Haar in der schwarzen Brühe. Dann fiel mir ein, dass sie, falls sie getötet und dann hier ins Wasser geworfen worden war, mittlerweile durch die Gasbildung längst an der Oberfläche treiben müsste. Ich merkte, wie mir schwindlig wurde. Manchmal sind meine eigenen Gedanken meine größten Feinde.
    Auf Kniehöhe entdeckte ich eine Holztür, hinter der sich vermutlich Heizaggregat und Pumpe befanden. Ich öffnete sie. Der Mörder hatte die Leiche mit den Füßen zuerst hineingestopft. Shanas Oberkörper klappte automatisch rückwärts aus der Öffnung, sodass ihr Kopf auf meinen Fuß fiel. Blicklose Augen starrten mich an. Ich stöhnte entsetzt auf.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Ich fuhr hoch und wirbelte herum, mein Herz raste, und ich presste die Hand dagegen.
    Da stand Elva Dunne mit einer Taschenlampe in der linken Hand.
    »O Gott, Elva! Haben Sie mich erschreckt!«, fuhr ich sie an.
    Elva warf einen flüchtigen Blick auf Shana, ohne auch nur annähernd so entsetzt zu wirken, wie ich es gerade gewesen war. Viel zu spät entdeckte ich die kleine halbautomatische Pistole vom Kaliber 5,6 Millimeter, die sie in Gürtelhöhe auf mich gerichtet hielt. Waffenfreaks mögen vom Kaliber 5,6 Millimeter nichts halten, da sie offenbar der Meinung sind, eine Waffe tauge erst dann etwas, wenn man damit ein schönes großes Loch durch eine Holzscheibe schießen kann. Elva hatte solche Skrupel wohl leider nicht. Sie sah aus, als sei sie entschlossen, mir direkt über dem Nabel ein hübsches kleines Loch zu verpassen. Mit einer Kugel vom Kaliber 5,6 Millimeter in den Eingeweiden fühlt man sich kaum sonderlich wohl. Sie prallt wie ein kleines Spielzeugauto von jedem Knochen ab und zerfetzt jedes Organ, das ihr im Weg ist.
    »Ein Mann hat mich angerufen und behauptet, Bailey Fowler sei hier oben«, sagte Elva. »Also keine Bewegung, sonst schieße ich.«
    Ich hob die Hände hoch, wie es die Leute im Film immer tun, um sie zu beruhigen. »Hier ist kein Bailey. Ich bin’s nur.« Ich deutete auf Shanas Leiche. »Hoffentlich denken Sie jetzt nicht, dass ich das war.«
    »Reden Sie keinen Quatsch. Natürlich waren Sie das. Weshalb wären Sie denn sonst hier?«
    Mittlerweile konnte ich die Polizeisirene auf der kurvenreichen Straße unten näher kommen hören. Irgendjemand musste auch mit den Bullen telefoniert haben. Man brauchte nur Baileys Namen zu nennen, und die Polizei funktionierte wie auf Knopfdruck. »Hören Sie, nehmen Sie das Ding da weg. Glauben Sie mir doch! Ich habe Shanas Autoschlüssel heute Nachmittag in der Schachtel für Fundsachen bei Ihnen entdeckt. Daraus habe ich geschlossen, dass sie noch irgendwo hier sein müsste, und wollte nachsehen.«
    »Wo ist die Tatwaffe? Was haben Sie ihr getan? Sie mit einem Baseballschläger erschlagen?«
    »Elva, sie ist

Weitere Kostenlose Bücher