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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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antun konnte. Was für ein gemeines Schwein ist er eigentlich, daß er so was fertig bringt? Daß er mir und Brian so was antut? Wir waren brave Kinder, völlig in Ordnung, das können Sie mir glauben.«
    »Brian scheint ziemlich verstört gewesen zu sein.«
    »Ja, das war er. Brian hat immer so getan, als machte es ihm nichts aus, aber ich weiß, daß er es sehr schwergenommen hat. An mir ist das meiste einfach abgeprallt.«
    »Ihr Bruder war damals zwölf?«
    »Ja. Ich war in der letzten Klasse der Highschool. Er war in der sechsten. In dem Alter sind Kinder ganz gemein.«
    »Kinder sind in jedem Alter gemein«, entgegnete ich. »Ihre Mutter hat mir erzählt, daß um diese Zeit ungefähr die Schwierigkeiten mit Brian angefangen haben.«
    »Ja.«
    »Was hat er getan?«
    »Ach, ich weiß nicht, Kleinigkeiten... Er hat die Schule geschwänzt, Wände vollgesprüht, er hat sich mit anderen geprügelt, aber das waren doch alles nur Dummheiten. Es war harmlos. Ich will damit nicht sagen, daß es in Ordnung war, aber alle haben es gleich so verdammt aufgebauscht. Sofort haben sie ihn wie einen Verbrecher behandelt, dabei war er doch nur ein kleiner Junge. In dem Alter sind viele Kinder schwierig. Er hat Quatsch gemacht und ist erwischt worden. Das ist der einzige Unterschied. Ich hab’ das gleiche getan, als ich in dem Alter war, und kein Mensch hat mich einen jugendlichen Verbrechen genannt. Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit dem Quatsch vom Hilfeschrei.«
    »Ich hab’ doch gar nichts gesagt. Ich höre nur zu.«
    »Ich kann nur sagen, mir tut er leid. Wenn die Leute einen erst einmal für schlecht halten, kann man ebensogut auch gleich schlecht sein. Das macht mehr Spaß, als immer brav zu sein.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Brian dort, wo er jetzt ist, viel Spaß hat.«
    »Ich kenne nicht alle Tatsachen. Brian hat mir von diesem Kerl erzählt, Guevara heißt er, glaube ich. Ein ganz mieser Typ. Die beiden waren in derselben Gruppe, und der Typ hat immer irgendwelchen Scheiß gemacht, um Brian bei den Aufsehern Scherereien zu machen. Er ist auch derjenige, der ihn zum Ausbrechen überredet hat.«
    »Man hat mir gesagt, daß er in der vergangenen Nacht gestorben ist.«
    »Geschieht ihm recht.«
    »Ich nehme an, Sie haben mit Brian gesprochen, seit er wieder zurück ist. Ihre Mutter hat ihn besucht und ich ebenfalls.«
    »Ich hab’ nur mit ihm telefoniert, da konnte er nicht viel reden. Vor allem hat er gesagt, ich soll nichts glauben, solange ich es nicht von ihm selbst gehört hätte. Er ist stinksauer. Der Richter hat ihm Flucht, Raubüberfall, Autodiebstahl und Verbrechen mit Todesfolge vorgeworfen. Ist das zu fassen? Eine Sauerei ist das. Die Idee zu dem Ausbruch stammte ja nicht mal von ihm.«
    »Warum hat er dann mitgemacht?«
    »Sie haben ihn bedroht. Sie haben gesagt, wenn er nicht mitmacht, murksen sie ihn ab. Er war praktisch eine Geisel.«
    »Das wußte ich nicht«, antwortete ich, um einen neutralen Ton bemüht.
    Michael war so darauf konzentriert, seinen Bruder zu verteidigen, daß er die Skepsis gar nicht wahrnahm.
    »Es ist die Wahrheit. Brian hat es geschworen. Er sagt, Julio Rodriguez hat die Frau auf der Straße erschossen. Er selbst hat niemanden getötet. Er sagt, er hätte das alles nur grauenvoll gefunden. Er hatte keine Ahnung, daß diese Brüder so einen Scheiß machen würden. Mord! Also wirklich!«
    »Michael, die Frau wurde in Verbindung mit der Verübung eines Verbrechens getötet, damit ist es automatisch Mord. Selbst wenn Ihr Bruder die Schußwaffe nicht einmal berührt hat, gilt er als Mittäter.«
    »Aber das macht ihn noch lange nicht schuldig. Er wollte ja die ganze Zeit nur weg.«
    Ich unterdrückte den Impuls zu widersprechen. Ich merkte, daß er sich aufregte, und wußte, daß ich mich besser zurückhielt, wenn ich seine Hilfe haben wollte. »Nun ja, das wird sein Anwalt klären müssen.« Ich beschloß, das Gespräch wieder auf ein neutrales Thema zu lenken. »Und Sie? Was arbeiten Sie?«
    »Ich arbeite auf dem Bau. Da verdiene ich endlich ganz gut. Meine Mutter möchte, daß ich studiere, aber ich sehe keinen Sinn darin. Jetzt, wo Brendan noch so klein ist, soll Juliet nicht arbeiten. Ich weiß sowieso nicht, was für einen Job sie überhaupt kriegen würde. Sie hat die Highschool fertig gemacht, aber viel mehr als den Mindestlohn würde sie bestimmt nicht verdienen, und bei den heutigen Kosten für Babysitter wäre das völlig unsinnig.«
    Wir hatten den

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