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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Finanzamt.«
    Mir kam die Galle hoch. »Mit Recht würden sie sich darauf stürzen! Das ist das Geld, um das Sie sie betrogen haben.«
    Der Blick mit dem er mich ansah, war der reine Zynismus. »Wollen Sie wissen, warum diese Leute in CSL investiert haben? Weil sie was umsonst haben wollten. Sie wollten den großen Reibach machen, und es ist schiefgegangen. Die meisten haben von Anfang an gewußt, daß es eine krumme Sache war, auch Harris Brown. Er hoffte nur, er könnte kassieren, bevor der ganze Schwindel auf flog.«
    »Ich sehe schon, wir sprechen nicht die gleiche Sprache. Lassen wir die Rechtfertigungen, und halten wir uns an die Fakten. Sie hatten drei Millionen in bar auf der Lord?«
    »Den Ton können Sie sich sparen.«
    »Entschuldigen Sie. Lassen Sie’s mich noch mal versuchen.« Ich schaltete von moralisierend auf neutral. »Sie hatten drei Millionen in bar auf der Lord? «
    »Ja. Wendell und ich waren die einzigen, die davon wußten. Und jetzt Sie.«
    »Und wegen des Geldes ist er zurückgekommen?«
    »Natürlich. Nach fünf Jahren des Herumreisens war er total pleite«, sagte Eckert. »Und jetzt ist er mit dem ganzen Geld abgehauen. Die Hälfte davon gehörte mir, das hat er genau gewußt.«
    »Na so was! Man stelle sich das vor: Sie sind reingelegt worden.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er mir so was antun würde.«
    »Na, so hat er’s doch mit allen gemacht, ganz ohne Ansehen von Rang und Geburt«, versetzte ich. »Und seine Söhne, waren die auch ein Grund für seine Rückkehr? Oder ist es ihm einzig ums Geld gegangen?«
    »Ich bin sicher, daß er sich um seine Söhne Sorgen gemacht hat«, sagte Eckert. »Er war ein sehr guter Vater.«
    »Ein Vater wie jedes Kind ihn braucht«, sagte ich. »Ich werd’s ihnen weitersagen. Das hilft ihnen vielleicht bei der Therapie. Und was haben Sie jetzt vor?« Ich stand auf.
    Sein Lächeln war bitter. »Ich werde mich auf die Knie werfen und Gott anflehen, daß die Küstenwache ihn erwischt.«
    An der Tür drehte ich mich noch einmal um. »Ach, übrigens — Jaffe sagte doch, er wolle sich der Polizei stellen. Glauben Sie, daß es ihm damit ernst war?«
    »Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, er hoffte, wieder mit seiner Familie zusammenzukommen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob da noch für ihn Platz ist.«
    Um Viertel nach zwei kroch ich endlich völlig überdreht von all den Neuigkeiten in mein Bett. Was Eckert gesagt hatte, daß in Jaffes Familie kein Platz mehr für ihn sei, stimmte wahrscheinlich. So seltsam es war, irgendwie befanden sich Wendell Jaffe und ich in der gleichen Situation: Wir versuchten, uns vorzustellen, wie unser Leben verlaufen wäre, wenn wir es im Schoß einer Familie verbracht hätten, und blickten auf die vergangenen Jahre zurück und fragten uns, was wir versäumt hatten. Ich vermutete jedenfalls, daß ihm Gedanken dieser Art durch den Kopf gingen. Es gab natürlich offenkundige Unterschiede. Er hatte seine Familie freiwillig aufgegeben, während ich niemals von der Existenz der meinen gewußt hatte. Er wollte seine Familie wiederhaben, und ich war mir nicht sicher, ob ich meine überhaupt haben wollte. Ich verstand nicht, warum meine Tante nie mit mir über die Familie gesprochen hatte. Vielleicht hatte sie mir den Schmerz der Zurückweisung durch Grand ersparen wollen, aber in Wirklichkeit hatte sie die Konfrontation nur aufgeschoben. Und nun stand ich da, zehn Jahre nach ihrem Tod, und mußte allein sehen, wie ich fertig wurde. Na ja, mit solchem Zeug konnte sie nie gut umgehen.
    Um sechs läutete mein Wecker, aber ich brachte es nicht über mich, aufzustehen und drei Meilen zu joggen. Ich zog mir die Decke über den Kopf und überließ mich noch einmal dem Schlaf. Um zwanzig nach neun weckte mich das Telefon.
    Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht, griff nach dem Hörer und sagte: »Ja?«
    »Mac hier. Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe. Ich weiß, es ist Samstag, aber es ist was Wichtiges.«
    Seine Stimme klang merkwürdig, und ich wurde sofort argwöhnisch. Ich setzte mich im Bett auf und zog die Decke hoch. »Das macht nichts. Ich war nur so lang unterwegs und wollte heute ausschlafen. Was ist denn passiert?«
    »Heute morgen haben sie die Lord gefunden. Sechs Meilen vor der Küste«, sagte er. »Sieht aus, als sei Wendell Jaffe nach bewährtem Muster wieder mal in der Versenkung verschwunden. Gordon und ich sind hier im Büro. Er möchte, daß du sobald wie möglich auch kommst.«

24
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    Ich parkte

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