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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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war?«
    »Tja, ich könnte es nicht vor Gericht beschwören, aber wenn du mich fragst, was ich in dem Moment dachte, dann würde ich ja sagen. Frauen schlagen im allgemeinen keine anderen Frauen mit Bleirohren zusammen«, sagte ich.»Und er war weiß, da bin ich mir sicher.«
    »Was noch?«
    »Dunkle Kleidung, und er hat garantiert schwere Schuhe getragen, weil ich seine Sohlen auf dem Asphalt knirschen hörte, als er sich entfernte. Außerdem war er völlig gelassen. Er ist nicht gerannt. Ruhiger, gemächlicher Schritt, als ginge er nur spazieren.«
    »Woher weißt du, daß das nicht der Fall war?«
    Darüber dachte ich kurz nach. »Ich schätze, weil er mich nicht angesehen hat. Menschen nehmen einander auch in der Dunkelheit wahr. Ich habe jedenfalls gemerkt, daß er da ist. Wenn man in so einer Situation angeschaut wird, dreht man sich um und schaut zurück. Das fällt mir am stärksten auf, wenn ich auf der Schnellstraße unterwegs bin. Wenn ich andere Autofahrer anstarre, weckt das deren Aufmerksamkeit, und sie drehen sich um und schauen zurück. Er hielt das Gesicht nach vorn gewandt, aber er wußte mit Sicherheit, daß ich ihn beobachte.«
    Cheney beugte sich über seinen Teller und nahm den Kuchen in Angriff. »Wir haben, kurz nachdem der Notruf eingegangen war, ein paar Wagen die Gegend abfahren lassen, aber er war nirgends zu sehen.«
    »Vielleicht wohnt er irgendwo dort unten.«
    »Oder er hatte seinen Wagen in der Nähe geparkt«, meinte er. »Hat sie eine Verabredung für heute abend erwähnt?«
    »Nicht direkt. Es könnte Lester gewesen sein, fällt mir gerade ein. Sie hat gesagt, er hätte schlechte Laune, wie auch immer die sich äußert.« Der Kuchen war von der Sorte, die ich aus der Grundschule kannte: eine perfekte Mischung aus Kirschpapp und pinkfarbenen, verschrumpelten Früchten mit einer papierenen Kruste, die beinahe die Zinken der Gabel ruinierte. Der erste Bissen war der beste, die Kuchenspitze.
    »Ich kann mir kaum vorstellen, daß Lester so etwas getan haben soll. Wenn sie halbtot ist, kann sie nicht arbeiten. Mr. Dickhead lebt nur fürs Geschäft. Er würde seine Mädchen nicht so zurichten. Es war eher ein Freier.«
    »Glaubst du, sie hat irgendeinen Kunden beleidigt?«
    Cheney warf mir einen Blick zu. »Das war keine Kurzschlußhandlung. Dieser Kerl ist vorbereitet gekommen, mit einem Rohr, das er schon eingewickelt hatte, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.«
    Ich aß meinen Kuchen auf und fuhr mit der Gabel über den Styroporteller. Dann sah ich zu, wie das Rot der Kirschkuchenfüllung durch die Zinken der Plastikgabel quoll. Ich mußte an die Gorillas in der Limousine denken und überlegte, ob ich Cheney von ihnen erzählen sollte. Ich war davor gewarnt worden, ihm davon zu berichten, aber mal angenommen, sie waren es gewesen? Ich konnte von ihrem Standpunkt aus allerdings kein Motiv erkennen. Warum sollte ein Anwalt aus Los Angeles eine hiesige Prostituierte umbringen wollen? Wenn er so verrückt nach Lorna war, warum sollte er dann ihre beste Freundin zu Klump schlagen?
    Cheney sagte: »Was?«
    »Vielleicht hat es mit meinen Ermittlungen zu tun.«
    »Möglich, denke ich. Aber wir werden es nie erfahren, wenn wir ihn nicht finden.«
    Er begann, zerknüllte Servietten und leere Papierdosen einzusammeln und die leeren Plastikpackungen auf das Tablett zu stapeln. Zerstreut tat ich es ihm nach und machte den Tisch sauber.
    Als wir in die Notaufnahme zurückkamen, rief Serena im OP an und sprach mit einer der OP-Schwestern. Obwohl ich lauschte, konnte ich keine Informationen heraushören. »Sie können eigentlich genausogut nach Hause gehen«, sagte sie. »Danielle wird immer noch operiert, und wenn sie herauskommt, bleibt sie noch eine Stunde im Wachraum. Danach kommt sie auf die Intensivstation.«
    »Darf ich sie dann sehen?« wollte ich wissen.
    »Vielleicht, aber ich bezweifle es. Sie sind nicht mit ihr verwandt.«
    »Wie schlecht geht es ihr?«
    »Offenbar ist ihr Zustand stabil, aber man kann noch nicht viel sagen, bevor der Chirurg fertig ist. Er kann Ihnen auch Genaueres sagen, aber das wird noch ein Weilchen dauern.«
    Cheney beobachtete mich. »Ich kann dich nach Hause bringen, wenn du möchtest.«
    »Ich würde lieber hierbleiben, anstatt nach Hause zu fahren«, sagte ich. »Mir ist es recht, wenn du gehen willst. Ehrlich. Du brauchst nicht den Babysitter zu spielen.«
    »Es macht mir nichts aus. Um die Uhrzeit habe ich sowieso nichts Besseres zu tun. Vielleicht finden

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