Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
abgereist... nicht mehr hier.«
    » ¿Permanente? «
    »Sí, sí.« Sie nickte mit Nachdruck und wiederholte ihre ersten Worte.
    »Darf ich mich mal umsehen?« Ich wartete gar nicht auf ihre Erlaubnis, sondern drängte mich in Zimmer 312 und inspizierte Kommode, Nachttisch, Schreibtisch und Minibar. Ach, verdammt! Sie hatten überhaupt nichts zurückgelassen. Das Mädchen beobachtete mich einen Moment mit Interesse. Dann zuckte sie mit den Achseln und verschwand im Bad, wo sie den Papierkorb wieder unter das Waschbecken schob.
    » Gracias «, sagte ich und ging.
    Als ich an ihrem Wagen vorbeikam, fiel mir der Plastikbeutel mit dem Müll ins Auge, der an einem Ende des Wagens befestigt war. Ich nahm ihn vom Haken und verzog mich mit ihm in mein Zimmer. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, ging ich zum Bett und leerte den Inhalt des Beutels auf die Tagesdecke. Es war nichts von Interesse darunter: die Zeitung von gestern; Q-tips, zerknüllte Papiertücher, eine leere Dose Haarspray. Angeekelt sah ich das Zeug durch und hoffte, daß meine Tetanusimpfung noch wirkte. Als ich den Müll zusammenfegte und wieder in den Beutel schob, fiel mein Blick auf die erste Seite der Zeitung, auf der in dicken Schlagzeilen von irgendeinem Verbrechen berichtet wurde. Ich faltete das Blatt auseinander, glättete das Papier und versuchte, das Spanisch zu entschlüsseln.
    Wenn man in Santa Teresa lebt, ist es fast ausgeschlossen, nicht wenigstens ein paar Brocken Spanisch aufzuschnappen, ob man nun Unterricht in der Sprache nimmt oder nicht. Viele Wörter sind Lehnwörter und viele sind schlichtes Abbild ihrer Gegenstücke in Englisch. Der Satzbau ist relativ einfach, und die Aussprache folgt festen Regeln. Der Bericht, der die erste Seite der Zeitung La Gaceta einnahm, hatte mit einem Mord in den Estados Unidos zu tun. Ich las laut und stockend wie ein Vorschulkind, weil mir das das Verständnis des Textes etwas erleichterte. Eine Frau war ermordet worden. Man hatte ihre Leiche auf einem verlassenen Stück Highway gleich nördlich von Los Angeles gefunden. Vier Insassen des Jugendgefängnisses in Perdido County, Kalifornien, waren ausgebrochen und an der Küste entlang nach Süden geflohen. Anscheinend hatten sie den Wagen der Frau aufgehalten, ihn an sich gebracht und die Frau erschossen. Als man die Leiche entdeckt hatte, hatten die Flüchtigen bereits die mexikanische Grenze nach Mexicali überschritten, wo sie erneut töteten. Die federales hatten sie schließlich gestellt, und bei dem darauffolgenden Schußwechsel waren zwei der Jugendlichen getötet und einer schwer verwundet worden. Selbst in Schwarzweiß erschien mir die Aufnahme von den Folgen der Schießerei unnötig blutrünstig mit den ominösen dunklen Flecken auf den Tüchern, in die die Toten eingehüllt waren. Die vier Jugendlichen waren ebenfalls abgebildet. Drei waren Hispanos. Der vierte war ein junger Mann namens Brian Jaffe.
    Ich buchte für die nächste Maschine nach Hause.

    Auf dem Flug machte meine Nase dicht, und beim Anflug auf Los Angeles glaubte ich, mir würden die Trommelfelle platzen. Um neun Uhr traf ich mit den Symptomen einer altmodischen Erkältung im Gepäck in Santa Teresa ein. Mein Hals kratzte, ich hatte Kopfschmerzen, und meine Nasengänge brannten, als hätte ich einen ganzen Liter Salzwasser eingesogen. O Wonne! Nun konnte ich mich wenigstens mit gutem Gewissen mit NyQuil für die Nacht vollaufen lassen.
    Zu Hause angelangt, schloß ich hinter mir ab und schleppte mich mit einem Stapel Zeitungen die Wendeltreppe hinauf. Ich leerte den Inhalt meiner Reisetasche in den Korb für die schmutzige Wäsche, stopfte gleich die Sachen, die ich auf der Reise getragen hatte, dazu und schlüpfte in ein warmes Flanellnachthemd und dicke Socken. Dann kroch ich mit den Zeitungen bewaffnet unter die Steppdecke, die Henrys Schwester mir zum Geburtstag genäht hatte. Die Story von dem Gefängnisausbruch war hier schon auf Seite drei zurückgerutscht. Ich las alles noch einmal, nur diesmal in Englisch. Wendel! Jaffes jüngerer Sohn Brian hatte zusammen mit drei Mithäftlingen am hellichten Tag einen tollkühnen Ausbruch aus der Jugendstrafanstalt Connaught inszeniert. Die toten Jugendlichen waren als Julio Rodriguez, sechzehn Jahre alt, und Ernesto Padilla, fünfzehn Jahre alt, identifiziert worden. Ich war mir nicht sicher, was für Auslieferungsvereinbarungen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko bestanden, doch es sah so aus, als sollte Brian Jaffe in

Weitere Kostenlose Bücher